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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0233
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Kirchenordnung 1531

telere37 unde ganze ghemeyne38, Gode tho den
ehren, synem evangelio thor forderynge, ock
ganzer ghemeyner stadt tho fromen, forderinge
ghemeynes fredes unde eynicheyt düsse christ-
lyke ordenynge in der korte vorfathet, ghe-
maket unde upgerichtet, willen wy ock in aller-
mathen, wo se vorordenet ys, stede unde vaste
holden. Unde se kumpt mit der brunswigischen
ordenynge overeyn, daruth wy ock vele punkte
genohmen hebben. Denne wowoll wy von Godes
gnaden woll hedden uth der godtlyken schrift
eyne beszundere unde gröthere ordenynge könen
maken, hebben wy doch vor guth angesehen,
dat wy uns in den meisten stücken nach der
ordenynge der lövelyken stadt Brunswigk len-
keden unde hilden uth orszaken, dat wy de
ordenynge, dorch den truwen godesdeyner D.
Johann Pomer gestelt, in neynerleye wech tho
straffen noch tho betthern wetten, idt were
denne sake, dat nha unszer stadt gelegenheyt
ichteswes vorandert were, dat nicht Godes wörth
noch de lere, sundern de uterligen dynge allene
belangede.
Thom andern, dat wy ahne dat von older tydt
her uns nha der hövetstadt in Sasszen, Brun-
swigk, gerne holden unde gheberen.
Unde szo unsze ordenynge ohrer korte halben
nicht genochszam berichtede in allen nödigen
dyngen den christlyken leszere, willen 39 wy ohne
in de brunswigeschen ordenynge, darinnen wy-
dern bericht, ock orszake unde grund unszer
lere unde ordenynge tho halende, hirmede ge-

wyszet hebben, tho welker ock wy vonwegen
ohrer fullenkomenheyt wydere thoflucht hebben
unde ohrer gebruken willen, so ofte dat de
noth erfordert.
Wyder syn wy ock, unszer vorordente pre-
digere, overbödich unde bereide, alle tydt jo-
welker unde aller punkte düsszer ordenynge yder-
manne, szo dat beghert, he sy, wee hee wille,
ghenochszame orszake unde bewys mündlick
edder schriftlick mith bewerther godtlyker schrift
anthozeigen. Dat wolden wy deme christlyken
leszere nicht bergen unde ohne darmede Gode
befolhen hebben.
Von annehminge düsser ordenunge.
Düsse christlyke ordenynge sampt allen unde
jowelken punkten unde articulen schall unde
will eyn erbar raedt genzlick mith vlyte uth-
richten unde vorhelpen, dat sze dorch erlicke
kastenmestere fullentogen unde uthgerichtet
werde. Unde eyn erbar raedt unde de ganze
stadt unde ghemeyne hebben alle düsse orde-
nunge von den scholen, predicanten, kasten unde
anderen dyngen, wo vorordent ys, eyndrechtigen
bewilliget unde tho holdende angenohmen am
Palmendage, boven gemelt, dartho in unszem
kercken opentlick vorkündigen unde tho dank-
seggynge Te Deum laudamus40 singen lathen.
Godt geve vordan syne gnade dartho dorch
Jhesum Christum. Amen. Datum Gottingen am
Palmendage anno 1530.

Gedrucket tho Wittemberch
dorch Hans Lufft.
1531.

nehmste Gilde war die Kaufmannsgilde; außer-
dem gab es die Schuhmacher-, Bäcker-, alte Wol-
lenweber- u. Leinewebergilde. Die Schneider,
Schmiede u. neuen Wollenweber sowie die
Knochenhauer bildeten Innungen bzw. Ge-
nossenschaften mit je 2 Meistern an der
Spitze, die auch zum Ratskollegium gehör-
ten. Vgl. G. Erdmann, 12 ff.; R. Scharrenberg,
in ZnKG 50, 4 f.
37 Das Institut der „Mittler“, bestehend aus 10
Männern, war spontan am 20. 10. 1529 ins
Leben gerufen worden. Als sich der Rat der

Einführung der Reformation noch wider-
setzte, hatte die ev. Partei diese Männer
auserkoren, den Rat aufzufordern, daß er die
evangelische Predigt freigäbe, was am näch-
sten Tag auch geschah. Das Institut der
Mittler wurde nun beibehalten und weiter
ausgebaut. Vgl. G. Erdmann, 28 ff.; R. Scharren-
berg, in ZnKG 52, 45, Anm. 483.
38 Vgl. oben S. 910 bei Anm. 16.
39 Druckvorlage: wysen.
40 Wackernagel I, Nr. 26.

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