Kirchenordnung 1581
von ihren sünden und ergernis abzustehen, ver-
mane. Wo aber auf solche andermals vermanung
keine besserung folgen würde, das auf den fall
der pastor solches dem inspectori des ampts an-
zeigen, welcher den handel an das consistorium
tragen sol, und so sie nach verhör die offent-
lichen ergernis nicht abstellen wiirde, das sie
denn endlich auf heischen und befehl des consi-
storii durch den pastor in folgender form und
masse in den bann erkleret werden sol.
Es sol der sünder im chor offentlich für die
gemeine gestellet werden, da denn der pastor
diese wort gebrauchen sol55:
Lieben freunde in Christo, ihr wisset, wie die-
ser N. eine raume zeit in der sünde N. gelegen
und damit Gottes zorn uber sich und diese ge-
meine erwecket, auch gros ergernis angericht
hat, und wiewol vielfeltige vermanung durch
mich und andere mehr an ihn geschehen, so hat
man ihn dennoch zur christlichen besserung nicht
bewegen können. Damit nun durch solch unrein,
unruhig schaff nicht eine ganze gemeine herde
vergiftet und das böse exempel ferner keinen
schaden bringen möge, auch Gottes zorn ver-
hütet werde, so ist von den verordneten des
consistorii dieser graffschaft erkant, das dieser
ergerliche und unbusfertige mensch von der
christlichen kirchen abgesondert und also in den
bann erkleret, das er keine sacrament gebrau-
chen oder dazu, ausgenommen der predigt gött-
liches worts, sol gestadtet werden. Der allmech-
tige Gott wolle ihn seine sünde erkennen lassen
und rechte reu in ihm schaffen und zur besserung
des lebens erwecken. Amen.
Nach verlesung dieses sentenz sol der küster
die verweiste person offentlich durch das volk
aus der kirchen füren und gehen lassen56.
Darnach57 sol der rhat oder amptman der
ausgeschlossenen person alle hochzeit und an-
dere ehrlich gesellschaft und versamlung ver-
bieten, und so jemand mit ihr in der herbergen
55 Eine ganz ähnliche Ansprache vgl. in der
Wolfenbüttler KO v. 1569 (Sehling VI, 1, 206).
56 So auch die Wolfenbüttler KO v. 1569 (Seh-
ling VI, 1, 206).
oder andern ehrlichen versamlungen eine zeche
halten oder essen und trinken würde, der sol
der gebür nach gestrafft werden, darnach sich
menniglich zu richten wisse. Es sol aber solcher
verbanter an seiner hantierung und kaufman-
schaft nicht verhindert werden.
So sol auch in der kirchen ein sonderlicher
stuel verordnet werden, dahin der ausgeschlos-
sene unter der sermon sich verfügen mag, die
predigt zu hören; und wann die action des abend-
mals angehet, sol der küster solchen verweiseten
menschen durch das volk hienausfüren, und sol
von keinem auf der gassen oder sonst gegrüsset
werden, biß sich der sünder lerne schemen und
sein leben bessern.
Es sol auch allwege dem amptmanne oder rhat
nach gelegenheit des orts befohlen werden, das
er uber solcher kirchenstraffe ernstlich halte und
dieselbe handhabe.
Da nun solche person durch Gottes gnade zur
busfertigkeit und reue seiner sünde erwecket und
gnade begeren und solches auch mit einem ehr-
lichen wandel bezeugen würde, sol er sich zum
pastor verfügen und sich mit demselben in bey-
wesen der altarleute nottürftig bereden und von
herzen bitten, das er möge zu gnaden auf- und
angenommen werden. Darauf denn der pastor
den folgenden Sontag nach der predigt für der
gemeine anzeigen sol, wie das sich dieser mensch
wiederumb bessern wölle und bitte die kirche
umb verzeihung der gegebenen ergernis, begere
auch, das sie Gott wölle für ihn bitten. Nach der
predigt und dem gebete sol der sünder vor dem
altar niederknien, und sol der pastor ihn offent-
lich also fragen: Ihr wisset, wie schwerlich ihr
den allmechtigen Gott mit der oder den sünden
erzürnet und die liebe gemeine geergert habt,
derwegen frage ich euch, ob ihr solche sünde
auch von herzen bekennet, erkennet und euch
dieselben leid sein. Darauf sol der sünder ja
sagen.
57 Folgende drei Abschnitte der Sache nach auch
in der Wolfenbüttler KO v. 1569 (Sehling VI,
1, 206 f.).
1175
von ihren sünden und ergernis abzustehen, ver-
mane. Wo aber auf solche andermals vermanung
keine besserung folgen würde, das auf den fall
der pastor solches dem inspectori des ampts an-
zeigen, welcher den handel an das consistorium
tragen sol, und so sie nach verhör die offent-
lichen ergernis nicht abstellen wiirde, das sie
denn endlich auf heischen und befehl des consi-
storii durch den pastor in folgender form und
masse in den bann erkleret werden sol.
Es sol der sünder im chor offentlich für die
gemeine gestellet werden, da denn der pastor
diese wort gebrauchen sol55:
Lieben freunde in Christo, ihr wisset, wie die-
ser N. eine raume zeit in der sünde N. gelegen
und damit Gottes zorn uber sich und diese ge-
meine erwecket, auch gros ergernis angericht
hat, und wiewol vielfeltige vermanung durch
mich und andere mehr an ihn geschehen, so hat
man ihn dennoch zur christlichen besserung nicht
bewegen können. Damit nun durch solch unrein,
unruhig schaff nicht eine ganze gemeine herde
vergiftet und das böse exempel ferner keinen
schaden bringen möge, auch Gottes zorn ver-
hütet werde, so ist von den verordneten des
consistorii dieser graffschaft erkant, das dieser
ergerliche und unbusfertige mensch von der
christlichen kirchen abgesondert und also in den
bann erkleret, das er keine sacrament gebrau-
chen oder dazu, ausgenommen der predigt gött-
liches worts, sol gestadtet werden. Der allmech-
tige Gott wolle ihn seine sünde erkennen lassen
und rechte reu in ihm schaffen und zur besserung
des lebens erwecken. Amen.
Nach verlesung dieses sentenz sol der küster
die verweiste person offentlich durch das volk
aus der kirchen füren und gehen lassen56.
Darnach57 sol der rhat oder amptman der
ausgeschlossenen person alle hochzeit und an-
dere ehrlich gesellschaft und versamlung ver-
bieten, und so jemand mit ihr in der herbergen
55 Eine ganz ähnliche Ansprache vgl. in der
Wolfenbüttler KO v. 1569 (Sehling VI, 1, 206).
56 So auch die Wolfenbüttler KO v. 1569 (Seh-
ling VI, 1, 206).
oder andern ehrlichen versamlungen eine zeche
halten oder essen und trinken würde, der sol
der gebür nach gestrafft werden, darnach sich
menniglich zu richten wisse. Es sol aber solcher
verbanter an seiner hantierung und kaufman-
schaft nicht verhindert werden.
So sol auch in der kirchen ein sonderlicher
stuel verordnet werden, dahin der ausgeschlos-
sene unter der sermon sich verfügen mag, die
predigt zu hören; und wann die action des abend-
mals angehet, sol der küster solchen verweiseten
menschen durch das volk hienausfüren, und sol
von keinem auf der gassen oder sonst gegrüsset
werden, biß sich der sünder lerne schemen und
sein leben bessern.
Es sol auch allwege dem amptmanne oder rhat
nach gelegenheit des orts befohlen werden, das
er uber solcher kirchenstraffe ernstlich halte und
dieselbe handhabe.
Da nun solche person durch Gottes gnade zur
busfertigkeit und reue seiner sünde erwecket und
gnade begeren und solches auch mit einem ehr-
lichen wandel bezeugen würde, sol er sich zum
pastor verfügen und sich mit demselben in bey-
wesen der altarleute nottürftig bereden und von
herzen bitten, das er möge zu gnaden auf- und
angenommen werden. Darauf denn der pastor
den folgenden Sontag nach der predigt für der
gemeine anzeigen sol, wie das sich dieser mensch
wiederumb bessern wölle und bitte die kirche
umb verzeihung der gegebenen ergernis, begere
auch, das sie Gott wölle für ihn bitten. Nach der
predigt und dem gebete sol der sünder vor dem
altar niederknien, und sol der pastor ihn offent-
lich also fragen: Ihr wisset, wie schwerlich ihr
den allmechtigen Gott mit der oder den sünden
erzürnet und die liebe gemeine geergert habt,
derwegen frage ich euch, ob ihr solche sünde
auch von herzen bekennet, erkennet und euch
dieselben leid sein. Darauf sol der sünder ja
sagen.
57 Folgende drei Abschnitte der Sache nach auch
in der Wolfenbüttler KO v. 1569 (Sehling VI,
1, 206 f.).
1175