Die Preisträger
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Besonders interessant werden die Kondensate, wenn die Atome darin mitein-
ander in Wechselwirkung treten. Da wir ein so reines System präpariert haben, das
so viele Atome im selben Zustand enthält und sich so hervorragend mit fotografi-
schen Methoden beobachten lässt, lassen sich Effekte dieser Wechselwirkung der
Atome untereinander außerordentlich gut studieren und die Kondensate eignen sich
daher besonders gut als Modellsysteme. Es zeigt sich, dass die Eigenschaften des Kon-
densats, zum Beispiel zu welcher Art von Schwingungen sich eine solche Gaswolke
anregen lässt, ob sie stabil oder instabil ist oder mit welcher Geschwindigkeit sich der
Schall darin ausbreitet, entscheidend von der Art und Stärke der Wechselwirkungen
zwischen den Atonien abhängen. In Stuttgart haben wir nun erstmalig mit Chrom-
Atomen ein Bose-Einstein-Kondensat erzeugt, in dem die Atome magnetisch wech-
selwirken. Diese magnetische Wechselwirkung hat die Besonderheit, dass sie (wie die
Kraft zwischen zwei Stabmagneten, die man in den Händen hält) von der Ausrich-
tung der Magnete, also der Atome, zueinander abhängt. Dies ist ganz neuartig in
Bose-Einstein-Kondensaten und fuhrt zu erstaunlichen Effekten, wie zum Beispiel
zur Ausbildung selbstorganisierter Strukturen, wenn wir ein solches Kondensat zur
Explosion bringen, wie man auf Abbildung c) sehen kann. In Anlehnung und wegen
der Ähnlichkeit zu einer Super-Nova, also zur Explosion eines Sterns, wurden die
explodierenden Kondensate „Bose-Nova“ genannt, womit wir am Ende doch
irgendwie wieder in der Tiefe des Weltalls gelandet sind. Aber auch für näher lie-
gende Fragestellungen erwarten wir uns noch viele Antworten von unseren „ultra-
kalten dipolaren Quantengasen“. Dabei interessiert uns besonders, wie die Tatsache,
dass Magnete auch über große Distanzen miteinander wechselwirken, die Eigen-
schaften des Kondensats beeinflusst.
DR. AXEL GRIESMAIER
(geb. 1974) studierte Physik an der Universität
Stuttgart. Seine hier ausgezeichnete, 2006 abge-
schlossene Dissertation erhielt bereits den
QEOD-Preis 2007 von der Europäischen Phy-
sikalischen Gesellschaft. Axel Griesmaier ist seit
2006 Wissenschaftlicher Assistent am 5. Physika-
lischen Institut der Universität Stuttgart.
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Besonders interessant werden die Kondensate, wenn die Atome darin mitein-
ander in Wechselwirkung treten. Da wir ein so reines System präpariert haben, das
so viele Atome im selben Zustand enthält und sich so hervorragend mit fotografi-
schen Methoden beobachten lässt, lassen sich Effekte dieser Wechselwirkung der
Atome untereinander außerordentlich gut studieren und die Kondensate eignen sich
daher besonders gut als Modellsysteme. Es zeigt sich, dass die Eigenschaften des Kon-
densats, zum Beispiel zu welcher Art von Schwingungen sich eine solche Gaswolke
anregen lässt, ob sie stabil oder instabil ist oder mit welcher Geschwindigkeit sich der
Schall darin ausbreitet, entscheidend von der Art und Stärke der Wechselwirkungen
zwischen den Atonien abhängen. In Stuttgart haben wir nun erstmalig mit Chrom-
Atomen ein Bose-Einstein-Kondensat erzeugt, in dem die Atome magnetisch wech-
selwirken. Diese magnetische Wechselwirkung hat die Besonderheit, dass sie (wie die
Kraft zwischen zwei Stabmagneten, die man in den Händen hält) von der Ausrich-
tung der Magnete, also der Atome, zueinander abhängt. Dies ist ganz neuartig in
Bose-Einstein-Kondensaten und fuhrt zu erstaunlichen Effekten, wie zum Beispiel
zur Ausbildung selbstorganisierter Strukturen, wenn wir ein solches Kondensat zur
Explosion bringen, wie man auf Abbildung c) sehen kann. In Anlehnung und wegen
der Ähnlichkeit zu einer Super-Nova, also zur Explosion eines Sterns, wurden die
explodierenden Kondensate „Bose-Nova“ genannt, womit wir am Ende doch
irgendwie wieder in der Tiefe des Weltalls gelandet sind. Aber auch für näher lie-
gende Fragestellungen erwarten wir uns noch viele Antworten von unseren „ultra-
kalten dipolaren Quantengasen“. Dabei interessiert uns besonders, wie die Tatsache,
dass Magnete auch über große Distanzen miteinander wechselwirken, die Eigen-
schaften des Kondensats beeinflusst.
DR. AXEL GRIESMAIER
(geb. 1974) studierte Physik an der Universität
Stuttgart. Seine hier ausgezeichnete, 2006 abge-
schlossene Dissertation erhielt bereits den
QEOD-Preis 2007 von der Europäischen Phy-
sikalischen Gesellschaft. Axel Griesmaier ist seit
2006 Wissenschaftlicher Assistent am 5. Physika-
lischen Institut der Universität Stuttgart.