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ANTRITTSREDEN
Und wenn ich nicht Wissenschaft umtreibe — oder sie mich? Es gibt einen
bestimmten Typ von Danksagungen in den Vorworten wissenschaftlicher Publikatio-
nen, von dem ich mir stets vorgenommen habe, ihn nie mit Wahrheitsgehalt zu
Papier bringen zu müssen. Frauen und Kindern wird dort gedankt für die Bereit-
schaft, teils extreme Verzichtleistungen auf Partnerschaft und Elternschaft - in der
Regel Vaterschaft — klaglos hingenommen zu haben.
Wir waren mit unserem 74er Campingbus in Südfrankreich unterwegs, als wir
auf das Ortsschild eines Dorfes namens „Les bons enfants“ stießen, das wir natürlich
mit unseren drei Kindern fotografieren mussten. Es bringt unsere Familienerfahrun-
gen und die Bereitschaft zu wirklich geteilter Verantwortung gut auf den Punkt. Wir
wollten und wollen, einander bereichernd, intensiv miteinander leben — wir fünf.
Und meine Frau sollte und soll die gleichen Freiräume beruflicher Entfaltung haben
wie ich. So ganz schief scheint es bislang nicht gegangen zu sein: Der älteste Sohn
macht nach seinem Abitur derzeit ein freiwilliges soziales Jahr in Westafrika, die jüng-
ste Tochter wird vor Weihnachten von einem halben Jahr Sprachaustausch aus Irland
zurückkehren, während die Dame in der Mitte große Pläne noch für später aufspart.
Ich bin sehr froh, die Anwege dahin nicht nur am Rande miterlebt, sondern auch
mit gestaltet zu haben. Die DFG tut sehr gut daran, die Vereinbarkeit von wissen-
schaftlicher Karriere und Familie nicht nur zu fördern, sondern zunehmend auch zu
fordern.
Dass Sie alle diese Wege für so zielführend hielten, mir die Mitarbeit in Ihrem
Kreis zu eröffnen, dafür danke ich Ihnen sehr. Das Gemeinsame der je eigenen
Eigenständigkeit habe ich in ersten Gesprächsrunden hier als ebenso bereichernd
wie anregend erlebt. Darum darf ich schließen mit einem Zitat der Teresa von Avila:
Bei aller Bereitschaft, theologische Bildung und Männern vorbehaltene Amtsbefug-
nis anzuerkennen, formulierte sie in ihrerVida: „Es ist kein kleines Kreuz, seinen Ver-
stand dem zu unterwerfen, der keinen hat. Ich habe das nie vermocht, und es scheint
mir auch nicht richtig zu sein.“ (Vida - Autobiographie von 1560/65, Nr. 13,19)
ANTRITTSREDEN
Und wenn ich nicht Wissenschaft umtreibe — oder sie mich? Es gibt einen
bestimmten Typ von Danksagungen in den Vorworten wissenschaftlicher Publikatio-
nen, von dem ich mir stets vorgenommen habe, ihn nie mit Wahrheitsgehalt zu
Papier bringen zu müssen. Frauen und Kindern wird dort gedankt für die Bereit-
schaft, teils extreme Verzichtleistungen auf Partnerschaft und Elternschaft - in der
Regel Vaterschaft — klaglos hingenommen zu haben.
Wir waren mit unserem 74er Campingbus in Südfrankreich unterwegs, als wir
auf das Ortsschild eines Dorfes namens „Les bons enfants“ stießen, das wir natürlich
mit unseren drei Kindern fotografieren mussten. Es bringt unsere Familienerfahrun-
gen und die Bereitschaft zu wirklich geteilter Verantwortung gut auf den Punkt. Wir
wollten und wollen, einander bereichernd, intensiv miteinander leben — wir fünf.
Und meine Frau sollte und soll die gleichen Freiräume beruflicher Entfaltung haben
wie ich. So ganz schief scheint es bislang nicht gegangen zu sein: Der älteste Sohn
macht nach seinem Abitur derzeit ein freiwilliges soziales Jahr in Westafrika, die jüng-
ste Tochter wird vor Weihnachten von einem halben Jahr Sprachaustausch aus Irland
zurückkehren, während die Dame in der Mitte große Pläne noch für später aufspart.
Ich bin sehr froh, die Anwege dahin nicht nur am Rande miterlebt, sondern auch
mit gestaltet zu haben. Die DFG tut sehr gut daran, die Vereinbarkeit von wissen-
schaftlicher Karriere und Familie nicht nur zu fördern, sondern zunehmend auch zu
fordern.
Dass Sie alle diese Wege für so zielführend hielten, mir die Mitarbeit in Ihrem
Kreis zu eröffnen, dafür danke ich Ihnen sehr. Das Gemeinsame der je eigenen
Eigenständigkeit habe ich in ersten Gesprächsrunden hier als ebenso bereichernd
wie anregend erlebt. Darum darf ich schließen mit einem Zitat der Teresa von Avila:
Bei aller Bereitschaft, theologische Bildung und Männern vorbehaltene Amtsbefug-
nis anzuerkennen, formulierte sie in ihrerVida: „Es ist kein kleines Kreuz, seinen Ver-
stand dem zu unterwerfen, der keinen hat. Ich habe das nie vermocht, und es scheint
mir auch nicht richtig zu sein.“ (Vida - Autobiographie von 1560/65, Nr. 13,19)