Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0483
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kirchenordnung 1581

mögen, so schickt uns Gott neben der gesetz-
predigt auch allerley krankheit zu, davon Pau-
lus 1. Cor. 11 [32]: Wenn wir gerichtet werden,
so werden wir von dem Herrn gezüchtiget, das
wir mit der welt nicht verdampt werden.
Zum andern solt ihr wissen und von herzen
gleuben, wie ihr denn auch aus den allgemeinen
predigten gelernet habt, das solche angeborne
und begangene sünde durch den mitler Christum
weggenommen und vertilget sein, allen, so in
warer bekerung und glauben seinem evangeli-
schen zusagen anhangen laut seiner eignen wort,
Johan. am 3. [16]: Also hat Gott die welt geliebet
etc. Solche gnedige zusage versiegelt Christus
mit seinem heiligen leibe und blute im abend-
mal und schenkt uns damit alle seine erworbene
güter und wolthaten, auf das wir uns derselben
von herzen annemen und erfreuen mögen.
Zum dritten: Nachdem er euch nun also gne-
diglich angenommen, die sünde vergeben, recht-
fertig erkant und zum erben der seligkeit er-
wehlet, so kan euch keine krankheit, ja, kein
todt von ihm scheiden, wie Paulus spricht Rom. 8
[28]: Denen, die Gott lieben, müssen alle ding
zum besten dienen. Und kan sie von der liebe
Gottes in Christo Jhesu nichts abwenden, es sey
feuer, schwert, hunger, todt oder leben etc. [vgl.
Rm 8, 35]. Derwegen ihr auch, ihr lebet oder
sterbet in dieser krankheit, allzeit des Herrn
seid, Rom. 14 [8], und sol euch nichts uberall
schaden noch hindem.
Darauf lasse er die absolution folgen.
Nachdem nun alles vollzogen, sol der priester
das volk also anreden:
Also spricht Christus Matth. am 18. [19 f.):
Ich sage euch, wo zween unter euch eins wer-
den, warumb es sey, das sie bitten wollen, das
sol ihnen von meinem himlischen Vater wieder-
faren. Denn wo ihr zween oder drey in meinem
namen versamlet sein, da bin ich mitten unter
ihnen.

32 Zur folgenden Vermahnung vgl. die Lüne-
burger KO v. 1564, die Wolfenbüttler KO v.
1569 (Sehling VI, 1, 561 f. 171) und die Olden-
burger KO v. 1573 (Sehling VII).
33 Von hier bis zum Schluß des Formulars lehnt

Folgends redet der pastor ungefehrlich also32:
Lieben freunde, nachdem wir befinden, das un-
ser lieber bruder (oder schwester) in Christo mit
schwerer krankheit beladen und wir ihm in dem
allen nicht besser dienen können denn mit un-
serm christlichen gebet, so wil ich euch sempt-
lich vermanet haben, ihr wollet euer gebet zu-
sammenthun, mit diesem kranken Gott anruffen
und bitten, Gott wolle ihm in seiner krankheit
zu hülfe kommen, im glauben sterken, in rech-
ter anruffung Gottes und christlicher gedult er-
halten und ihm verleihen, was ihm nütz und
gut ist an leib und seel, hie zeitlich und her-
nach ewiglich. Sonderlich das ihm Gott gnade
verleihen wölle, das sacrament wirdiglich zu
empfahen zur sterkung seines glaubens und zu
trost seiner betrübten conscientien. Sprecht mit-
einander das heilige Vater unser. Der pastor bete
auch laut und das volk heimlich mit ihm. Und 33
spreche darauf: Der allmechtige Gott wolle un-
ser gebet gnediglich erhören. Amen.
Und so es sich schicken wil, sol der prediger
auch die artickel des glaubens erzelen.
Darauf spreche er die wort des testaments, und
nach erzelung des ersten teils reicht er dem
kranken den leib Christi, also sprechende: Der
leib unsers Herrn Jesu Christi, für dich in den
todt gegeben, sterke und beware dich im glau-
ben zum ewigen leben. Darnach neme er den
kelch und recitire das ander teil der wort Chri-
sti und reiche darauf dem kranken das blut des
Herrn mit diesen worten: Das blut unsers lie-
ben Herrn Jhesu Christi sterke und beware dich
im rechten glauben zum ewigen leben. Amen.
Darnachspreche der pastor: Lasset uns beten:
Christe, du lamb Gottes, erbarm dich unser etc.
Und zum dritten mal: Gib uns deinen friede.
Amen.
Wir danken dir, allmechtiger Herre Gott, das
du uns durch diese deine heilsame gaben etc.
Wie die collect weiter lautet fol. 4734.
sich unsere KO eng an die Oldenburger v.
1573 (Sehling VII) an, die hier z.T. von der
Lüneburger KO v. 1564 und der Wolfenbüttler
KO v. 1569 abweicht.
34 Vgl. oben S. 1150.

1165
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften