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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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A. Die Preisträger
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Walter-Witzenmann-Preis
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Sigelen, Alexander: Zacharias Geizkofler (1560-1617) - Fürstendienst und Familienpolitik: eine biographische Fallstudie zur politischen Kultur im Heiligen Römischen Reich um 1600
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0244
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Die Preisträger

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Voraussetzung wiederum eine entsprechende Ausbildung war, und von der Wahl der
Heiratspartner. Seine Familienpolitik richtete sich neben der Verwandtschaft insbe-
sondere auf seinen Sohn Ferdinand (1592-1653). Durch dessen standesgemäße adli-
ge Kavalierstour sollte kulturelles Kapital tradiert werden. Erste vom Vater arrangier-
te Hofdienste hatten zum Ziel, höfische Patronage zu gewinnen. Das Familienver-
mögen sollte durch Heirat mit der Tochter des reichen Christoph Weiß von Würting
gesichert werden. Ferdinand war zwar eine glänzende Karriere in württembergi-
schen Diensten beschieden, die dauerhafte Etablierung der Familie im Reichsadel
scheiterte aber, da er ohne männliche Erben starb.
Das Streben nach sozialem Aufstieg war nur eine von mehreren handlungslei-
tenden Normen. An zentraler Stelle stand die auf ungeschriebenen Regeln beru-
hende familiäre Solidarität. Überdies finden sich verrechtlichte Dienst- und Lehns-
verhältnisse sowie informelle Beziehungen wie Patronage, Freundschaft und Klien-
tel, die zwar auf ethischen Normen basierten, aber auch nach instrumentellen
Gesichtspunkten, etwa der Erwartung von Reziprozität, bewertet wurden. Als Leit-
kategorie erscheint zudem der Reichspatriotismus. Dieser richtete sich auf die
Reichsverfassung; aber auch auf die deutsche Nation. Den legitimatorischen Kulmi-
nationspunkt bildete dabei die Rechtfertigung von Herrschaft durch die Verpflich-
tung gegenüber dem Gemeinwohl. Zudem rekurrierte Geizkofler auf Religion und
Konfession: „Privat“ war er ein konfessionalisierter Protestant. In politicis jedoch
bezog er sich auf eine gemeinchristliche Basis. Aus der Überzeugung, dass der Frie-
den der zentrale politische Wert sei, wandte er sich gegen die konfliktverschärfende
Konfessionalisierung der Politik.
Aus Sicht der Makroebene bildete informelle Verflechtung einen integralen
Bestandteil des Reichssystems: Akteure mit Mehrfachbindungen wie Geizkofler
spielten als Beziehungsmakler eine bedeutende Rolle. Die regionalen politischen
und die ökonomischen Eliten konnten über sie Forderungen an den Hof artiku-
lieren. Entlang von Netzwerken wurden zudem Karrierechancen vermittelt. Die
wirtschaftlichen und höfischen Führungsgruppen gewährten dem Kaiser und den
Fürstenhöfen Darlehen. Der auf Vertrauen beruhende Kredit wurde ebenfalls in
Netzwerken kommuniziert.Verflechtung als Kommunikationskanal zwischen Zen-
trum und Peripherie diente auch der Integration der Territorien in das Reich. Die
Implementierung von Entscheidungen der Reichsorgane, etwa die Eintreibung der
Reichssteuern, beruhte auf der Aushandlung zwischen Kaiser und Reichsständen,
die vom Pfennigmeister vermittelt wurde. Vor dem Dreißigjährigen Krieg griff
die Integration durch Verflechtung nicht mehr: Die Bindekraft zwischen den Stän-
den der protestantischen Union war stärker als die Verpflichtung gegenüber dem
Kaiser.
Die Verflechtung der politischen Eliten durch Verwandtschaft, Freundschaft
oder Patronage hatte also auf der einen Seite große Bedeutung für die individuellen
Strategien einzelner Akteure. Sie diente dem eigenen Fortkommen im Fürstendienst
sowie dem damit eng verknüpften sozialen Aufstieg des eigenen Geschlechts, der im
Rahmen einer teils bewusst geplanten, teil den unhinterfragten Spielregeln politi-
scher Kultur folgenden Familienpolitik betrieben wurde. Auf der anderen Seite trug
 
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