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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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B. Das WIN-Kolleg
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3. Forschungsschwerpunkt "Der menschliche Lebenszyklus - Biologische, gesellschaftliche, kulturelle Aspekte"
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0274
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Das WIN-Kolleg

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Etablierung des Methodenrepertoires
Aufgrund des angezielten Einsatzes eines breiten Methodenspektrums mussten
zunächst alle notwendigen Untersuchungsverfahren etabliert werden.
Im Bereich der neuropsychologischen Charakterisierung der Untersuchung-
steilnehmer wurde eine teilweise computergestützte Testbatterie konzipiert, die
zahlreiche Einzelverfahren zur Erfassung exekutiver und mnestischer Funktionen
sowie der allgemeinen und kristallinen Intelligenz beinhaltet. Daneben werden
soziodemografische und psychopathologische Variablen mit standardisierten Verfah-
ren erfasst. Erfreulicherweise konnte für die Durchführung der neuropsychologi-
schen Testdiagnostik eine Kooperation mit der Abteilung Gerontopsychiatrie (Prof.
Dr. Frölich) am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim realisiert
werden.
Ebenfalls in Kooperation mit Projekten des Nationalen Genomforschungsnet-
zes und des Sonderforschungsbereichs 636 am Zentralinstitut für Seelische Gesund-
heit wird die umfangreiche Rekrutierung der Untersuchungsteilnehmer umgesetzt.
Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass eine repräsentative, populations-
basierte Stichprobe von insgesamt 140 Probanden im Alter zwischen 20 und 80
Lebensjahren in drei Alterssegmenten (20—39, 40—59 und 60—80 Lebensjahre) unter-
sucht werden kann. In diesem Rahmen wird ebenfalls die Blutentnahme und
-Verarbeitung für die genetischen Analysen durchgeführt.
Für die magnetresonanztomografischen und magnetresonanzspektroskopi-
schen Untersuchungen konnten ebenfalls die jeweiligen Messprotokolle etabliert
werden. Dabei ist es einerseits gelungen, eine experimentalpsychologische
Gedächtnisauf-gabe zur funktionellen Analyse präfrontaler und hippokampaler
Aktivierungen umzusetzen. Andererseits lassen sich metabolische Veränderungen —
insbesondere des N-Acetylaspartat- und des Glutamatsystems — in präfrontalen
Regionen und im Hippokampus während der gleichen Untersuchungssitzung
abbilden.
Zur Bestimmung von altersabhängigen Veränderungen der Netzwerkstruktur
des Gehirns während der Beanspruchung des Gedächtnisses wurden im mathemati-
schen Teil des Projekts Algorithmen entwickelt, welche die Bestimmung des Ein-
flusses eines spezifischen kortikalen Areals auf die Gesamtfunktion des neuronalen
Netzes (Zentralität) sowie die Identifizierung von neuronalen Verbänden (Modula-
rität) erlauben. Daneben werden Visualisierungsalgorithmen entwickelt, um die
Ergebnisse graphisch darstellen zu können.
Erste Ergebnisse der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT)
Aktuelle fMRT-Untersuchungen zeigen bei der Bearbeitung gedächtnissensitiver
Aufgaben mit zunehmendem Lebensalter einerseits Minderaktivierungen des linken
präfrontalen Kortex, aber auch zusätzliche (additive) Aktivierungsanstiege in anderen
präfrontalen Regionen. Derartige Ergebnisse zu regional erhöhten Aktivierungs-
mustern unter Gedächtnisanforderungen relativieren das bislang vorherrschende
Dogma von generell progressiven neuronalen Funktionseinschränkungen im höhe-
 
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