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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

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I. Das Geschäftsjahr 2008
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Sitzung der Math.-nat. Klasse am 25. Juli 2008
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Dosch, Hans Günter: Perception insensible bei Leibniz als Grundlage für eine Philosophie der Neurowissenschaften
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Gesamtsitzung am 26. Juli 2008
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0081
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SITZUNGEN

Libet und Mitarbeiter verfeinerten diese Experimente, indem sie die Individu-
en berichten ließen, wann sie sich bewusst wurden, dass sie die Hand bewegen woll-
ten. Dieser Zeitpunkt des Bewusstwerdens, der Apperzeption, liegt etwa 0.4 Sekun-
den nach dem Einsetzen des readiness potential. Daraus schließen Libet und Mitarbei-
ter: „It is concluded that cerebral Initiation of a spontaneous ... act can begin ...
before there is any (at least recallable) awareness.“
Ohne große Kommentare soll diese Schlussfolgerung mit einer Leibnizschen
Aussage über scheinbar spontane Handlungen verglichen werden: „Die kleinen Per-
zeptionen bestimmen uns in vielen Fällen, ohne dass man daran denkt und sie täu-
schen die gemeine Meinung durch den Schein eines indifferenten Gleichgewichts,
als ob wir vollkommen indifferent wären, ob wir uns z.B. nach rechts oder links dre-
hen“.
Zusammenfassend lässt sich feststellen:
— Die praestabilierte Harmonie überwindet einen Substanzdualismus etwa im
Sinne Descartes und macht wegen der genauen Korrespondenz körperlicher
und seelischer Vorgänge die Ergebnisse der Neurophysiologie für eine Philoso-
phie interessant.
— Der sehr weitgefasste Rahmen von „seelischen Vorgängen“ durch Einschluss
der perceptions insensibles trägt der Komplexität auf der körperlichen Ebene voll
Rechnung und erlaubt eine genaue Entsprechung zwischen den gemessenen
neuronalen Signalen und der perceptions insensibles herzustellen. Außerdem wird
durch diesen weiten Rahmen die Übertragung etwa tierphysiologischer Ergeb-
nisse auf den Menschen auch im philosophischen Sinne gerechtfertigt. Und
schließlich lassen die Übergänge von den diffusen perceptions insensibles zu
distinkten Perzeptionen eine Evolution zu.
— Schließlich bewahrt der auch in der praestabilierten Harmonie implizierte
Strukurelle Dualismus die Naturwissenschaft vor Fragen, die ihr eher abträglich
als nützlich sind.

Gesamtsitzung am 26. Juli 2008
GESCHÄFTSSITZUNG
1. Zuwahlen
Das Plenum wählt die Herren Professoren Dr. Wolfgang Kaiser (Römisches Recht,
Bürgerliches Recht, Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, Universität Freiburg), Dr.
Christoph Strohm (Evangelische Theologie Kirchengeschichte, Universität Heidel-
berg), Dr. Hans-Georg Kräusslich (Medizin, Virologie, Universität Heidelberg) und
Manfred Kappes (Physikalische Chemie, Technische Universität Karlsruhe) zu
ordentlichen Mitgliedern der Akademie.
 
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