Kirchenordnung 1531
ghemeyne nicht hören wil, schaltu ohne holden
wo eynen heyden unde tolner. Unde Paulus
secht: Nu aver hebbe ick juw geschreven, szo
jemant ys, de sick leth eynen broder nohmen
unde ys eyn boler, gytziger edder eyn aff-
gödischer edder eyn schelder edder eyn drunken-
bolthe edder eyn röver, mit demesülvigen schole
gy ock nicht ethen. Sollyken christlyken bann
willen wy in unszer ghemeyne bruken. Den un-
rechten unde tyrannschen geltbann aver willen
wy nich mehr gestaden.
Dejennigen aver, szo ahn Godes worth sick
nicht betthern willen unde der ghemeyne straffe
verachten, de schullen doch von der overicheyt
ohre vordeynhen straffe uppet allerernstligesthe
entfangen.
Von unthemelyken wyns-, beyrs- unde
barnewynszechen19.
Wy willen ock ernstlick vorboden hebben, dat
hynforder neymant vor edder under der pre-
dynge godtlykes wordes, vornemelick des Son-
dages unde hilligen dagen, tho deme ghebranthen
noch rynschen wyne edder beyre ghaen. Wo je-
mant dat gebot vorachten unde darover er-
funden worde, schullen werth unde gesthe uppe
der stede thor straffe ingetogen werden.
Von unlust under der predige.
Wy willen ock hynforder neyne pypen edder
bungen 20 noch ander geschrey unde unlust under
der predynge uppe den gasszen, kerckhoven
noch thornen by ungnediger straffe hebben.
Von wyghende.
Wather, wörthe, lechte, krudere unde dergelyken
willen wy hynforder nicht mehr wyghen21.Denn
sollyke creaturen synd von Gode guth geschapen,
eyn jowelk tho ohrem ghebruke, Gen. 1, synt
ock alreyde von Gode gewyget unde gehilliget.
Von kerckeneren edder oppermennen.
Wy willen och erlyke kerckenere in jowelker
kercken bestellen22, de godtforchtich, den pre-
digern gehorsam syn unde Godes worth mit
syngende, lesende unde andern dyngen forderen
mogen.
Von fyerdagen.
Synthemal wy wetthen uth der hilligen schrift,
dat by den Christen alle dage gelyke hillich
synd, willen wy nicht uth noth noch plicht,
sundern uth leve unde wilköre, Godes worde
tho den ehren, tho betrachtinge der ganzen
christlichen ghemein nottorft,umme heymsokynge
der armen unde kranken, ock christlyker leve
willen, uppe dat de mynschen, dorch de dage-
lyken arbeit bemoyet und geschwecket, ohr lyff
unde geliddere rauwen unde weder thor kraft
unde23 macht komen, dusse vyrdage ock na
gewontheyt der stadt Brunswick 24 holden, neme-
lick alle Sondage, de drey groten festhe Christi:
Wynachten, Ostern, Pingisthen; dartho den nygen
jaresdach, epiphanie, purificationis25, annunctia-
tionis26 unde visitationis Marie27, ascentionis
Domini, Johannis Baptiste unde Michaelis.
19
20
21
barnewyn = Branntwein.
pypen edder bungen = pfeifen oder auf die
Trommel schlagen. Vgl. dazu die KO für
Braunschweig. 1528; Sehling VI, 1, 385.
Zu den Benediktionen vgl. oben S. 799, Anm.
99. Die Kerzenweihe (oben nicht genannt)
fand vor allem an Mariä Lichtmeß (2. Febr.),
jedoch auch zu anderer Zeit statt. Die ge-
weihten Kerzen wurden im Hause aufbewahrt
und bei mancherlei Gefahren, wie Gewitter,
Krankheit usw., angezündet, um so die bösen
Mächte abzuwenden. Vgl. A. Franz, Die kirch-
lichen Benediktionen im Mittelalter I. 1909,
442 ff„ die Kerzenweihe an Mariä Lichtmeß:
Röm. Meßbuch, 789 ff. (Proprium Missarum
de Sanctis, 2. Febr.), dazu die Benedictiones
candelarum im Rit. Rom. — Vgl. auch hier
die Braunschweiger KO von 1528 (Sehling VI,
1, 386), die freilich statt „wörthe“ „vür“,
außerdem noch „awet“ nennt. Würze und
Kräuter sind wesentlich dasselbe. Die Kräu-
terweihe an Mariä Himmelfahrt begegnet als
„krutwiginge“ und „wortwiginge“.
22 Vgl. hierzu oben S. 909 b. Anm. 13 a.
23 Druckvorlage: under.
24 Sehling VI, 1, 396 ff.
25 2. Februar.
26 25. März.
27 2. Juli.
911
ghemeyne nicht hören wil, schaltu ohne holden
wo eynen heyden unde tolner. Unde Paulus
secht: Nu aver hebbe ick juw geschreven, szo
jemant ys, de sick leth eynen broder nohmen
unde ys eyn boler, gytziger edder eyn aff-
gödischer edder eyn schelder edder eyn drunken-
bolthe edder eyn röver, mit demesülvigen schole
gy ock nicht ethen. Sollyken christlyken bann
willen wy in unszer ghemeyne bruken. Den un-
rechten unde tyrannschen geltbann aver willen
wy nich mehr gestaden.
Dejennigen aver, szo ahn Godes worth sick
nicht betthern willen unde der ghemeyne straffe
verachten, de schullen doch von der overicheyt
ohre vordeynhen straffe uppet allerernstligesthe
entfangen.
Von unthemelyken wyns-, beyrs- unde
barnewynszechen19.
Wy willen ock ernstlick vorboden hebben, dat
hynforder neymant vor edder under der pre-
dynge godtlykes wordes, vornemelick des Son-
dages unde hilligen dagen, tho deme ghebranthen
noch rynschen wyne edder beyre ghaen. Wo je-
mant dat gebot vorachten unde darover er-
funden worde, schullen werth unde gesthe uppe
der stede thor straffe ingetogen werden.
Von unlust under der predige.
Wy willen ock hynforder neyne pypen edder
bungen 20 noch ander geschrey unde unlust under
der predynge uppe den gasszen, kerckhoven
noch thornen by ungnediger straffe hebben.
Von wyghende.
Wather, wörthe, lechte, krudere unde dergelyken
willen wy hynforder nicht mehr wyghen21.Denn
sollyke creaturen synd von Gode guth geschapen,
eyn jowelk tho ohrem ghebruke, Gen. 1, synt
ock alreyde von Gode gewyget unde gehilliget.
Von kerckeneren edder oppermennen.
Wy willen och erlyke kerckenere in jowelker
kercken bestellen22, de godtforchtich, den pre-
digern gehorsam syn unde Godes worth mit
syngende, lesende unde andern dyngen forderen
mogen.
Von fyerdagen.
Synthemal wy wetthen uth der hilligen schrift,
dat by den Christen alle dage gelyke hillich
synd, willen wy nicht uth noth noch plicht,
sundern uth leve unde wilköre, Godes worde
tho den ehren, tho betrachtinge der ganzen
christlichen ghemein nottorft,umme heymsokynge
der armen unde kranken, ock christlyker leve
willen, uppe dat de mynschen, dorch de dage-
lyken arbeit bemoyet und geschwecket, ohr lyff
unde geliddere rauwen unde weder thor kraft
unde23 macht komen, dusse vyrdage ock na
gewontheyt der stadt Brunswick 24 holden, neme-
lick alle Sondage, de drey groten festhe Christi:
Wynachten, Ostern, Pingisthen; dartho den nygen
jaresdach, epiphanie, purificationis25, annunctia-
tionis26 unde visitationis Marie27, ascentionis
Domini, Johannis Baptiste unde Michaelis.
19
20
21
barnewyn = Branntwein.
pypen edder bungen = pfeifen oder auf die
Trommel schlagen. Vgl. dazu die KO für
Braunschweig. 1528; Sehling VI, 1, 385.
Zu den Benediktionen vgl. oben S. 799, Anm.
99. Die Kerzenweihe (oben nicht genannt)
fand vor allem an Mariä Lichtmeß (2. Febr.),
jedoch auch zu anderer Zeit statt. Die ge-
weihten Kerzen wurden im Hause aufbewahrt
und bei mancherlei Gefahren, wie Gewitter,
Krankheit usw., angezündet, um so die bösen
Mächte abzuwenden. Vgl. A. Franz, Die kirch-
lichen Benediktionen im Mittelalter I. 1909,
442 ff„ die Kerzenweihe an Mariä Lichtmeß:
Röm. Meßbuch, 789 ff. (Proprium Missarum
de Sanctis, 2. Febr.), dazu die Benedictiones
candelarum im Rit. Rom. — Vgl. auch hier
die Braunschweiger KO von 1528 (Sehling VI,
1, 386), die freilich statt „wörthe“ „vür“,
außerdem noch „awet“ nennt. Würze und
Kräuter sind wesentlich dasselbe. Die Kräu-
terweihe an Mariä Himmelfahrt begegnet als
„krutwiginge“ und „wortwiginge“.
22 Vgl. hierzu oben S. 909 b. Anm. 13 a.
23 Druckvorlage: under.
24 Sehling VI, 1, 396 ff.
25 2. Februar.
26 25. März.
27 2. Juli.
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