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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0514
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Hoya

XIV.
Von schulen und besoldung, so den schul-
meistern zu geben25a.
Wir wollen, das in den stedten und flecken
die schulen mit gelerten und fleissigen schul-
meistern, die man auch mit gebürlicher besol-
dung nach gelegenheit, wenn es die zeit erfor-
dert, ohne verzug gebürlich bezalen sol, bestallt
werden sollen. Wir wollen auch ernstlich den
eltern hiemit befohlen haben, das sie ihre kin-
der, so zu der lehr tüchtig, zur schule halten
und das die pastorn sie dazu fleissig vermanen
sollen.
XV.
Vom wiederwillen der pastorn, küstern
und kaspelsleuten.
So sich irrung zwischen pastoren, küstern und
gemeinen kaspelsleuten würde zutragen, ordnen
wir, das niemand seinen pastorn für unsere welt-
liche gericht, als für drosten und amptleute,
ziehen, sondern für dem ordentlichen consistorio
unser herrschaft besprechen sol25b, wie dann

25a Entsprechend KO 73, Art. XXV (Funck, 162).
25b KO 73, Art. XXI (Funck, 161. Richter II, 357)
ordnet an, daß Uneinigkeiten zwischen Pa-
storen und Küstern von dem Superintenden-
ten und den Visitatoren geschlichtet werden
sollen.
26 Vgl. z. B. Synode zu Hippo 393, Brevis Sta-
tutorum VI-X; Mansi III, 920 f. C. J. v. Hefele,
Conciliengeschichte II2. 1875, 56 f. — 11. Sy-
node zu Karthago 407, can. 10 (Nr. 104 Cod.
can. eccl. afric.); Mansi III, 807 f. C. J. v. He-
fele, a. a. O. 101. — Synode zu Chalcedon 451,
can. IX; Mansi VII, 361 f. E. Schwartz, Acta
conciliorum oecumenicorum II, 1, 2. 1933, 160.
C. J. v. Hefele, a. a. O. 512 f. — Synode zu Agde
506, can. 32; Mansi VIII, 330, dazu 340, Not.
Jac. Sirm. 5. C. J. v. Hefele, a. a.O. 655, auch
Decr. Grat. II, caus. XI, quest. I, c. 17 u. caus.
V, quest. VI, c. 8 (Friedberg I, 631 u. 553).
Bei Gratian ist der Can. durch Einschiebung
eines ,,non“ verschärft: Clericus ... si pul-
satus fuerit, non respondeat. — Im röm. Reich
waren die Geistlichen jedoch nicht gänzlich
von den weltlichen Gerichten eximiert. Ab-
gesehen von rein kirchlichen Vergehen, er-

solcher gebrauch von alters her in der christ-
lichen kirchen, als die canones und synodi be-
zeugen26, ublich gewesen ist.
XVI.
Von schwermern und rottengeistern26a.
Kein sacramentschender, wiederteufer oder sek-
tenmacher26b sol in unsern landen und gebieten
gehauset, geheget, geherberget noch gelidten
werden. Derhalben ordnen wir, das unsere pa-
storn fleissige achtung haben auf die losen, leicht-
fertigen schleicher, so mit schwermerey von der
taufe und nachtmal und andern irrthumb gegen
unsere lehrartickel eingenomen sein und damit
in den schaffstall Christi einschleichen und etwas
vergiftiges und leichtfertiges ausspeyen26c wol-
len. Und da dieser gestalt mit falscher lehr ver-
gifte leute sie betreffen würden, sollen sie die
unsern befehlhabern desselben orts oder ampts
anzeigen, damit sie unverzüglich aus unserer
graffschaft bey gewisser straffe verweiset wer-
den mögen.
gänzten geistliches und weltliches Gericht
einander vielfach; vgl. Corp. iur. civ., Nov.
83 v. 539 u. Nov. 123, 21 v. 546; Ausg. P. Krueger,
Th. Mommsen, R. Schoell III. 5. Ed. 1928, 409 ff. u.
609 ff. — Nov. 123, 8 (a. a. O. 601) verbot aller-
dings, einen Bischof wider Willen ohne kai-
serlichen Befehl vor die weltl. Gerichte zu
stellen. - In fränkischer Zeit und später
wurde die geistl. Gerichtsbarkeit weiter aus-
gebaut, bes. durch den Kampf der Reform-
partei seit dem 9. Jh. Gefordert wurde die
Freiheit aller tonsurierten Kleriker vor dem
weltl. Forum; vgl. Decr. Grat. II, caus. XI,
quest. I, c. 10 (Friedberg I, 629); Decretal. Greg.
IX. lib. II, tit. I, c. 8 (Lucius III. - Friedberg
II, 241); ibid. c. 17 (Innocenz III. — Friedberg
II, 246); ibid. lib. V, tit. XXXIX, c. 35 (Inno-
cenz III. — Friedberg II, 904). Vgl. P. Hin-
schius, System des kath. Kirchenrechts IV.
1888, 794 ff. 849 ff.; V. 1895, 402 ff.
26a Dieser Artikel deckt sich fast wörtlich mit
KO 73, Art. X (Funck, 156 f.).
26b KO 73 (a. a.O.) hat noch: noch nechtlich und
heimlich winkelprediger.
26c Funck (a. a. O.): außsperen.

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