Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Άμφικτύονες (fr. 2)

79

zu πολϊται darzustellen, πολίτης ist bereits homerisch, in Lyrik, Tragödie
und Prosa nicht weniger, oder nicht anders gebraucht vertreten als άστός.
Auffällig jedoch ist die massive Präsenz von πολίτης in der ganzen Komödie,
in der es über 50mal vorkommt, somit fast siebenmal so oft wie das konkur-
rierende Lemma άστός. Ob dies auf stilistische Implikationen zurückzuführen
sei, in Sinne dessen, daß άστός ein stilistisch höher anzusiedelndes Niveau
hat als πολίτης, ist zwar nicht gänzlich auszuschließen, läßt sich aber nicht
eindeutig nachweisen. Feierliche Adressen werden in der Tat auch an πολϊται
gerichtet: etwa Cratin. fr. 211 [Pytine] (ώ λιπερνήτες πολϊται, τάμά δή ξυνίετε;
ein Zitat aus Archilochos); andererseits wird άστοί auch in relativ gängigen
Trimetern eingesetzt, wie die Sequenz in Ar. Av. 32-4 (ό μεν γάρ ών ούκ
άστός είσβιάζεται, / ημείς δε φυλή και γένει τιμώμενοι, / άστοϊ μετ’ άστών,
ού σοβοϋντος ούδενός) zeigt.
άστός ist ebenfalls bereits homerisch (seit Hom. M 242); in Theogn. 41-2
werden die άστοί, die noch politische Einsicht bewahren, von ihren ήγεμόνες
differenziert; bei Pindar finden die άστοί ihr Pendant bald in den ξένοι (Pind.
O. 7,90), bald in den άγαθοί,Aristokraten“ (O. 2,82; P. 3,71). Die signifikante-
ste Stelle aus der Tragödie für die Austauschbarkeit von άστός und πολίτης
ist Eur. Med. 222-4 (,ein fremder Gast muß sich an die Stadt anpassen: und
auch ein Bürger [άστός] ist nicht zu loben, der in seiner Anmaßung bitter
gegen seine Mitbürger [πολϊται] ist aus Ignoranz“). Speziell die Prosa-Stellen
(von Herodot bis zu den attischen Rednern und Platon) fundieren die These,
daß die aristotelische Systematisierung keine Entsprechung im sprachlichen
Usus fand (z.B. Hdt. VII 237,2; vgl. III 8,2; in [Lys.] 6,17 sowie Plat. Resp.
563a und Leg. 866c. 869d wird der Staatsbürger dem μέτοικος bzw. dem ξένος
gegenübergestellt).
λωστοι - προσκαλέσασθαι Die Konstruktion eines positiv konnotier-
ten Superlativs mit dem Infinitiv läßt sich vielfach belegen: sie ist bereits
homerisch (Hom. Θ 123 θέειν οχ’ άριστος) und behält vielleicht eine etwas
gehobene Nuance noch im Attischen des 5. Jhs., in dem weitere Belege auch
inhaltlich ein Pendant zu diesem Fragment darstellen: Eup. fr. *116 [Demoi]
(λαλεϊν άριστος), com. adesp. fr. 526 (άριστοι καταβαλεϊν), fr. *565 (mit drei
Ausdrücken: άριστος κλέπτειν / άριστος μοιχεύειν / άριστος λωποδυτεϊν;
alles bei Phryn. Praep. soph. p. 16,3, mit dem Kommentar άστεία ή συμπλοκή
,elegant ist die Junktur“; vgl. com. adesp. fr. *614 κάκιστος φαγεϊν, Eub. fr. 33,2
[Euröpe] = fr. 66,2 [Afysoz] άνδρών άριστων έσθίειν δι’ ήμέρας).
λωστοι Der Superlativ λωστος ist zuerst in Theogn. 255 belegt, dann
in der Tragödie (Aesch. Pers. 526, fr. 100 R., Eur. HF 856, Med. 911). In Eur.
Cycl. 185-6 (άνθρώπιον / λωστον) besteht die Pointe namentlich in der
Kontrastierung zwischen dem abfälligen Diminutiv und dem hohen Register
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften