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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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I. Das Geschäftsjahr 2009
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Antrittsreden
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Schaefer, Hans: Antrittsrede vom 10. Februar 1945
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0125
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Hans Schaefer | 141
berger Akademie der Wissenschaften zum ordentlichen Mitglied. Nach 1945 konnte
er, politisch unbelastet geblieben, seine Tätigkeit an der Heidelberger Universität
fortsetzen. ’ Hans Schaefer kam am 23.09.1961 auf einer Exkursion zusammen mit
dem belgischen Althistoriker Jacques Moreau und mehreren Nachwuchswissen-
schaftlern bei einem Flugzeugunglück nahe Ankara ums Leben.9 10 Das korrespon-
dierende Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, der seit seiner
Emigration nach England in London lehrende Althistoriker Victor Ehrenberg, wid-
mete ihm im Jahrbuch von 1961 einen Nachruf.11 Die nachfolgend erneut zum
Abdruck gebrachte Antrittsrede gibt in unveränderter Weise den Wortlaut des im
Sammelband von 1963 veröffentlichten Textes wieder.
SEBASTIAN ZW1ES

Antrittsrede in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
vom 10. Februar 1945
Die mir zuteil gewordene Ehre, Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften sein zu dürfen, legt mir die Verpflichtung auf, in wenigen Worten meinen
Entwicklungsgang zu skizzieren und über meine Pläne und Zielsetzungen zu spre-
chen. Ich sage ganz offen: es wird mir nicht leicht, denn mein Leben enthält nichts,
womit ich ein Recht hätte, andere zu behelligen, auch habe ich den Nachweis wirk-
licher wissenschaftlicher Leistung noch zu erbringen. Aber die, die mich gewählt
haben, haben ein Anrecht zu wissen, wer zu ihnen kommt.
Ich muß mit einem Geständnis beginnen: Im Unterschied zu vielen meiner
Altersgenossen hat sich mein Leben ohne äußere Unterbrechungen und Gefähr-
dungen vollzogen. Mir ist das Glück einer kontinuierlichen Entwicklung zuteil
geworden, soweit dies bei einem Menschen meines Alters überhaupt möglich ist. Ich
habe diese Tatsache stets mit großer Dankbarkeit empfunden, wenngleich ich mir
bewußt bin, daß sie vielen von Ihnen mit Recht als Mangel erscheinen dürfte. Daß
dem so ist, verdanke ich dem Geist wissenschaftlicher Gesinnung und akademischer
Tradition, der in meinem Elternhaus lebendig war. Er hat schon früh in mir wach-
gerufen und genährt ein geheimes Interesse an fremden Sprachen und Kulturen, er
hat mich schon als Junge getrieben, in der Weise des Autodidakten Sprachen des
Alten Orients zu erlernen.
Eine naive Freude am Suchen und Kennenlernen, dazu die Lektüre von
Mommsens Römischer Geschichte und schließlich die langsam sich vertiefende
Beschäftigung mit F. Meineckes gerade zur Zeit meines Abiturs erschienenem
berühmten Werke „Die Idee der Staatsraison“ haben mich veranlaßt, mich der
Geschichte als dem eigentlichen Zentrum meiner Studien zuzuwenden.

9 Ibidem, S. 425.
10 Zu den prosopographischen Angaben vgl. wie Anm. 1, S. 37.
11 Jahresheft der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 1961/62, Heidelberg 1963, S. 91—95.
— Ein Nachruf auf Hans Schaefer erschien auch in Ruperto-Carola 30 (1961), S. 236f.
 
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