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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0521
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Kirchenordnung 1581

fengnis, mit verweisung des lands, kackstrei-
chen49 und mit dem schwerd49a nach gelegen-
heit der that zu straffen, darnach sich jederman
wisse zu richten.
XXII.50
Vom verspielen und versaufen der güter
und nahrung51.
Nachdem wir gründlich und warhaftig berich-
tet, wie etliche unsere unterthanen zu grossem
nachteil und beschwerung ihrer armen weiber,
kinder und gesinde das ihre in offentlichen krü-
gen und andern örtern verspielen, versaufen und
schendlich umbbringen sollen, wollen wir allen
und einem jeden solches bey vermeidung unserer
schweren, ungnedigen straffe verboten haben,
in welchem auch alle und jede, so solche spie-
ler wüsten, und alle hausveter, krüger und schen-
ken, so sie in ihrer behausung aufhalten, her-
bergen und es verhelen wolten, sollen gefallen
sein.
Beschlus.
Nachdem allen und einer jeden christlichen
obrigkeit, rechtschaffenen lerern göttliches worts
und allen waren Christen aus Gottes wort wol
bekant, wie das der ewige, allmechtige, gerechte,
eiferige und warhaftige, gütige und barmherzige
Gott ernstlich straffe aller sünder ungehorsam
und ubertretung und auf dieselben allerley zeit-
liche und auch hernach ewige straffe an leib
und seel verordnet, welcher auch seinen billichen
zorn auf allerley weise und durch mancherley
zeitliche land- und hausstraffen viel mal augen-
scheinlich beweiset, dagegen aber ein gnediger,
milder und wolthetiger Gott ist uber alle, so ihn

49 Kake, kaek = Pranger; vgl. Grimm, Deut-
sche Rechtsaltertümer II (4. Ausg.). 1899, 323,
Nr. 725.
49a KO 73, Art. XXVI (a. a. O.) sieht eine Be-
strafung gemäß der Peinlichen Halsgerichts-
ordnung Kaiser Karls V. (Carolina) vor. —

fürchten, lieben und gehorsam sein, und als ein
liebhaber aller disciplin, zucht und gehorsams
land und leute, haus und hoff aller die, so sich
des gehorsams und gottseligkeit befleissen, seg-
nen und beschützen wil, wie solches mit vielen
gezeugnissen und exempeln der heiligen schrift
erwiesen wird und die tegliche erfarung be-
zeuget, haben wir fürgeschriebene kirchenord-
nung und artickel, die zucht und disciplin be-
treffend, soviel müglich, in ein buch bringen und
publiciren lassen, damit dieselben durch unsere
pastorn gefolget und, soviel die disciplin belanget,
ihren befohlnen pfarrleuten und zuhörern jher-
lich offentlich abgelesen und sie, derselben gute
achtung zu haben, mögen ernstlich vermanet
und für dem ungehorsam gewarnet werden, auf
das also der gnedige Gott durch unser gebet,
anruffung und folgends durch unsere busfertig-
keit, zucht, disciplin und willigen gehorsam er-
wecket, zu gnaden bewogen, die rute der bil-
lichen straffe wegwerfen, allen land- und haus-
schaden, jammer und verderb gnediglich abwen-
den und mit seinen gnaden, segen, beschützung,
hülf und trost uber uns halten möge.
Und wollen nu abermal diese unsere ordnung,
beyde, unsern pastorn, schulmeistern, küstern,
geschwornen und gemeinen unterthanen, ernst-
lich befohlen haben, sich nach derselben ar-
tickeln und punkten stets zu richten und zu hal-
ten. Mit der gnedigen zusage, das wir uber die
gehorsamen gnediglich zu halten und die un-
gehorsamen gewißlich und ernstlich zu straffen
genzlich entschlossen sein.
Leipzig.
Bey Hans Steinman.
Annno 1581.

Die Carolina wurde 1532 auf dem Reichstag
zu Regensburg verabschiedet; neuere Text-
ausgabe v. G. Radbruch 1926. Vgl. zu un-
serm Text Art. 116-123; a. a.O. 57 ff.
50 Druckvorlage: XXIII.
51 Vgl. KO 73, Art. XXVII (Funck, 162).

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