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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0451
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Kirchenordnung 1581

tung etc. und thut folgends diese rede drauf:
Allhie hört ihr lieben Christen, das uns, die wir
zu predigern und pastoren beruffen sind und
sein sollen, wird befohlen die gemein, so Chri-
stus durch sein blut erworben hat, das wir sie
weiden sollen mit dem reinen wort Gottes, auch
wachen und fleissig zusehen, das sich nicht
etwan rotten und wölfe unter den armen scheff-
lein einmengen. Darumb nennet es Paulus ein
köstlich werk. Sollen auch für unser person
züchtig und erbarlich leben und unsere weiber,
kinder und gesinde christlich gewehnen und auf-
erziehen etc.
Seid ihr dann nun solches zu thun geneigt, so
sprechet ja darzu.
Nu19, lieber bruder N., ihr seid darzu be-
ruffen von Gott dem Herrn, das ihr ein ge-
treuer diener Christi sein solt, in der gemein
zu N. seinen heiligen namen zu füren, mit rei-
ner lehr des seligmachenden worts Gottes, zu
welchen wir euch durch Gottes gewalt ordnen
und senden, als uns Gott gesandt hat. Derhalben
wachet mit ernst, sehet fleissig zu und bittet
Gott, das er euch in solcher hohen vocation wolle
erhalten, das ihr nicht etwan durch falsche,
irrige lehr, ketzerey, sekten, auch nicht durch
eigene gedanken abfallen, sondern in gottes-
furcht, threuem fleisse, stetigem gebete solches
möget anfangen und in Christo verrichten und
vollenden. Darumb legen wir unsere hende auf
euer heupt von wegen unsers erzbischoffs Jhesu
Christi und setzen euch in das ampt in dem
namen des Vaters, des Sohns und des heiligen
Geistes.
Betet ein Vater unser.
Darnach spreche der superattendens:
Barmherziger Gott, himlischer Vater, der du
durch den mund deines geliebten Sohns, unsers
Herrn Jhesu Christi, zu uns hast gesprochen
[Mt 9, 37 f.]: Die ernte ist gros, aber wenig sind
der arbeiter, bittet den Herren der ernte, das

19 Folgender Absatz steht nicht in Luthers
Ordinationsformular.
20 Folgender Segenswunsch fehlt in Luthers
Ordinationsformular.

er arbeiter in seine ernte sende!, auf diesen dei-
nen göttlichen befehl bitten wir dich von herzen,
du wollest diesen deinen diener sampt uns und
allen, so zu deinem worte beruffen sein, deinen
heiligen Geist reichlich geben, das wir mit gros-
sem haufen deine evangelisten sein, getreue und
feste bleiben wieder den teufel, welt und fleisch,
damit dein name geheiliget, dein reich vermehret
und dein wille vollbracht werde. Wollest auch
dem leidigen greuel des babsts und Mahomets
sampt andern rotten und schwermern, die dei-
nen namen lestern, dein reich zerstören, deinem
willen wiederstreben, steuren und wehren und
ihr vorhaben zunichte machen. Solch unser gebet
(dieweil du es selbst geheissen, geleret und die
erhörunge versprochen hast) wollestu gnedig-
lichen aufnemen, als wir dann glauben und
trauen, durch deinen geliebten Sohn Jhesum
Christum, unsern Herren, der mit dir und dem
heiligen Geiste lebet und herrschet in ewigkeit.
Amen.
Der20 Herr sey mit euerm geiste, auf das ihr
hingehet und viel frucht bringet und eure früchte
bleiben mögen. Und wir, lieber bruder in Chri-
sto N., wünschen euch glück und segen darzu,
das ihr wandelt in gottesfurcht und vertrauen
zu dem Herrn. Amen.
IV.
Von der praesentation oder introduction
eines predigers.
Im21 anfang der introduction sol man singen
Nu bitten wir den heiligen Geist etc.22. Darauf
sol der inspector desselben orts, so mit bey der
praesentation sein sol, eine predigt thun von dem
ministerio verbi oder sonsten eine andere ma-
teriam nemen, so dazu dienstlich. Nach gethaner
predigt sol der superattendens für den altar
treten und den neuen pastorn neben sich zur
linken hand stellen, darbey dann auch der in-
21 Vgl. zum folgenden Absatz Wolfenbüttler
KO v. 1569 (Sehling VI, 1, 190), dazu Höf-
ling, 145.
22 Wackernagel III, Nr. 28. Ev. Kgb. Nr. 99.

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