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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0480
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Hoya

dig werde, durch Jhesum Christum, unsern Herrn.
Amen.
Alia forma, ubi infans in puerperio non
baptizatus mortuus est25.
Wir danken dir, himlischer Vater, durch Jhe-
sum Christum, deinen lieben Sohn, das du dieser
deiner dienerin ein gethreuer nothelfer und bey-
stand in ihren tödtlichen engsten und schmerzen
gewesen bist und sie nach deiner veterlichen
gnade und gütigkeit aus dem bette ihrer krank-
heit geholfen und als ein barmherziger heyland
die zeit und stunde zur besserung ihres lebens
erstrecket hast, so du doch nach deiner gerech-
tigkeit und ihrem verdienst wol macht gehabt,
sie zugleich mit der frucht ihres leibes von die-
ser erden wegzunemen. Wir bitten dich, lieber
Vater, das du ihr den geist und verstand ver-
leihest, deinen heimlichen rhat seliglich anzu-
legen, und das sie deinen göttlichen befehl und
ihren beruff mit gottseliger ubung also voll-
bringen möge, das sie durch ihr gewissen als
eine unwirdige kindespflegerin nicht gestrafft
werde, sondern in rechter erkentnis und im
waren glauben deß möge gewiß sein, das du
ihr kindlein aus dieser giftigen welt durch deine
gnedige errettung beyzeiten hinweggerücket habst
und ihr zugleich mit demselben kreuze ursach
geben, alles, was auf dieser erden ist, umb dei-
netwillen gerne zu verlassen und dir, als dem
unvergenglichem gute und ewigem schatz, allein
nachzudenken und anzuhengen. Das bitten wir
durch Jhesum Christum, deinen lieben Sohn, un-
sern Herren. Amen.
XIV.
Von der christlichen confirmation oder
offentlichen verhör derer, so erstlich zum
heiligen abendmal gehen26.
Die christliche confirmation ist ein alter ge-
brauch, welcher auch in der ersten kirchen ge-
wesen. Ob aber wol derselbe durch des babsts
satzung, wie auch andere gute ordnung, in ein

25 Folgendes Gebet ist auch in der Waldeck’schen
KO v. 1556 enthalten. Die Varianten sind un-
bedeutend.

kinderspiel verkeret, da man die kinder mit
consecrirtem papistischem öhle begossen und in
rechter lehr und erkentnis Christi nicht weiter
unterweiset noch bestettiget, so haben wir den-
noch umb des mißbrauchs willen die nützliche,
alte ordnung nicht fallen lassen, sondern allein,
was unrecht ist, abschaffen und den rechten,
waren gebrauch der apostolischen alten con-
firmation in unsern kirchen wieder anrichten
und erhalten wollen, dadurch die alten erinnert,
wie hoch ihnen daran gelegen, das sie ihre kin-
der in der rechten erkentnis Gottes nach der
empfangenen taufe wol unterweisen. Deßglei-
chen, das auch die gevattern erwecket, ihrer
zusage, so sie bey der taufe gethan, mit desto
mehrem fleis in unterweisung der kinder, so sie
aus der taufe gehoben, nachzukommen. Item, das
auch die kinder in dieser handlung des bundes
erinnert, den Gott mit ihnen und sie mit Gott
aufgerichtet und also im glauben gesterket und
jederman verursachet, die jugend zur kinder-
lehr mit mehrem fleis zu befördern, auch die
ganze kirche durch diese handlung zur liebe
und freude der waren gottseligkeit bewogen
werde. Darumb dann auch solche confirmation
billich als eine nützliche ordnung in unsern kir-
chen, doch ohn allen aberglauben und abgöt-
terey folgender gestalt mit christlichen fragen,
offentlicher bekentnis, auch gottseligen vermanun-
gen und gebeten erhalten, ausgerichtet werden
sol.
Erstlich sollen die pastoren die gemeine ver-
manen, das sie ihre kinder, welche noch zum
heiligen abendmal nicht gangen, mit allem fleis
zur predigt des catechismi schicken und sie auch
daheim dazu halten, das sie die heuptstück christ-
licher lehr, darauf sie getauft sein, mit allem
fleis lernen.
Zum andern sollen die pastorn ihr fleissigs
examen mit den kindern halten und eigentlich
zu jeder zeit erfaren, welche zu solcher offent-
lichen bekentnis und bestettigung ihres glau-
26 Das ganze folgende Kapitel lehnt sich eng,
oft wörtlich, an das entsprechende der Wol-
fenbüttler KO v. 1569 (Sehling VI, 1,164 ff.) an.

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