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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0231
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Kirchenordnung 1531

lendesbrödern aver willen wy, ein erbar radt,
handelen dermathen, dat sze des nicht schaden,
beschweringe noch sick tho beklagende schullen
hebben.
Idt schullen ock de kastenmestere alle fest-,
Sondage unde hillige dage in der kerken under
der predinge de almisszen von den Christen bid-
den unde de predigere dat volk vlytich er-
mahnen, den armen de almisszen tho gevende.
We uth dem kasten erholden schall werden32.
Uth den kasten schullen vorszoldet unde er-
holden werden de predigere unde de kerken-
denere.
Unde alle ware arme lüde, szo olders edder
krankheit halven nicht konnen erwerfen unde
ock nicht hebben, dat sze bilke de almisszen
nohmen.
Item de twey primissien unde alle lehne, so
ein erszam rath to vorlehende hefft33, sambt
orhen huszen unde inkömen schullen den kasten
der kercken thogewant werden tho erholdinge
der predigere, in welken sze synd.
Unde ydt schullen in jowelker parren veyr
kastenmeistere syn, de dar godtforchtich, erlike
lüde unde der gerechticheit leyfhebbere syn,
welke eyn tynszregister edder twey hebben, alle

scheinend ist es dazu nicht gekommen. Einem
Bericht vom Ende des 16. Jh.s zufolge soll
sie zur Zeit, da Göttingen im schmalkal-
dischen Bund war, abgebrochen sein, damit
sie keinen Stützpunkt für Heinrich von Wol-
fenbüttel bieten könnte. Demnach muß sie
bis dahin außerhalb der Stadtbefestigung ge-
legen haben (vgl. A. Ritter, Ueber die Gottes-
häuser der Stadt Göttingen in der Reforma-
tionszeit, in Göttinger Jahrb. 1954, 18. 22). —
Die Heiligen-Geist-Kapelle war schon 1294
mit dem Hospital zum Hl. Geist neben dem
Ordenshause der Deutschritter in der Neu-
stadt gegründet. Der dortige Kaland hatte
sich 1485 mit dem St. Georgskaland ver-
einigen wollen. Das Unternehmen war aber
am Widerspruch des Rates gescheitert. —
Der Kaland an der Nikolaikirche war aus
der Vereinigung des Kalandes St. Jodocus, der
seinen Sitz zuerst in Wüsten-Kerstlingerode
hatte, mit dem Kaland St. Johannis aus Drans-
feld entstanden. Vgl. A. Saathoff, Kirchen-

tynsze unde inname truwelick inmanen, upnoh-
men unde de sambt allen uthgaven enkede34
upschriven schullen.
Item, ydt schollen der kastenmestere jo twey
uppet weynigeste schriven unde leszen könen,
uppe dat sze jo de tynsregistere mit aller in-
name unde uthgifft deste beth vorwaren unde
besorgen mögen.
Idt schullen de andern kastenmestere den-
jennen, szo dat edder de registere hebben, tho
der hand ghaen unde ohne helpen, wen se de
anspreken, tho aller tydt, wat den kasten be-
langet.
Idt schal unde wil ock eyn erbar rath den
kastenmestern helpen tho der betalinge der
tynsze unde andere inkömen des kastens, alszo
ofte sze dat soyken unde ansegghen. Unde wor
jemandes synen tyns tho gevende weygerde,
de hee vormals gegeven hedde, schall unde will
eyn erbar rath demejennen darumbe eyn inlager
gebeyden, wo dat umme der stadt tynsze unde
schulde tho gescheynde wontlick.
Item, ydt schall jerlick eyn edder twey uth
den olden kastenmestern an deme ampte blyven
unde eyn edder twey nige ohnen thogegeven
werden mit rade unde hülpe der predigers unde
der ganzen ghemeyne.

geschichte, 39 ff.; ders., Stadtgeschichte I, 42.
— Die Kalandsbrüder hatten ihren Namen,
weil sie ursprünglich in den Kalenden eines
jeden Monats beraten wollten, welche Feste
im kommenden Monat zu feiern und welche
Almosen zu geben wären.
32 Daß Prediger und Kirchendiener ihren Lohn
aus demselben Kasten erhalten sollten wie
die Armen ihr Almosen, entspricht der Leis-
niger Kastenordnung von 1523; Sehling I, 601 f.
Die Braunschweiger KO von 1528 sieht außer
dem Armenkasten einen Schatzkasten für die
kirchlichen Belange vor; Sehling VI, 1, 453 ff.
33 Der Patronat über die 5 großen Pfarrkirchen
lag zwar nicht beim Rat, wohl aber der Pa-
tronat über Kapellen und einzelne Altäre und
die Verwaltung von Stiftungen; vgl. hierüber
ausführlich R. Scharrenberg, in ZnKG 50,
14 ff. 21 ff.; K. Wellschmied, 10. 13. 19.
34 = zuverlässig, genau; vgl. Schiller u. Lübben
I, 665 ff.

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