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ANTRITTSREDEN
Emeritierung des Nobelpreisträgers Wolfgang Paul. Die Festrede hielt Prof. J. Peter
Toennies vom Max-Planck-Institut für Strömungsforschung über die Untersuchung
von Oberflächen durch Molekularstrahlstreuung. DerVortrag war sehr spannend und
ich fragte Prof. Comsa, ob ich diese Thematik als Vortragsthema wählen könne, ohne
zu ahnen, dass George Comsa selbst einer der weltweit führenden Forscher auf dem
Gebiet der He-Streuung an Oberflächen und der härteste Konkurrent von Prof.
Toennies in Deutschland war.
Mein anschließender Vortrag schien zu gefallen, und so landete ich als Diplo-
mand in Jülich und arbeitete an der Entwicklung einer Quelle hochexpandierter
He-Düsenstrahlen, die deutlich mehr Intensität und Monochromatizität für die
Streuung an Oberflächen versprach. Meine erste Reise führte mich als Diplomand,
zusammen mit meinem Betreuer Dr. Rudolf David, nach Göttingen zum Max-
Planck-Institut für Strömungsforschung. David war ein ehemaliger Diplomand und
Doktorand von Prof. Toennies, der mit diesem Ende der sechziger Jahre aus Bonn
nach Göttingen gewechselt war. Ich war sehr beeindruckt von den Edelstahl-
Ungetümen und den Diffusionspumpen gigantischen Ausmaßes im Göttinger Labor.
Prof.Toennies empfing uns freundlich und wir durften alles im Detail anschauen. Ich
erinnere mich noch gerne an das Gespräch, in dem er mich belehrte, dass nicht jeder
Student ein großer Wissenschaftler werden könne, dass man aber auch mit pfiffigen
Ideen originelle Instrumente entwickeln kann, deren Beschreibung man dann in der
Zeitschrift „Review of Scientific Instruments“ publizieren könnte. In der Tat wur-
den meine ersten beiden Publikationen, die aus der Diplomarbeit entstanden, genau
dort publiziert. Ich bin auch heute noch stolz auf diese Arbeiten, obwohl sie nicht
zu meinen meistzitierten Publikationen zählen und nicht zu meinem h-index bei-
tragen.
Die Düsenstrahlquelle, die ich entwickelte, war ein voller Erfolg und hatte den
Vorteil, dass die äußeren Dimensionen deutlich überschaubarer waren als die unse-
rer Konkurrenten. So blieb ich in Jülich und setzte die Quelle zur Untersuchung von
Festkörperoberflächen mit hochmonochromatischen thermischen He Atomen in
meiner anschließenden Doktorarbeit ein. Innerhalb kürzester Zeit sprudelten die
Resultate zur strukturellen Charakterisierung von adsorbierten niedrigdimensiona-
len Edelgas-Phasen und deren Phasenübergängen sowie inelastischen Anregungen,
Oberflächenphononen aus der aufgebauten Apparatur, die ich erstmals an Silvester
1984, nicht zur Freude meiner späteren Ehefrau, in Betrieb nahm. Im Februar 1986
konnte ich meine Doktorarbeit nach 22 Monaten erfolgreich abschließen.
Die Doktoranden- und anschließende Postdoktorandenzeit in Jülich war eine
prägende und sehr schöne Zeit. Ich erhielt eine hervorragende Ausbildung in Ober-
flächenphysik. Das IGV war zu jener Zeit das führende Forschungsinstitut auf
diesem Gebiet in Deutschland. Von Anfang an setzte Prof. Comsa großes Vertrauen
im mich und gewährte mir große Freiheiten, ohne mich jedoch in die vielen Fallen
tappen zu lassen, die auf einen jungen unerfahrenen Forscher warten. Er war ein wis-
senschaftlicher Lehrer und väterlicher Freund für mich, dem ich sehr viel verdanke.
Früh konnte ich an internationalen Tagungen teilnehmen, bei denen ich zahlreiche
führende Wissenschaftler kennenlernte, was mich schließlich auch 1988 für ein drei-
ANTRITTSREDEN
Emeritierung des Nobelpreisträgers Wolfgang Paul. Die Festrede hielt Prof. J. Peter
Toennies vom Max-Planck-Institut für Strömungsforschung über die Untersuchung
von Oberflächen durch Molekularstrahlstreuung. DerVortrag war sehr spannend und
ich fragte Prof. Comsa, ob ich diese Thematik als Vortragsthema wählen könne, ohne
zu ahnen, dass George Comsa selbst einer der weltweit führenden Forscher auf dem
Gebiet der He-Streuung an Oberflächen und der härteste Konkurrent von Prof.
Toennies in Deutschland war.
Mein anschließender Vortrag schien zu gefallen, und so landete ich als Diplo-
mand in Jülich und arbeitete an der Entwicklung einer Quelle hochexpandierter
He-Düsenstrahlen, die deutlich mehr Intensität und Monochromatizität für die
Streuung an Oberflächen versprach. Meine erste Reise führte mich als Diplomand,
zusammen mit meinem Betreuer Dr. Rudolf David, nach Göttingen zum Max-
Planck-Institut für Strömungsforschung. David war ein ehemaliger Diplomand und
Doktorand von Prof. Toennies, der mit diesem Ende der sechziger Jahre aus Bonn
nach Göttingen gewechselt war. Ich war sehr beeindruckt von den Edelstahl-
Ungetümen und den Diffusionspumpen gigantischen Ausmaßes im Göttinger Labor.
Prof.Toennies empfing uns freundlich und wir durften alles im Detail anschauen. Ich
erinnere mich noch gerne an das Gespräch, in dem er mich belehrte, dass nicht jeder
Student ein großer Wissenschaftler werden könne, dass man aber auch mit pfiffigen
Ideen originelle Instrumente entwickeln kann, deren Beschreibung man dann in der
Zeitschrift „Review of Scientific Instruments“ publizieren könnte. In der Tat wur-
den meine ersten beiden Publikationen, die aus der Diplomarbeit entstanden, genau
dort publiziert. Ich bin auch heute noch stolz auf diese Arbeiten, obwohl sie nicht
zu meinen meistzitierten Publikationen zählen und nicht zu meinem h-index bei-
tragen.
Die Düsenstrahlquelle, die ich entwickelte, war ein voller Erfolg und hatte den
Vorteil, dass die äußeren Dimensionen deutlich überschaubarer waren als die unse-
rer Konkurrenten. So blieb ich in Jülich und setzte die Quelle zur Untersuchung von
Festkörperoberflächen mit hochmonochromatischen thermischen He Atomen in
meiner anschließenden Doktorarbeit ein. Innerhalb kürzester Zeit sprudelten die
Resultate zur strukturellen Charakterisierung von adsorbierten niedrigdimensiona-
len Edelgas-Phasen und deren Phasenübergängen sowie inelastischen Anregungen,
Oberflächenphononen aus der aufgebauten Apparatur, die ich erstmals an Silvester
1984, nicht zur Freude meiner späteren Ehefrau, in Betrieb nahm. Im Februar 1986
konnte ich meine Doktorarbeit nach 22 Monaten erfolgreich abschließen.
Die Doktoranden- und anschließende Postdoktorandenzeit in Jülich war eine
prägende und sehr schöne Zeit. Ich erhielt eine hervorragende Ausbildung in Ober-
flächenphysik. Das IGV war zu jener Zeit das führende Forschungsinstitut auf
diesem Gebiet in Deutschland. Von Anfang an setzte Prof. Comsa großes Vertrauen
im mich und gewährte mir große Freiheiten, ohne mich jedoch in die vielen Fallen
tappen zu lassen, die auf einen jungen unerfahrenen Forscher warten. Er war ein wis-
senschaftlicher Lehrer und väterlicher Freund für mich, dem ich sehr viel verdanke.
Früh konnte ich an internationalen Tagungen teilnehmen, bei denen ich zahlreiche
führende Wissenschaftler kennenlernte, was mich schließlich auch 1988 für ein drei-