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Telekleides

Anders als dessen Vater Deukalion* * 35 scheint Amphiktyon in der atti-
schen Komödie keine Rolle gespielt zu haben. Eine Kompromißlösung für
Telekleides’ Amphiktyones wäre also eine wörtliche Deutung des Titels als
Die Amphiktyonen, unter denen sodann (zeitgenössische?) Delegierte der
Amphiktyonie zu verstehen sind, sowie eine nicht-protagonistische Rolle des
Amphiktyon, der aber als deren Prototyp und Vertreter (wohl als Redivivus)
die Passage aus fr. 1 sprechen dürfte.
Eine relative Chronologie bietet wohl Athenaios, der versichert, die Schla-
raffenlandszenen nach der Reihenfolge der Aufführung zu präsentieren (fr. 1):
Kratinos’ Ploutoi, Krates’ Theria, Telekleides’ Amphiktyones, Pherekrates’
Metalles und Persai, Aristophanes’ Tagenistai, Metagenes’ Thouriopersai und
Nikophons Seirenes (die beiden letzten wurden nicht aufgeführt).36 So ist
Telekleides’ Komödie zwischen Kratinos’ Ploutoi sowie Krates’ Theria einer-
seits und Pherekrates’ Metalles andererseits anzusiedeln,37 deren Datierung
jedoch ebenso unbestimmt bleiben muß (für Kratinos’ Ploutoi etwa 436-429
v.Chr.). Allgemein sollte für die Amphiktyones eine Zeit zwischen ca. 435
und ca. 426 v.Chr. für realistisch gehalten werden, wobei der Beginn des
Peloponnesischen Krieges (431 v.Chr.) aufgrund des Friedensmotivs (fr. 1,1-2)
als terminus post quem einen durchaus plausiblen Anhaltspunkt bieten wür-
de.38 Für die absolute Datierung der Amphiktyones wurde ferner als Kriterium
die Verspottung des Diopeithes herangezogen (fr. 7). Dieser bei den Komikern
als religiöser Fanatiker beschimpfte Politiker und Orakeldeuter soll mittels
eines Dekrets sofortige Maßnahmen gegen Ungläubige und Verbreiter astro-

der richtigen Stückzahl vgl. hier oben, S. 11 A. 2), denn das fragliche Stück sind
gerade die Amphiktyones.
35 Zu Deukalion vgl. Pher. fr. 125 [Myrmekanthröpoi]·, eine Komödie Deukalion ist
für Antiphanes, Eubulos und Ophelion bezeugt; vgl. auch Epicharmos’ Pyrrha kai
Promatheus, das als Alternativtitel Deukalion bzw. Leukariön hat.
36 Bergk 1838, 290-1 vertraut der Zuverlässigkeit des Athenaios, worin er den alexan-
drinischen Philologen (wie Kallimachos) gefolgt wäre, die an anderen Stellen (wie
Athen. VIII 336e) für dergleichen Fragen herangezogen werden.
37 Für Pherekrates’ Metalles erwägt Rehrenböck 1985,125-6 einen Zeitraum zwischen
427 und 417 v.Chr.
38 Meineke I 87: „De tempore quo acta est hoc certe tenemus, eam ante Θηρία
Cratetis, qui Olymp. LXXXVIII 4 iam obierat, in scenam prodiisse“; Kock I 209:
„Post Cratetis Theria ante Pherecratis Metallicos actam esse docet Athenaeus 6, 268
e. Diopithem vatem cum ut oratorem poeta commemoraverit, post Anaxagorae
fortasse accusationem fabula commissa est [mit Verweis u.a. auf Lobeck 1829,
981 und Wilamowitz 1870, 26 A. 7]. felicitatem Graeciae primis amphictyoniae
temporibus videtur praedicavisse“.
 
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