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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0434
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Einbeck

sonderlich einem armen, beschwerlich, so sol hir-
mit geordent und gesatzt sein, das hinforth ein
ider, der belehent wird, das erste jar der ganzen
nutzung mangelen und entberen und von dem-
selbigen des verstorben erben oder fruntschaften
die helfte, und dieweile die kirchen des erschreck-
lichen brandes* 11 halben und sunst auch in an-
dern herschaften an ihren gutern mit unzeitlichen
beschatzungen hoch und merglich beschedigt und
bezwert werden, so soll die ander helfte des-
selbigen carentienjares der fabriken zu bau und
besserung und anderer nottorft folgen, damit die
kirchen und ihre nodtorft, so sie doch nicht viel
inkommens haben, mogen erhalten werden. Wo
aber ein canonicus oder vicarius zwischen Sanct
Jacobi und Martini tage 12 sterbt, so sollen seine
erben oder freuntschafte mit der prebenden, wie
dem verstorben uff den darzwischen Michaelis
geboret13, gesetiget sein und das capittel mit
dem ganzen folgenden jare zu behuff der fa-
briken, wie obgemelt, geweren lassen. Aber nach
demselben ersten jar soll der neue belehenter
zu fullenkomener uffborung13a treten und ge-
stattet werden.
Und soll zwischen den residenten und ab-
senten gehalten werden, wie vor alters her-
komen ist14, vorbeheltlich des, wan ein be-
lehenter, er sey canonicus oder vicarius, in der

ein Jahr in den Genuß der Einkünfte kom-
men. Vgl. H. L. Harland I, 100 ff. 390 f. 398 f.
140. 417 f. 424 f.
11 Bei einer großen Feuersbrunst 1540 brannten
fast alle Gebäude der Stadt gänzlich aus;
vgl. H. L. Harland II, 108 ff.
12 Zwischen 25. Juli und 10. November.
13 Nämlich bei Schluß der Kornernte.
13a — Erhebung der Einkünfte; vgl. Schiller' u.
Lübben V, 106.
14 Nach den alten Statuten in St. Alexandri
mußte ein Kanonikus, um die vollen Ein-
künfte seiner Präbende zu genießen, wenig-
stens 10 Monate im Jahr anwesend sein.
War ein Kanonikus ganz abwesend, so wurde
von der Hälfte seiner Einkünfte ein Vikar
besoldet. Die Statuten des Marienstifts be-
stimmten, daß ein abwesender Kanonikus
nur die Kornfrüchte haben sollte. — Vergün-
stigungen genossen solche, die aus Studien-
gründen abwesend waren. Vgl. H. L. Harland
I, 101. 392 f. 140. 414. 420.

schule oder in unserm als des patronen hofe-
dinste were, so soll derselbige pro residente.
geachtet und ihme fullenkomende nutzung und
gefelle, nichts ausgescheiden, gleich den residen-
tibus folgen15.
Des statutengeldes 16 halben sol es hinfort also
gehalten werden, das ein neuer canonicus ad
Sanctum Alexandrum dreissigk gulden und zu
unser lieben frauen zwenzig gulden munz als
den gulden zu zwenzig mariengroschen17 oder
dren pfunden, wie der disses orts genge und
geneme ist, zu rechenen, und nemlich die helfte
in einem maneth frist nach entpfangener posses-
sion und die ander helfte in dem ersten jar, wan
er, der canonicus, zu der uffborung und nutzung
seiner prebenden kommen ist, unverzoglich geben
und bezalen. Solch statutengelt sollen die andern
canonici nicht under sich teilen, sondern nach-
deme die stift und kirchen, wie oben berort, in
andern herschaften an ihren gutern zwerlich
beschatzet werden, sonderlich auch dieweil die
kirche Sancti Alexandri so gar vorbrent ist
etc., an und in die fabriken zu gebau und bes-
serung und anderer nottorft keren und wenden.
Hiruber sol der belehenter zu statutengelt nichts
mher zu geben schuldig sein, und wiewol einem
armen eynig gelt18 pro statutis zu geben be-
zwerlich, so soll idoch disses in ansehung der
15 In St. Alexandri war es bisher so gewesen,
daß ein Kanonikus, wollte er residieren und
die vollen Einkünfte seiner Präbende emp-
fangen, gänzlich aus dem Hofdienst aus-
scheiden mußte; vgl. H. L. Harland I, 101.
401.
16 Jeder neu eintretende Kanonikus hatte sog.
Statutengelder zu zahlen. In St. Alexandri
waren es anfangs 40, seit 1406 50 rheinische
Gulden. Außerdem war noch einiges an Sach-
werten zu entrichten. Vgl. H. L. Harland I,
103. In St. Marien hatte das Statutengeld 40
rheinische Gulden betragen. Ferner waren
dem Kämmerer 6 Ellen langes Tuch und dem
Scholaren ein rheinischerGulden zu reichen
gewesen; vgl. H. L. Harland I, 140. 418. 425.
17 Vgl. oben S. 865, Anm. 12.
18 Hs im Stadtarchiv Einbeck: wiewol einen
neuen cuius geld.

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