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INTERNATIONALE TAGUNG
„Aufklärung im Baltikum“
18. bis 20. Juni 2008
Die „Aufklärung im Baltikum“ war das Thema einer Tagung, die die Heidelberger
Akademie der Wissenschaften zusammen mit der Forschungsstelle Deutsches
Rechtswörterbuch (DRW) vom 18. bis 20. Juni 2008 veranstaltete. Da der Vortrags-
saal der Akademie wegen Umbauarbeiten nicht zur Verfügung stand, fand die Ver-
anstaltung im ebenfalls sehr repräsentativen Palais Prinz Carl am Kornmarkt statt.
Mit dem Baltikum ist das DRW eng verbunden, da seit Beginn der Wörter-
bucharbeit in großem Umfang baltische Rechtsquellen exzerpiert und in den Arti-
keln berücksichtigt wurden. Seit einigen Jahren bestehen nun auch gute persönliche
Kontakte, eingeleitet durch eine von der Akademie und dem DRW veranstaltete
Tagung mit baltischen Kollegen im Jahr 2002, fortgefuhrt durch einmonatige
Studienaufenthalte von fünf baltischen Wissenschaftlern im DRW (finanziert durch
die Robert-Bosch-Stiftung) und durch Vorträge von Ulrich Kronauer in Riga,Tartu,
Tallinn und Pärnu. Im Juni 2008 nahmen sieben Kolleginnen und Kollegen aus Lett-
land und Estland an der Tagung teil. Einige von ihnen waren schon zum zweiten Mal
Gast der Akademie.
In dem Eingangsvortrag der Tagung „Die Aufklärung im Baltikum“ ver-
suchte Hans-Peter Schütt (Karlsruhe), die historischen und begriffsgeschichtlichen
Dimensionen der sogenannten Spätaufklärung abzustecken, und das nicht zuletzt,
um den historischen Ort des baltischen Spätaufklärers Carl Gustav Jochmann zu
ermitteln, dessen Spuren im 19. Jahrhundert Peter König (Heidelberg), einer der
Herausgeber von Jochmanns Gesammelten Schriften, anschließend in seinem Vortrag
verfolgte.
Thomas Taterka (Riga), der Herausgeber von Garlieb Merkels epochemachen-
der Schrift über die Letten, stellte in seinem Beitrag heraus, dass der als „Apostel der
Befreiung der Letten“ gefeierte Merkel seine publizistischen Projekte ganz unter-
schiedlich adressiert hatte: War die Schrift über die Letten zwar zu deren Gunsten,
aber nicht für diese geschrieben, sondern auf deutsch für das aufgeklärte deutsch-
sprachige Publikum, so betätigte er sich als „Volksaufklärer“ (im Sinne der heutigen
Germanistik), wenn er eine lettische Fassung von Heinrich Zschokkes Bauernroman
Das Goldmacherdorf besorgen ließ. Merkel und Jochmann lieferten auch die Anhalts-
punkte für die Ausführungen von Jaan Undusk (Tallinn) über die Rolle des Natur-
rechts und der Naturgeschichte im politischen Denken des Baltikums. Jochen
Schmidt (Freiburg) exponierte die überragende Bedeutung von Stadt und Univer-
sität Königsberg für die Entwicklung der Wirtschaft und der Wissenschaften im
nordöstlichen Ostseeraum des 18. Jahrhunderts. Für manche Hörer überraschend
präsentierte er die causa Kohlhaas, wie sie in Kleists Novelle geschildert wird,
als Ausdruck des für das Aufklärungsdenken zentralen Zusammenhangs zwischen
Handels- und Gewerbefreiheit auf der einen und Rechtssicherheit auf der anderen
Seite.
INTERNATIONALE TAGUNG
„Aufklärung im Baltikum“
18. bis 20. Juni 2008
Die „Aufklärung im Baltikum“ war das Thema einer Tagung, die die Heidelberger
Akademie der Wissenschaften zusammen mit der Forschungsstelle Deutsches
Rechtswörterbuch (DRW) vom 18. bis 20. Juni 2008 veranstaltete. Da der Vortrags-
saal der Akademie wegen Umbauarbeiten nicht zur Verfügung stand, fand die Ver-
anstaltung im ebenfalls sehr repräsentativen Palais Prinz Carl am Kornmarkt statt.
Mit dem Baltikum ist das DRW eng verbunden, da seit Beginn der Wörter-
bucharbeit in großem Umfang baltische Rechtsquellen exzerpiert und in den Arti-
keln berücksichtigt wurden. Seit einigen Jahren bestehen nun auch gute persönliche
Kontakte, eingeleitet durch eine von der Akademie und dem DRW veranstaltete
Tagung mit baltischen Kollegen im Jahr 2002, fortgefuhrt durch einmonatige
Studienaufenthalte von fünf baltischen Wissenschaftlern im DRW (finanziert durch
die Robert-Bosch-Stiftung) und durch Vorträge von Ulrich Kronauer in Riga,Tartu,
Tallinn und Pärnu. Im Juni 2008 nahmen sieben Kolleginnen und Kollegen aus Lett-
land und Estland an der Tagung teil. Einige von ihnen waren schon zum zweiten Mal
Gast der Akademie.
In dem Eingangsvortrag der Tagung „Die Aufklärung im Baltikum“ ver-
suchte Hans-Peter Schütt (Karlsruhe), die historischen und begriffsgeschichtlichen
Dimensionen der sogenannten Spätaufklärung abzustecken, und das nicht zuletzt,
um den historischen Ort des baltischen Spätaufklärers Carl Gustav Jochmann zu
ermitteln, dessen Spuren im 19. Jahrhundert Peter König (Heidelberg), einer der
Herausgeber von Jochmanns Gesammelten Schriften, anschließend in seinem Vortrag
verfolgte.
Thomas Taterka (Riga), der Herausgeber von Garlieb Merkels epochemachen-
der Schrift über die Letten, stellte in seinem Beitrag heraus, dass der als „Apostel der
Befreiung der Letten“ gefeierte Merkel seine publizistischen Projekte ganz unter-
schiedlich adressiert hatte: War die Schrift über die Letten zwar zu deren Gunsten,
aber nicht für diese geschrieben, sondern auf deutsch für das aufgeklärte deutsch-
sprachige Publikum, so betätigte er sich als „Volksaufklärer“ (im Sinne der heutigen
Germanistik), wenn er eine lettische Fassung von Heinrich Zschokkes Bauernroman
Das Goldmacherdorf besorgen ließ. Merkel und Jochmann lieferten auch die Anhalts-
punkte für die Ausführungen von Jaan Undusk (Tallinn) über die Rolle des Natur-
rechts und der Naturgeschichte im politischen Denken des Baltikums. Jochen
Schmidt (Freiburg) exponierte die überragende Bedeutung von Stadt und Univer-
sität Königsberg für die Entwicklung der Wirtschaft und der Wissenschaften im
nordöstlichen Ostseeraum des 18. Jahrhunderts. Für manche Hörer überraschend
präsentierte er die causa Kohlhaas, wie sie in Kleists Novelle geschildert wird,
als Ausdruck des für das Aufklärungsdenken zentralen Zusammenhangs zwischen
Handels- und Gewerbefreiheit auf der einen und Rechtssicherheit auf der anderen
Seite.