Verpflichtung des Superintendenten 1600
7. Officium superintendentis Grubenhagici1.
Instructio fürstl. braunschweigischen consistorii, worauf der superintendens des fursten-
thumbs Grubenhagen anno 1600 ist angewiesen und beeidigt worden.
1. Das er sich, dem corpori doctrinae Julio2
und formulae ooncordiae3 im gesunden ver-
stande durchaus gleichmeißig in thesi et anti-
thesi zu lehren und, das seine untersetzten pfar-
herrn dergleichen thun mugen, vleisiche aufsicht
zu haben verpflichte.
2. Das er sich in ceremonien und verwaltung
seines ampts stracks nach der kirchenordnung4
richten, jedoch wo in ceremonien ein anders ge-
funden wurde, soll er nichts ohne erhollete er-
klerung und bescheid des fürstlichen consistorii
endern; den hierin mit vleiß zu bedenken ist,
was ohne ergerniße der eintfaltigen geschehen
müge oder nicht.
3. Das er die puncta, die landesfurstliche hocheit
betreffent, als da sind probatio, confirmatio et
immissio aller kirchen- und schuldiener 5, in gu-
ter acht habe, und wo dawider gehandelt wurde,
solichs nicht stillschweigent verhengen, sondern
zu jederzeit dem consistorio berichten.
4. Das er kein dorf oder hauß von seiner
superintendenz eximiret achte, noch jemands mit
seiner befohlnen visitation6 in seinem unterge-
gebenen gezirk praeterire, es sei den furstlicher
1 Druckvorlage: Aktenstück aus dem- Staats
achiv Hannover, Celle Br.Arch.Des. 57 b P
Nr. 3. — Der Superintendent: M. Kon-
rad Steinmann, geb. etwa 1550, Superinten-
dent von Grubenhagen 1598—1624, vorher Rek-
tor der Klosterschule Riddagshausen, † 5.4.
1624; vgl. R. Steinmetz, Die Generalsuper-
intendenten von Grubenhagen, ZnKG 41, 81
ff.; Ph. Meyer, Die Pastoren der Landeskir-
chenHannovers usw. I. 1941, 492.
2 Vgl. oben S. 891, Anm. 13.
befehlich solcher exemption verhanden. Da sich
auch jemandes solches inspection nicht under-
werfen wolte, solt ers ungeseumbt in furstliche
consistorium berichten.
5. Es soll der superintendens keine offentliche
sunde oder ärgerliche handel den pastoribus und
kirchendienern ubersehen, oder wo es nicht balt
durch sie geendert werden magk, an gebuhrliche
orter berichte.
6. Das er sich keiner händel contra matrimo-
nium unterwinde, auch wieder heimlich noch
offentlich rathe7 oder wissentlich geschehen lasse,
das einige ansprache der ehe halber verschwige,
erlasse oder mit gelde abgekauft werde, sondern
in allen, soviel muglich, pro matrimonio han-
delte, wo es aber nicht fortzubringen, ins furst-
liche consistorium berichte.
7. Das er mit keiner sach das consistorium
leicht bemuhe, sondern alles dasjenige, was kein
praejudicium auf sich haben muchte, auch was
die nottroft erfordert, mit zuthun des landtrosten
und räthe verrichte, das ubrige aber, was be-
denklich und ein praejudicium auf sich hat, zu
dem consistorio berichten soll.
3 Bek. Schr. 739 ff. — Zur Gültigkeit der Kon-
kordienformel im Fürstenthum Grubenhagen
vgl. oben S. 1043, dazu S. 1027.
4 Gemeint ist doch wohl die KO für Braun-
schweig-Wolfenbüttel v. 1569; Sehling VI, 1,
83 ff.
5 Sehling VI, 1, 182 ff. 238 ff.
6 Sehling VI, 1, 195 ff.
7 Dieses Wort ist in der Druckvorlage schwer
zu entziffern.
1109
7. Officium superintendentis Grubenhagici1.
Instructio fürstl. braunschweigischen consistorii, worauf der superintendens des fursten-
thumbs Grubenhagen anno 1600 ist angewiesen und beeidigt worden.
1. Das er sich, dem corpori doctrinae Julio2
und formulae ooncordiae3 im gesunden ver-
stande durchaus gleichmeißig in thesi et anti-
thesi zu lehren und, das seine untersetzten pfar-
herrn dergleichen thun mugen, vleisiche aufsicht
zu haben verpflichte.
2. Das er sich in ceremonien und verwaltung
seines ampts stracks nach der kirchenordnung4
richten, jedoch wo in ceremonien ein anders ge-
funden wurde, soll er nichts ohne erhollete er-
klerung und bescheid des fürstlichen consistorii
endern; den hierin mit vleiß zu bedenken ist,
was ohne ergerniße der eintfaltigen geschehen
müge oder nicht.
3. Das er die puncta, die landesfurstliche hocheit
betreffent, als da sind probatio, confirmatio et
immissio aller kirchen- und schuldiener 5, in gu-
ter acht habe, und wo dawider gehandelt wurde,
solichs nicht stillschweigent verhengen, sondern
zu jederzeit dem consistorio berichten.
4. Das er kein dorf oder hauß von seiner
superintendenz eximiret achte, noch jemands mit
seiner befohlnen visitation6 in seinem unterge-
gebenen gezirk praeterire, es sei den furstlicher
1 Druckvorlage: Aktenstück aus dem- Staats
achiv Hannover, Celle Br.Arch.Des. 57 b P
Nr. 3. — Der Superintendent: M. Kon-
rad Steinmann, geb. etwa 1550, Superinten-
dent von Grubenhagen 1598—1624, vorher Rek-
tor der Klosterschule Riddagshausen, † 5.4.
1624; vgl. R. Steinmetz, Die Generalsuper-
intendenten von Grubenhagen, ZnKG 41, 81
ff.; Ph. Meyer, Die Pastoren der Landeskir-
chenHannovers usw. I. 1941, 492.
2 Vgl. oben S. 891, Anm. 13.
befehlich solcher exemption verhanden. Da sich
auch jemandes solches inspection nicht under-
werfen wolte, solt ers ungeseumbt in furstliche
consistorium berichten.
5. Es soll der superintendens keine offentliche
sunde oder ärgerliche handel den pastoribus und
kirchendienern ubersehen, oder wo es nicht balt
durch sie geendert werden magk, an gebuhrliche
orter berichte.
6. Das er sich keiner händel contra matrimo-
nium unterwinde, auch wieder heimlich noch
offentlich rathe7 oder wissentlich geschehen lasse,
das einige ansprache der ehe halber verschwige,
erlasse oder mit gelde abgekauft werde, sondern
in allen, soviel muglich, pro matrimonio han-
delte, wo es aber nicht fortzubringen, ins furst-
liche consistorium berichte.
7. Das er mit keiner sach das consistorium
leicht bemuhe, sondern alles dasjenige, was kein
praejudicium auf sich haben muchte, auch was
die nottroft erfordert, mit zuthun des landtrosten
und räthe verrichte, das ubrige aber, was be-
denklich und ein praejudicium auf sich hat, zu
dem consistorio berichten soll.
3 Bek. Schr. 739 ff. — Zur Gültigkeit der Kon-
kordienformel im Fürstenthum Grubenhagen
vgl. oben S. 1043, dazu S. 1027.
4 Gemeint ist doch wohl die KO für Braun-
schweig-Wolfenbüttel v. 1569; Sehling VI, 1,
83 ff.
5 Sehling VI, 1, 182 ff. 238 ff.
6 Sehling VI, 1, 195 ff.
7 Dieses Wort ist in der Druckvorlage schwer
zu entziffern.
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