Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0509
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kirchenordnung 1581

und unsern leichnam gespeiset hast. Wir an-
beten, ehren, loben und preisen dich. Wir dan-
ken dir aus grund unsers herzens für alle deine
wolthat, die du uns erzeiget hast. Denn es ist je
billich und recht und ist heilsam, das wir dir,
o heiliger Vater, an allen orten und zu jeder zeit
danksagen durch Christum, unsern Herren. Wenn
du, lieber, getreuer Gott, nach deiner gar wün-
derlichen weißheit, allmechtigkeit und gütigkeit
besuchest das land und wasser, so machest du
es sehr reich. Deine springbrunnen haben was-
sers die fülle. Du lessest unser korn wol ge-
rhaten; denn also bauestu das land, du trenkest
seine farren und feuchtest das gepflügte mit
regen, machest es weich und segnest seine früchte.
Du krönest das jhar mit gutem, und deine fuss-
tapfen triefen von feistem. Die wohnung in der
wüsten sind auch feist, das sie triefen, und die
kleinen berge sind umbher lustig. Die anger sein
vol schaffe und die auen stehen dick mit grase
und korn, das man drüber frölich ist [Ps 65, 10
ff.]. Ach Gott, wie können wir dir immer dan-
ken? So nim nu du, o heiliger, gnediger und gü-
tiger Vater, in gnaden an von deinem volk, die
du gesegnet hast mit den gütern deines hauses,
das wolgefellige lobopfer, nemlich die frucht un-
serer lippen, die deinen namen bekennen, prei-
sen, rhümen und danken. Wir wollen auch solche
deine güte und uber alle maß reiche barmherzig-
keit, welche von der welt her gewesen ist und
in alle ewigkeit weret, rhümen und verkündigen
von geschlechte zu geschlechte bey unsern kin-
dern und nachkomen und dich preisen, das du
gütig und barmherzig bist, gedültig und von
grosser gnade und threu. Und bitten dich, du
wollest uns armen sündern stets gnade beweisen
und bey dir finden lassen durch Jhesum Chri-
stum, unsern Herren. Amen.
Darnach sol man singen, wie folget:
[Noten] Danket dem Herren, der uns all thut
nehren; denn er ist freundlich, sein güte ist ewig,
allem fleische speis gibt er nach seiner weise,
davon sie leben [Ende der Noten].

19b Abs. 1-5 entsprechen KO 73, Art. XV, Sect. I
(Funck, 158. Richter II, 356).

Dem viehe auf erden muß sein futter werden,
den jungen raben, so keine speise haben
und zu ihm schreyen, bald nahrung kreigen,
erhalten werden.
Er hat nicht luste an starker rossesbruste,
die stolzen beine thun ihm gefallen keine
[vgl. Ps 147, 9 f.],
er wil sie brechen und ihren hohmut rechen,
ihm gehört die ehre.
Welche aber leben in der furcht deß Herrn eben
und im glauben seiner güte trauen,
an solchen allen hat er sein wolgefallen,
wil sie erhalten.
Last uns mit schalle Gott danksagen alle
für seine gaben, die wir empfangen haben,
wil uns auch zugleich mit seinem himelreich
ewiglich speisen.
Wer das begeret, spreche von herzen amen.
Sol sein gewert in Jhesu Christi namen,
durch den wir haben vom Vater alle gaben.
Sein ist die gnade.
VII.
Von kirchen und kirchhöfen19b.
Wir ordnen und wollen auch hiemit ernstlich
befohlen haben, das die kirchhöfe in ehren ge-
halten werden und durch die altarleute verschaf-
fet, das sie verschlossen und verwaret bleiben,
damit allerley viehe davon bleiben und unver-
wüstet lassen mögen. Dann sie sind ruhestedte
und schlaffheuser der heiligen Gottes und, wie
sie die Hebreer nennen, kammern der leben-
digen20 etc.
Zum andern ordnen wir, das niemand auf den
kirchhöfen wohne, so brantwein oder bier zap-
fen, bey verlust der wohnung.
Zum dritten, das auch niemand auf dem kirch-
hofe einen kram- oder kaufhandel aufrichten und
auslegen sol.
Zum vierden: So jemand seiner nahrung nach
mit seiner kremerey und kaufmanschaft auf die
feyertage auf unsere kirchdörfer ankomen würde,
seine wahr zu verkeufen, sol er sich doch des-
20 Vgl. Jes 26, 19 f.; 57, 1 f., dazu Dan 12, 13.

1191
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften