Göttingen
Dat Godt den gheystlyken eelick tho wer-
dende vorgont hefft unde derhalven wy
nicht tho vorbeydende wetthen.
Dewyle dat vorbot der gheystlyken personen
ehe15 nicht allene weder de natur, sundern ock
der godtlyken schrift thowedder, wo uth Paulo
primo ad Tit. [6] unde 1. ad Timoth. 4. cap. [3]
klerlick bewyset wert, dartho weder itlyke olde
dreplyke concilia unde dat gheystlyke recht sül-
vest ahn vehlen örden ys, welkes hyre antho-
zeigende unnödich ys:
Derhalven wy den gheystlyken nicht tho noh-
mende wetten, dat ohne Godt sülvest gyfft unde
tholett. Darumme willen wy hirinne eynen ydern
synes rechten unde friheyt lathen unvorhyndert
gebruken, wo ydt ohme gefellet.
Wy willen aver nicht allene allen gheyst-
lyken personen by verlust orer lehyne unde
ernstlyker straffe, sondern by uns ock allen
andern inwonem düsser stadt aller unehlick
byslapent unde bywohnen emstlick vorboden
hebben unde over düssem vorbode ock harde
holden, unde szo dat eymanth overtreden würde,
ernstlick straffen.
Von den ordenslüden.
Idt ys dorch uns, den erbarn rath, gylde-
mestere, middelere unde ganze ghemein16 ein-
drechtigen beslothen, bewilliget unde vor guth
angesehin, dewyle de klostere mit uns 16a tho den
Barvothen unde Peuelern17 deme evangelio ent-
jegen unde argeliche, de kloysterpersonen stait-
15 Vgl. oben S. 730, Anm. 30.
16 Vgl. die erweiterte Formel unten S. 914 f. mit
den Anmerkungen 36 u. 37.
16a = bei uns.
17 Die Franziskaner hatten sich um 1300 in der
Stadt niedergelassen. Ihr Kloster befand sich
im Osten der alten ummauerten Stadt. Sie
verließen Göttingen 1533 auf Drängen des
Rates. Die Franziskanerkirche (auf dem heu-
tigen Wilhelmsplatz) wurde 1820 auf Abbruch
verkauft. — Ungefähr zur selben Zeit wie
die Franziskaner hatten sich auch die Do-
minikaner in Göttingen niedergelassen (an-
scheinend etwas später). Ihr Kloster befand
sich im Westen der alten Stadt. 1533 ver-
ließen auch die letzten Dominikaner die Stadt,
nachdem die meisten schon vorher abgezogen
lick tho beschickende, unde den, dat sze sick
ores uthganges hynforder entholden schullen,
anthoseggende unde dorch de geschickten den
personen, szo nicht kloisterkyndere unde alhire
mit uns ingekleydet, sick in andern örtheren
tho vorsehende, orleff tho gevende. Averst mit
denjennigen, szo mit uns ingekleydet, schall ge-
handelt unde ohne erstlick, eff sze ore kledynge
in eyn wertlick kleyd vorwandelen unde sick
uth deme klosterleven geven willen, angesecht
werden, unde welker solkes tho doynde geneget,
sick uth deme klostere tho gevende, eyn hanht-
werk tho lernen, edder, de tho deme studio
bequeme edder fellich wehren unde studeren
wolde, deme mit gelde nha syner gelegenheyt
dartho behülplick tho syn. De aver mit alder
edder süst beschwerth unde tho ampten tho
lernen, edder der werlet undeinstbar unde jho
in den klostern blyven wolden, den schall unde
wil man in eynem jowelken klostere twey schaf-
fere edder proveste verordenen, de sze mit
themelyker unde nottroftiger foydynge besorgen
schullen.
Von byllykem unde evangelischem banne.
Wen man uth der christlyken ghemeyne ban-
nen schall, begenet18 uns Godes worth Matthei
am 18. [17] unde 1. Cor. 5 [11], nemelick alle
dejennigen, szo vor brodere geholden syn willen
unde dorch oren geloven mit christlykem gehor-
same unde gudem wandele nicht bewysen, wo
Christus secht: Szo de sündigede broder de
waren. Im Paulinerkloster wurde 1542 — je-
doch nur vorübergehend — eine Lateinschule
eingerichtet. Die Paulinerkirche ist heute in
die Universitätsbibliothek einbezogen. — Das
dritte Kloster der Stadt, das St. Annenkloster,
ist hier noch übergangen. Es lag im Osten
der Stadt gegenüber dem Franziskanerkloster
und war mit Nonnen des Franziskanerordens
belegt. Es existierte bei der Einführung der
Reformation erst kurze Zeit und war von
geringerer Bedeutung. Zur Einführung des
Protestantismus dort vgl. Einleitung, oben
S. 903, im übrigen A. Saathoff, Kirchen-
geschichte, 27 ff. 50 f.; G. Erdmann, 50. 45 f.;
O. Fahlbusch, a. a.O. 69. 68 f.
18 = begegnet.
910
Dat Godt den gheystlyken eelick tho wer-
dende vorgont hefft unde derhalven wy
nicht tho vorbeydende wetthen.
Dewyle dat vorbot der gheystlyken personen
ehe15 nicht allene weder de natur, sundern ock
der godtlyken schrift thowedder, wo uth Paulo
primo ad Tit. [6] unde 1. ad Timoth. 4. cap. [3]
klerlick bewyset wert, dartho weder itlyke olde
dreplyke concilia unde dat gheystlyke recht sül-
vest ahn vehlen örden ys, welkes hyre antho-
zeigende unnödich ys:
Derhalven wy den gheystlyken nicht tho noh-
mende wetten, dat ohne Godt sülvest gyfft unde
tholett. Darumme willen wy hirinne eynen ydern
synes rechten unde friheyt lathen unvorhyndert
gebruken, wo ydt ohme gefellet.
Wy willen aver nicht allene allen gheyst-
lyken personen by verlust orer lehyne unde
ernstlyker straffe, sondern by uns ock allen
andern inwonem düsser stadt aller unehlick
byslapent unde bywohnen emstlick vorboden
hebben unde over düssem vorbode ock harde
holden, unde szo dat eymanth overtreden würde,
ernstlick straffen.
Von den ordenslüden.
Idt ys dorch uns, den erbarn rath, gylde-
mestere, middelere unde ganze ghemein16 ein-
drechtigen beslothen, bewilliget unde vor guth
angesehin, dewyle de klostere mit uns 16a tho den
Barvothen unde Peuelern17 deme evangelio ent-
jegen unde argeliche, de kloysterpersonen stait-
15 Vgl. oben S. 730, Anm. 30.
16 Vgl. die erweiterte Formel unten S. 914 f. mit
den Anmerkungen 36 u. 37.
16a = bei uns.
17 Die Franziskaner hatten sich um 1300 in der
Stadt niedergelassen. Ihr Kloster befand sich
im Osten der alten ummauerten Stadt. Sie
verließen Göttingen 1533 auf Drängen des
Rates. Die Franziskanerkirche (auf dem heu-
tigen Wilhelmsplatz) wurde 1820 auf Abbruch
verkauft. — Ungefähr zur selben Zeit wie
die Franziskaner hatten sich auch die Do-
minikaner in Göttingen niedergelassen (an-
scheinend etwas später). Ihr Kloster befand
sich im Westen der alten Stadt. 1533 ver-
ließen auch die letzten Dominikaner die Stadt,
nachdem die meisten schon vorher abgezogen
lick tho beschickende, unde den, dat sze sick
ores uthganges hynforder entholden schullen,
anthoseggende unde dorch de geschickten den
personen, szo nicht kloisterkyndere unde alhire
mit uns ingekleydet, sick in andern örtheren
tho vorsehende, orleff tho gevende. Averst mit
denjennigen, szo mit uns ingekleydet, schall ge-
handelt unde ohne erstlick, eff sze ore kledynge
in eyn wertlick kleyd vorwandelen unde sick
uth deme klosterleven geven willen, angesecht
werden, unde welker solkes tho doynde geneget,
sick uth deme klostere tho gevende, eyn hanht-
werk tho lernen, edder, de tho deme studio
bequeme edder fellich wehren unde studeren
wolde, deme mit gelde nha syner gelegenheyt
dartho behülplick tho syn. De aver mit alder
edder süst beschwerth unde tho ampten tho
lernen, edder der werlet undeinstbar unde jho
in den klostern blyven wolden, den schall unde
wil man in eynem jowelken klostere twey schaf-
fere edder proveste verordenen, de sze mit
themelyker unde nottroftiger foydynge besorgen
schullen.
Von byllykem unde evangelischem banne.
Wen man uth der christlyken ghemeyne ban-
nen schall, begenet18 uns Godes worth Matthei
am 18. [17] unde 1. Cor. 5 [11], nemelick alle
dejennigen, szo vor brodere geholden syn willen
unde dorch oren geloven mit christlykem gehor-
same unde gudem wandele nicht bewysen, wo
Christus secht: Szo de sündigede broder de
waren. Im Paulinerkloster wurde 1542 — je-
doch nur vorübergehend — eine Lateinschule
eingerichtet. Die Paulinerkirche ist heute in
die Universitätsbibliothek einbezogen. — Das
dritte Kloster der Stadt, das St. Annenkloster,
ist hier noch übergangen. Es lag im Osten
der Stadt gegenüber dem Franziskanerkloster
und war mit Nonnen des Franziskanerordens
belegt. Es existierte bei der Einführung der
Reformation erst kurze Zeit und war von
geringerer Bedeutung. Zur Einführung des
Protestantismus dort vgl. Einleitung, oben
S. 903, im übrigen A. Saathoff, Kirchen-
geschichte, 27 ff. 50 f.; G. Erdmann, 50. 45 f.;
O. Fahlbusch, a. a.O. 69. 68 f.
18 = begegnet.
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