Axel Michaels
127
Antrittsrede von Herrn AXEL MICHAELS
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 25. Januar 2008.
Sehr geehrter Herr Präsident,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
eigentlich habe ich immer nur den Status und Titel
eines Stud. em., eines studiosus emeritus, angestrebt. Die
lästigen Zwischenjahre zwischen Studium und Pensi-
on, also die Jahre des Berufslebens, wollte ich umgehen.
Doch es kam anders.
Geboren wurde ich am 26. Mai 1949 in Ham-
burg als Sohn eines Klarinettisten und einer Harfeni-
stin. Ich wuchs also in einem Musikerhaushalt auf.
Meine Schwestern spielten Klavier, Geige und Quer-
flöte, mein jüngerer Bruder Schlagzeug, ich selbst Cello. In dieser akustisch mehr-
stimmigen und bisweilen leicht kakophonischen Umwelt entwickelte ich früh einen
starken Wunsch nach Harmonie. Dieser prädestiniert mich vermutlich für univer-
sitäre Aufgaben, von denen noch zu reden sein wird.
Noch in einer anderen Hinsicht war mein Elternhaus, das mit der Berufung
meines Vaters an die Musikhochschule Detmold früh in das ehemalige Fürstentum
Lippe verlagert wurde, prägend. Mein Vater hatte nämlich zahlreiche asiatische Stu-
denten und hat mehrmals auf langwierigen Tourneen Asien besucht. So brachte er
auch die Bronzestatue eines liegenden Ganesha mit, die ihm bereits 1956 vom dama-
ligen König Mahendra Bir Bikram Shah von Nepal geschenkt worden war. Sie hat
mich vermutlich mehr beeinflusst, als ich mir zugestand. Denn nach dem Abitur
begann ich Indologie zu studieren, freilich nicht sofort, sondern erst nachdem ich in
München und Freiburg die Fächer Jura und Philosophie belegt hatte. Aber nach
einer Indienreise, die ich 1971 über Land antrat - durchaus schwärmerisch, jedoch
noch nicht für den Orient, sondern für eine Freundin, die bereits mit einem DAAD-
Stipendium in Benares studierte, wechselte ich zur Indologie. Später wurde diese
Freundin, die Würzburger Indologin Heidrun Brückner, meine Kollegin; ihr ver-
danke ich die Begegnung mit Indien.
In Indien blieb ich ein Jahr und begann, indische Sprachen, vor allem das Sans-
krit, bei meinem einheimischen Lehrer Pandit Ambika Datta Upadhyaya zu lernen.
Die traditionelle Methode des Lernens in Indien besteht im Memorieren. So konn-
te ich, als ich zurückkehrte und in Hamburg zu meinem Lehrer Albrecht Wezler
ging, große Teile der Panineischen Grammatik auswendig. Dies beeindruckte ihn
sehr, gilt er doch als Spezialist für diese einheimische Sanskrit-Grammatik. Dass ich
nicht wirklich verstand, was ich aufsagen konnte, merkte er erst viel später. Immer-
hin wurde ich so früh in den Kreis der besonders geforderten Studierenden aufge-
nommen, so dass ich nach sieben Semestern meine Dissertation „Beweisverfahren in
der vedischen Sakralgeometrie“ einreichen konnte. Es handelt sich um ein Buch, in
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Antrittsrede von Herrn AXEL MICHAELS
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 25. Januar 2008.
Sehr geehrter Herr Präsident,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
eigentlich habe ich immer nur den Status und Titel
eines Stud. em., eines studiosus emeritus, angestrebt. Die
lästigen Zwischenjahre zwischen Studium und Pensi-
on, also die Jahre des Berufslebens, wollte ich umgehen.
Doch es kam anders.
Geboren wurde ich am 26. Mai 1949 in Ham-
burg als Sohn eines Klarinettisten und einer Harfeni-
stin. Ich wuchs also in einem Musikerhaushalt auf.
Meine Schwestern spielten Klavier, Geige und Quer-
flöte, mein jüngerer Bruder Schlagzeug, ich selbst Cello. In dieser akustisch mehr-
stimmigen und bisweilen leicht kakophonischen Umwelt entwickelte ich früh einen
starken Wunsch nach Harmonie. Dieser prädestiniert mich vermutlich für univer-
sitäre Aufgaben, von denen noch zu reden sein wird.
Noch in einer anderen Hinsicht war mein Elternhaus, das mit der Berufung
meines Vaters an die Musikhochschule Detmold früh in das ehemalige Fürstentum
Lippe verlagert wurde, prägend. Mein Vater hatte nämlich zahlreiche asiatische Stu-
denten und hat mehrmals auf langwierigen Tourneen Asien besucht. So brachte er
auch die Bronzestatue eines liegenden Ganesha mit, die ihm bereits 1956 vom dama-
ligen König Mahendra Bir Bikram Shah von Nepal geschenkt worden war. Sie hat
mich vermutlich mehr beeinflusst, als ich mir zugestand. Denn nach dem Abitur
begann ich Indologie zu studieren, freilich nicht sofort, sondern erst nachdem ich in
München und Freiburg die Fächer Jura und Philosophie belegt hatte. Aber nach
einer Indienreise, die ich 1971 über Land antrat - durchaus schwärmerisch, jedoch
noch nicht für den Orient, sondern für eine Freundin, die bereits mit einem DAAD-
Stipendium in Benares studierte, wechselte ich zur Indologie. Später wurde diese
Freundin, die Würzburger Indologin Heidrun Brückner, meine Kollegin; ihr ver-
danke ich die Begegnung mit Indien.
In Indien blieb ich ein Jahr und begann, indische Sprachen, vor allem das Sans-
krit, bei meinem einheimischen Lehrer Pandit Ambika Datta Upadhyaya zu lernen.
Die traditionelle Methode des Lernens in Indien besteht im Memorieren. So konn-
te ich, als ich zurückkehrte und in Hamburg zu meinem Lehrer Albrecht Wezler
ging, große Teile der Panineischen Grammatik auswendig. Dies beeindruckte ihn
sehr, gilt er doch als Spezialist für diese einheimische Sanskrit-Grammatik. Dass ich
nicht wirklich verstand, was ich aufsagen konnte, merkte er erst viel später. Immer-
hin wurde ich so früh in den Kreis der besonders geforderten Studierenden aufge-
nommen, so dass ich nach sieben Semestern meine Dissertation „Beweisverfahren in
der vedischen Sakralgeometrie“ einreichen konnte. Es handelt sich um ein Buch, in