Hoya
teneatur. Et ut levius est de plano corruere,
sic gravius est qui de sublimi ceciderit dignitate,
quia ruina quae de alto est, graviori casu
colliditur.
Hieronymus ad Oceanum34: Perdit autoritatem
docendi, cuius sermo opere destituitur. Hinc Menan-
der35 etiam ait: Persuadet narrantis vita, non
oratio etc.
Darumb wollen wir keinen, der mit eusser-
lichen ergerlichen stücken und lastern, auch welt-
lichen hendeln, so ihm nicht geziemen, behaftet
ist, als trunkenpolten,hurer,ehebrecher, wucherer,
haderer, krüger, kaufleute, hendeler, flucher und
schandmeuler zu pastorn, predigern, schulmei-
stern, küstern und organisten leiden35a.
Dieweil dann auch, ein advocat, procurator
causarum und notarius, item ein medicus zu
sein, sich bey einem prediger des evangelii gar
ubel reimen; dann sie sich zu ihrer facultet
fleissig halten sollen nach dem proverbio36:
Spartam quam nactus es orna, item: Ne sutor
ultra crepidam, und sonderlich, weil Paulus [1. K
9,25] spricht: Qui militat Deo, non immisceat
sese rebus secularib., und wird ihnen, ihr ampt
recht auszufüren, bange gnug werden und beyde
hende voll arbeit geben, derwegen wollen wir
keine personen, so sich berürter profession ge-
brauchen, zu predigern und pastorn haben.
Es sollen unsere pastorn sich auch teglich in
ihrer kleidung fein und erbarlich halten, für-
nemlich aber, wenn sie den gottesdienst ver-
richten in der kirchen, feine lange röcke an-
ziehen, wie dasselbe von alters her in der kir-
chen gebreuchlich gewesen, die kurzen mentel
und reuter-, kaufleutetracht und allen leicht-
fertigen weltlichen ornat vermeiden, auch ihren
weibern und kindern, solches zu thun, befehlen
und auferlegen, damit dem gemeinen man kein
ergernis gegeben werde und niemand ursach
finden möge, das ampt umb der ungebürlichen
pracht willen, so zu zeiten bey den weibern ge-
funden wird, zu verachten und den predigern
ungünstig zu werden. Hievon mögen sie lesen,
was Petrus schreibt 1. Pet. 3 [3 ff.] und Paulus
1. Tim. 3 [11].
Nachdem wir auch hören, das etliche unsere
pastorn auf etliche artickel der kirchenord-
nung37 nichts geben und die execution in den
wind schlagen, gibt uns solches eine vermutung,
das sie ihres gewissens und ampts wenig achten
müssen. Derwegen wir hiemit alle und jede wol-
len ernstlichen gewarnet haben, das sie den ge-
setzten punkten fleissig nachkommen und den-
selben durch ihre unachtsamkeit, sonderlichs gut-
dünken und ubrige weißheit nichts abbrechen,
es geschehe dann mit unserer visitatorn rhat
und bedenken. Würden sie aber solches ver-
achten, gedenken wir, sie für keine pastorn zu
leiden.
Wir wollen uns auch ungern, wie Paulus [1. Tim
5,22] jedermenniglich warnet, mit wissenschaft
frembder sünde teilhaftig machen. Derhalben
befehlen wir allen und jeden unsern pfarherrn,
schulmeistern und küstern, das sich niemand
lange von seinem kaspel und ampt, es sey eine
oder mehr nacht, ohne nötige ursach begebe
und habe von unsern verordneten inspectorn ein
jeder in seinem eingesetzten ampt verlaub ge-
nommen und eine tüchtige und wolbekante per-
son aus seiner nachbarschaft in unser graff-
schaft in seinem abwesen gefördert und be-
stellet37a.
Es sollen auch unsere pastorn mit guten bü-
chern versorget sein. Derhalben gebieten wir
den diaken der kirchen, das sie in der kirchen
34 Ep. 69, 8; MSL 22, 662. CSEL 54, 695.
35 Menander: griech. Komödiendichter, 342—291
v. Chr.; vgl. zu unserm Text Fragm. 532 (Ed.
A. Koerte, P. II. Leipzig 1953). Sentenz aus J.
Stobaeus, Eclogae III, 37, 5 (Wachsmut-Hense
1894).
35a Entspricht Art. I der KO 73 (Funck, 154. Rich-
ter II, 353).
36 Vgl. A. Otto, Die Sprichwörter u. sprich-
wörtl. Redensarten der Römer. 1890, 329 u. 97.
37 Hier muß an die KO 73 gedacht sein.
37a Entspricht KO 73, Art. II, Sect. VI (Richter
ter II, 354).
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teneatur. Et ut levius est de plano corruere,
sic gravius est qui de sublimi ceciderit dignitate,
quia ruina quae de alto est, graviori casu
colliditur.
Hieronymus ad Oceanum34: Perdit autoritatem
docendi, cuius sermo opere destituitur. Hinc Menan-
der35 etiam ait: Persuadet narrantis vita, non
oratio etc.
Darumb wollen wir keinen, der mit eusser-
lichen ergerlichen stücken und lastern, auch welt-
lichen hendeln, so ihm nicht geziemen, behaftet
ist, als trunkenpolten,hurer,ehebrecher, wucherer,
haderer, krüger, kaufleute, hendeler, flucher und
schandmeuler zu pastorn, predigern, schulmei-
stern, küstern und organisten leiden35a.
Dieweil dann auch, ein advocat, procurator
causarum und notarius, item ein medicus zu
sein, sich bey einem prediger des evangelii gar
ubel reimen; dann sie sich zu ihrer facultet
fleissig halten sollen nach dem proverbio36:
Spartam quam nactus es orna, item: Ne sutor
ultra crepidam, und sonderlich, weil Paulus [1. K
9,25] spricht: Qui militat Deo, non immisceat
sese rebus secularib., und wird ihnen, ihr ampt
recht auszufüren, bange gnug werden und beyde
hende voll arbeit geben, derwegen wollen wir
keine personen, so sich berürter profession ge-
brauchen, zu predigern und pastorn haben.
Es sollen unsere pastorn sich auch teglich in
ihrer kleidung fein und erbarlich halten, für-
nemlich aber, wenn sie den gottesdienst ver-
richten in der kirchen, feine lange röcke an-
ziehen, wie dasselbe von alters her in der kir-
chen gebreuchlich gewesen, die kurzen mentel
und reuter-, kaufleutetracht und allen leicht-
fertigen weltlichen ornat vermeiden, auch ihren
weibern und kindern, solches zu thun, befehlen
und auferlegen, damit dem gemeinen man kein
ergernis gegeben werde und niemand ursach
finden möge, das ampt umb der ungebürlichen
pracht willen, so zu zeiten bey den weibern ge-
funden wird, zu verachten und den predigern
ungünstig zu werden. Hievon mögen sie lesen,
was Petrus schreibt 1. Pet. 3 [3 ff.] und Paulus
1. Tim. 3 [11].
Nachdem wir auch hören, das etliche unsere
pastorn auf etliche artickel der kirchenord-
nung37 nichts geben und die execution in den
wind schlagen, gibt uns solches eine vermutung,
das sie ihres gewissens und ampts wenig achten
müssen. Derwegen wir hiemit alle und jede wol-
len ernstlichen gewarnet haben, das sie den ge-
setzten punkten fleissig nachkommen und den-
selben durch ihre unachtsamkeit, sonderlichs gut-
dünken und ubrige weißheit nichts abbrechen,
es geschehe dann mit unserer visitatorn rhat
und bedenken. Würden sie aber solches ver-
achten, gedenken wir, sie für keine pastorn zu
leiden.
Wir wollen uns auch ungern, wie Paulus [1. Tim
5,22] jedermenniglich warnet, mit wissenschaft
frembder sünde teilhaftig machen. Derhalben
befehlen wir allen und jeden unsern pfarherrn,
schulmeistern und küstern, das sich niemand
lange von seinem kaspel und ampt, es sey eine
oder mehr nacht, ohne nötige ursach begebe
und habe von unsern verordneten inspectorn ein
jeder in seinem eingesetzten ampt verlaub ge-
nommen und eine tüchtige und wolbekante per-
son aus seiner nachbarschaft in unser graff-
schaft in seinem abwesen gefördert und be-
stellet37a.
Es sollen auch unsere pastorn mit guten bü-
chern versorget sein. Derhalben gebieten wir
den diaken der kirchen, das sie in der kirchen
34 Ep. 69, 8; MSL 22, 662. CSEL 54, 695.
35 Menander: griech. Komödiendichter, 342—291
v. Chr.; vgl. zu unserm Text Fragm. 532 (Ed.
A. Koerte, P. II. Leipzig 1953). Sentenz aus J.
Stobaeus, Eclogae III, 37, 5 (Wachsmut-Hense
1894).
35a Entspricht Art. I der KO 73 (Funck, 154. Rich-
ter II, 353).
36 Vgl. A. Otto, Die Sprichwörter u. sprich-
wörtl. Redensarten der Römer. 1890, 329 u. 97.
37 Hier muß an die KO 73 gedacht sein.
37a Entspricht KO 73, Art. II, Sect. VI (Richter
ter II, 354).
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