Göttingen
sülvest, ock syne kyndere unde huszgesynde,
darhen tho holdende uth christlyker leve plich-
tig syn, dat heylsame, trostlyke wort Godes tho
geordenten dagen unde stunde (sovele uns Godt
gnade vorlehnet) truwelick anthohörende unde
tho bettheringe inthobilden.
Von ehre unde geboden Godes tho hand-
havende.
Over der ehre Godes schullen unde willen
wy, huszwerthe unde huszwerdynne, sovele wy
von Gode gnade hebben, eyn jowelk in synem
huse, vor sick sülvest, kyndere unde husz-
gesynde, vasteholden. Opentlige Godes unde sy-
nes wordes lesterynge, overmetich thodrinkent,
woker, ehebrock, horeryge, bedreichlyke dobel-
spele5 unde andere sünde unde lastere, welke
godtlyken geboden strackes unde wetentlick ent-
kegen, myt ernstem vlyte vormyden, vorhoyden
unde wehren. Unde wee in dussen dyngen sick
nicht recht hild, willen wy tor betterynge er-
mahnen. Wo he dat vorachten würde, scholde
he von der overicheyt gestraffet werden.
Von der latinischen schole6.
Wy willen in unser stadt alletydt eynen rede-
lyken, wolgelerten man tho eynem scholmestere
hebben unde demesülven eynen redelyken solt
bestellen, uppe dat jo de jögent erstlick wol
underwyset unde angefort werde, dewyle ör
geraden unde vorderfen genzlick an der ersten
anwysinge steyt. Wat aver der jogent erstlick
schall vorgeholden werden, leren genoichsamlick
halb der Wallbefestigung der Gesamtstadt,
im 15. Jh. neu erbaut; 5. die Marienkirche,
um 1300 als Pfarrkirche der Neustadt im
Westen der Gesamtstadt errichtet, bald dar-
auf von Herzog Otto v. Braunschweig dem
Deutschen Ritterorden übergeben, der sich
wohl erst kurz zuvor in Göttingen nieder-
gelassen hatte, in den folgenden Jhh. noch
stark vergrößert. Vgl. A. Saathoff, Kirchen-
geschichte, 7 ff. 31 ff. 45 ff.; E. Hennecke,
Die Kirchen in u. um Göttingen, in ZnKG
42, 1937, 178 ff.; R. Scharrenberg, in ZnKG
de weydelyken7 deynere Christi, D. Pomeranus
in der brunswigschen ordenynge8 unde Doctor
Luther in eynem besundern boykeschen9, tho
solker underricht geschreven. Wy willen ock
deme scholmestere eynen wolgelerten gesellen
holden; deme willen wy eine erlyke besoldynge
geven, darmede hee wol möge uthkomen. Daren-
boven wilien wy ock deme scholmestere eynen
guden cantorem holden, de eyn erfarner musicus
sy, umme des godesdenstes und staitlicker [!]
underwysinge der jogent willen, de se degelick
eine stunde nha middage in der musica lernen
unde öven schall.
Szo willen wy ock mit der tydt esme rede-
lyke düdesche knabenschole uprichten, welkes
ock christlich unde hoich von nöden ys, dar-
mede wy doch noch eyne tydt redelyker or-
saka [!] halven stille staen werden. Doch der-
gestalt, de dewyle begheret, dat syne kyndere
düdesch lernen mögen, dat desülven in der
latinischen schole besondern ymme düdesken
uppet allertruwelykeste schullen schriven unde
lesen ghelert werden.
Von der junkfrouenschole.
Unde nachdeme ydt ock christlick unde hoch
von nöden ys, dat ein düdesche junkfrouenschole
by uns upgerichtet unde dartho eyne erbare,
redelyke fruwe vorordent werde, welke de kyn-
dere schriven unde lesen lerne, tho godesforchte,
guden seden unde dogenden mit lere unde orem
wandele anföre, willen wy ock eyne junkfruwen-
schole hebben, besonderlick, dewyie wy wetten,
50, 11 ff.; O. Fahlbusch, Göttingen i. Wandel
der Zeiten. 1952, 47 ff.
5 = Würfelspiele; vgl. Schiller u. Lübben I,
529.
6 Zur Lateinschule vgl. Einleitung, oben S. 905.
' = stattlichen; vgl. Schiller u. Lübben V, 654.
8 Gemeint ist die KO der Stadt Braunschweig
von 1528; Sehling VI, 1, 348 ff.; vgl. die Schul-
ordnung ibid. 362 ff.
9 An die Ratherren aller Städte deutsches
Lands, daß sie christliche Schulen aufrich-
ten und halten sollen. 1524; WA 15, 27 ff.
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sülvest, ock syne kyndere unde huszgesynde,
darhen tho holdende uth christlyker leve plich-
tig syn, dat heylsame, trostlyke wort Godes tho
geordenten dagen unde stunde (sovele uns Godt
gnade vorlehnet) truwelick anthohörende unde
tho bettheringe inthobilden.
Von ehre unde geboden Godes tho hand-
havende.
Over der ehre Godes schullen unde willen
wy, huszwerthe unde huszwerdynne, sovele wy
von Gode gnade hebben, eyn jowelk in synem
huse, vor sick sülvest, kyndere unde husz-
gesynde, vasteholden. Opentlige Godes unde sy-
nes wordes lesterynge, overmetich thodrinkent,
woker, ehebrock, horeryge, bedreichlyke dobel-
spele5 unde andere sünde unde lastere, welke
godtlyken geboden strackes unde wetentlick ent-
kegen, myt ernstem vlyte vormyden, vorhoyden
unde wehren. Unde wee in dussen dyngen sick
nicht recht hild, willen wy tor betterynge er-
mahnen. Wo he dat vorachten würde, scholde
he von der overicheyt gestraffet werden.
Von der latinischen schole6.
Wy willen in unser stadt alletydt eynen rede-
lyken, wolgelerten man tho eynem scholmestere
hebben unde demesülven eynen redelyken solt
bestellen, uppe dat jo de jögent erstlick wol
underwyset unde angefort werde, dewyle ör
geraden unde vorderfen genzlick an der ersten
anwysinge steyt. Wat aver der jogent erstlick
schall vorgeholden werden, leren genoichsamlick
halb der Wallbefestigung der Gesamtstadt,
im 15. Jh. neu erbaut; 5. die Marienkirche,
um 1300 als Pfarrkirche der Neustadt im
Westen der Gesamtstadt errichtet, bald dar-
auf von Herzog Otto v. Braunschweig dem
Deutschen Ritterorden übergeben, der sich
wohl erst kurz zuvor in Göttingen nieder-
gelassen hatte, in den folgenden Jhh. noch
stark vergrößert. Vgl. A. Saathoff, Kirchen-
geschichte, 7 ff. 31 ff. 45 ff.; E. Hennecke,
Die Kirchen in u. um Göttingen, in ZnKG
42, 1937, 178 ff.; R. Scharrenberg, in ZnKG
de weydelyken7 deynere Christi, D. Pomeranus
in der brunswigschen ordenynge8 unde Doctor
Luther in eynem besundern boykeschen9, tho
solker underricht geschreven. Wy willen ock
deme scholmestere eynen wolgelerten gesellen
holden; deme willen wy eine erlyke besoldynge
geven, darmede hee wol möge uthkomen. Daren-
boven wilien wy ock deme scholmestere eynen
guden cantorem holden, de eyn erfarner musicus
sy, umme des godesdenstes und staitlicker [!]
underwysinge der jogent willen, de se degelick
eine stunde nha middage in der musica lernen
unde öven schall.
Szo willen wy ock mit der tydt esme rede-
lyke düdesche knabenschole uprichten, welkes
ock christlich unde hoich von nöden ys, dar-
mede wy doch noch eyne tydt redelyker or-
saka [!] halven stille staen werden. Doch der-
gestalt, de dewyle begheret, dat syne kyndere
düdesch lernen mögen, dat desülven in der
latinischen schole besondern ymme düdesken
uppet allertruwelykeste schullen schriven unde
lesen ghelert werden.
Von der junkfrouenschole.
Unde nachdeme ydt ock christlick unde hoch
von nöden ys, dat ein düdesche junkfrouenschole
by uns upgerichtet unde dartho eyne erbare,
redelyke fruwe vorordent werde, welke de kyn-
dere schriven unde lesen lerne, tho godesforchte,
guden seden unde dogenden mit lere unde orem
wandele anföre, willen wy ock eyne junkfruwen-
schole hebben, besonderlick, dewyie wy wetten,
50, 11 ff.; O. Fahlbusch, Göttingen i. Wandel
der Zeiten. 1952, 47 ff.
5 = Würfelspiele; vgl. Schiller u. Lübben I,
529.
6 Zur Lateinschule vgl. Einleitung, oben S. 905.
' = stattlichen; vgl. Schiller u. Lübben V, 654.
8 Gemeint ist die KO der Stadt Braunschweig
von 1528; Sehling VI, 1, 348 ff.; vgl. die Schul-
ordnung ibid. 362 ff.
9 An die Ratherren aller Städte deutsches
Lands, daß sie christliche Schulen aufrich-
ten und halten sollen. 1524; WA 15, 27 ff.
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