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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0452
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Hoya

spector des orts sein sol, und sol der super-
attendens folgende erinnerung thun.
Lieben kaspelsleute oder freunde in Christo,
nachdem der allmechtige Gott nach seinem gne-
digen willen euern gewesenen pastorn und seel-
sorger N. N. von diesem jammerthal zu sich hin-
weggenommen in die ewige freude und ihr auf
gethane vermanung, von uns dienem des worts
geschehen, umb einen fromen, gelerten und
christlichen pastorn und seelsorger nach dem
befehl Christi, unsers seligmachers, Matth. 9 [38],
bey dem Herrn der ernte, dem allmechtigen
Gott, mit dem gebete und anruffung herzliche
ansuchung gethan, deßgleichen auch in solchem
fall unsers, so im predigampt sein, rhats hier-
inne gebrauchet, damit ihrs mit der vocation
eines tüchtigen mannes in diesen gefehrlichen
zeiten recht möcht treffen, haben wir solch euer
anliegen und hohe notturft von herzen bewogen
und nach herzlicher anruffung Gottes auf diesen
gegenwertigen N. N. gedacht, auch nicht unter-
lassen, berürte notturft und gelegenheit dem wol-
gebornen und edlen herrn, herrn Otten, graffen
zur Hoya und Bruchausen etc., unserm gnedigen
herrn, demütiglichen zu vermelden, mit demütiger
bitt, ihr G. als eine christliche obrigkeit und
lehenherr der zeitlichen güter, so zu dieser pfar-
ren N. zur aufenthaltung eines pastorn geliehen
sein, auch als ein liebhaber, schutzherr und be-
förderer der rechten, waren religion, heilsamer
lehr und rechtschaffener prediger, mögen sol-
chem heilsamen, göttlichem werk mit gnedigem
rhat gnediglich beywohnen. Nachdem nun wol-
gemelter unser gnediger herr und oberkeit sich
gemeltes nothwendigs christliches fürhaben ihrer
G. unterthanen in gnaden gefallen lassen, ist
dieser gegenwertiger N.N. von mir im beywesen
der andern inspectorn in den heuptstücken der
reinen christlichen lehr examiniret und nach be-
findung seiner geschickligkeit und auf gezeug-
nis seiner aufrichtigkeit und erbaren wandels
ferner von uns durch auflegung der hende in
der kirchen zum heiligen predigampt ordiniret.

23 WATR I, 197 f„ Nr. 453 (Veit Dietrichs Nach-
schriften Anf. des Jahres 1533); in unserm

Und sein wir nun allhie gegenwertig, erstlich
anstadt und von wegen unsers lieben Herrn Jhesu
Christi als unsers erzbischoffs, hirten und er-
lösers, welchem diese ganze sache ist, darnach
auch von wegen wolgemeltes unsers gnedigen
herrn als unser christlichen obrigkeit, welche
in solchen hohen sachen dem Herrn Christo nach
dem 2. [10 f.] und 24. [7] psalm dienet, pforten
und thüren eröffnet, und füren diesen beruffenen
und ordinirten N. N. allhier in diese kirchen zu
N. etc.
Und bey solcher einfürung wollet euch nicht
verdriessen lassen, kürzlich zu vernemen, weß
gegenwertigem eurem pastori in seinem ampt
gegen Gott und auch gegen euch kaspelsleuten
und dargegen, was euch gegen ihme zu thun
gebüren wil.
Nachfolgende stück sol der pastor fleissig be-
denken und denselben ernstlich nachleben:
Erstlich sol er von herzen und mit steter an-
dacht ansehen unsern Herrn und erlöser Jhesum
Christum als den stifter des predigampts, wel-
cher spricht Johan. am 15. [16]: Ich hab euch
gesetzet, das ihr hingehet und bringet viel früchte
etc. Daher wil er auch in diesem ampt von
seinen dienern geliebet sein, als er spricht Johan.
am 21. [16 f.]: Petre, hastu mich lieb, so weide
meine schaff etc. Daraus ferner diß erfolget, so
jemand ohne liebe Christi, seiner ehren und heil
seiner christlichen gemeine zu diesem ampt sich
begeben würde, das derselbe wenig frucht schaf-
fen, auch die werk seiner vocation und stück
seines ampts mit ernst nicht ausrichten, darzu
sich von der bestendigkeit, so im ampt nötig,
leichtlich würde lassen abwenden. Daher Doc-
tor Lutherus23 spricht: Wenn ich schreiben solte
von eines predigers last, welche er tragen und
ausstehen muß, so würde ich jederman vom
predigampt abschrecken. Denn ein gottfürch-
tiger prediger muß also gesinnet sein, das ihm
nichts liebers sey als sein Herr und heyland
Christus Jhesus und das zukünftige leben, auf
das, wenn er schon diß leben und alles ver-
Text nach Aurifabers 1. Ausgabe der Tisch-
reden, a. a.O. 198.

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