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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0217
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Reformation und Ordnung für das Stift Wunstorf 1598

lehenuffkunften uf maß, wie vorstehet, den
praesentibus et residentibus gleich geacht und
gehalten werden.
Zum fünften sollen die residirende stiftjung-
fern und capitularn, wen sie zu ihren freunden
reisen wollen oder sonsten ihrer geschefte hal-
ber anderswo zu thuen hetten, ohne der vice-
dechantin und des senioris vorwissen und ver-
leubnuß von Wunstorff nicht verrucken, noch
uber die zeit, so ihnen von denselben bestimmet
und erleubet wirt (welches des jahrs uber ein-
oder zwei- und jedesmahl uber vierzehen tage,
drei oder vier wochen nach gelegenheit nicht
geschehen noch zugelassen werden soll) nicht
auspleiben, sondern wider zum stift eilen und
ihres beruffs und gottesdienstes mit fleiß ab-
warten, und solches sol sowoll uf die vice-
dechantin und seniorn als die andern residirende
stiftspersohnen gemeint und sie hierzu gleicher
gestalt verbunden sein.
Da aber einer oder mehr hiewider thuen, ahn
erleubnuß hinwegziehen oder uber die zu-
gelassene zeit auspleiben wurden, der oder die-
selben sollen, so oft es geschicht, des vierten
theils ihrer canonicat oder lehen uffkunften
priviret und dasselbe deme, so von der absen-
tium ufkunften colligiret wirt, accresciren und
addiret werden.
Zum sechsten sollen auch die kirch, kirchoffe,
kreuzgengen, orgelwerken, kaplanei, opperei,
schul, derselben diener und organisten wohnung,
sambt einem witwenhause respective wider an-
und zugerichtet, befridiget, uffs neu gebauet9,
auch furter in guetem wolstande erhalten, ge-
bessert und dazu die im stift an den großen und
sonsten wollgelegene wuste hauß- und hoffstede,

9 1570 war ein großer Teil der Stiftsgebäude
eingeäschert worden; vgl. J. Chr. Brasen,
a.a.O. 135.
10 Die Michaeliskapelle nahe der Hauptkirche
auf dem Stiftskirchhof war 1370 nebst dem
Beneficium Michaelis Archangeli von der
Aebtissin Jutte gestiftet worden. Zum Besitz
des Benefiziums u. zum Dienst in der Ka-
pelle sollte jeweils von der Aebtissin ein
Kanonikus gewählt werden. Dieser Kanonikus
war verpflichtet, jede Woche 4 Messen zu

auch die zu den canonicaten S. Gertrudis et
Michaelis gehörende kapell10 uff dem stifts-
kirchhoffe sampt den garten, wiesen und kam-
pen, sie gehören, zu wem sie wollen, kegen ge-
buerliche werdierung und bezahlung genommen
und gebraucht und die daruff laufende bau-
kosten aus der fabrica gereicht und gestanden
werden.
Die ebtey, dechanei, jungfern und canonicorum
heuser und wohnungen aber von den possesoribus
und inhabern derselben ohn zuthun der fabricae
gebauet, gebessert und in wesentlichen stande
erhalten, wie dan auch die turken-, reichs-,
land- und andere steuren, schatzungen und
tributiones, so dem stift Wunstorff als einem
landstande unsers furstenthumbs Braunschweig,
Calenbergischen theils, vorfallen und obliegen
werden, desgleichen die zehrungen uff landtage
[und zu andern reisen nicht aus der fabrica11]
oder kirchen uffkunften, wie eine zeithero ge-
schehen, genommen, sondern von und aus der
stiftsjungfern und canonicorum uffkunften pro
rato zusammengebracht werden sollen.
Zum siebenden sollen die teutschen psalmen
nicht halb noch stuckweise, sondern ganz in
der kirchen gesungen und alle unordnungen ab-
geschaffet und unterlassen werden, die vice-
dechantin, senior, jungfern, capitularn, prediger,
schueldiener und organisten in religionssachen,
es sey in doctrina oder ceremoniis, unserer
christlichen kirchenordnung12 und Corpori doc-
trinae Julio13 sich gemes verhalten, alle stifts-
persohnen furderlich citirt und ihnen diese re-
formatio und ordnung, das sie sich derselben
untergeben und bequemen, angekundigt und uff-
erlegt, die, so noch keine pflicht gethan, die-
lesen. Vgl. J. Chr. Brasen, a. a. O. 281 f., zu
den Kanonikaten S. Gertrudis und Michaelis
auch ibid. 121.
11 So. vier Kopien im Staatsarchiv Hannover,
Cal. Br. Arch. Des. 7 A Gen. Nr. 13 a, fol. 110
-123, und Cal. Br. Arch. Des. 7 Stift Wunstorf
Nr. 31 (dreimal).
12 Gemeint ist die Kirchenordnung für Braun-
schweig-Wolfenbüttel von 1569; Sehling VI,
1, 83 ff.
13 Vgl. oben S. 891, Anm. 13.

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