190 | NACHRUFE
MARGOT BECKE-GOEHRING
(10.6.1914-14.11.2009)
Seit 1977 war Frau Professor Dr. Dr. h. c. Margot Becke ordentliches Mitglied der
Heidelberger Akademie. Sie starb am 14. November 2009 im hohen Alter von 95
Jahren nach kurzer Krankheit. Ihren letzten Geburtstag am 10. Juni hatte sie noch in
allseits bewunderter geistiger Frische mit Schülern und Freunden verlebt, denen sie
so in Erinnerung bleibt.
Margot Becke, geborene Goehring, hatte ein wahrlich bewegtes Leben. In
Allenstein/Ostpreußen geboren, verbrachte sie ihre Jugendjahre und Schulzeit in
Gera, Erfurt und Weimar. In Halle begann sie 1933 das Studium der Chemie, setze
es in München fort und promovierte 1939 bei Hellmut Stamm an der Universität
Halle. Es folgten die Habilitation im Jahr 1944 an der gleichen Universität und eine
Anstellung als Privatdozentin für Chemie in dem vom späteren Nobelpreisträger
Karl Ziegler geleiteten Institut. Die Zeit dort war nur kurz bemessen; denn mit dem
Abzug der Amerikaner aus Halle nach Ende des Krieges wurden — mit kurzfristiger
Ankündigung und halb freiwillig — viele Wissenschaftler in die US-Besatzungszone
evakuiert. Der Transport endete für Margot Goehring im Juni 1945 an der Berg-
strasse nahe Darmstadt. Von dort holte sie ein halbes Jahr später Karl Freudenberg,
Dekan der wiedereröffneten naturwissenschaftlichen Fakultät, nach Heidelberg.
Dies ist der Moment, um in der Aufzählung der Geschehnisse innezuhalten
und nach der Prägung zu suchen, die Margot Goehring in dieser frühen Phase ihrer
wissenschaftlichen Entwicklung erfahren hat, und wie sie selbst ihr Fach mitgeprägt
hat. Dankbar erwähnte sie die brillanten Vorlesungen von Scholder, Stamm und
Ziegler, die ihr das Tor zur Wissenschaft aufgeschlossen haben, und denen sie in der
Klarheit und Lebendigkeit ihrer eigenen Vorlesungen gefolgt ist. In Ihrer Forschung
vollzog sie einen Wechsel von zunächst chemisch-maßanalytischen Fragestellungen,
dann physikalisch-chemischen Untersuchungen über Kinetik und Mechanismus
MARGOT BECKE-GOEHRING
(10.6.1914-14.11.2009)
Seit 1977 war Frau Professor Dr. Dr. h. c. Margot Becke ordentliches Mitglied der
Heidelberger Akademie. Sie starb am 14. November 2009 im hohen Alter von 95
Jahren nach kurzer Krankheit. Ihren letzten Geburtstag am 10. Juni hatte sie noch in
allseits bewunderter geistiger Frische mit Schülern und Freunden verlebt, denen sie
so in Erinnerung bleibt.
Margot Becke, geborene Goehring, hatte ein wahrlich bewegtes Leben. In
Allenstein/Ostpreußen geboren, verbrachte sie ihre Jugendjahre und Schulzeit in
Gera, Erfurt und Weimar. In Halle begann sie 1933 das Studium der Chemie, setze
es in München fort und promovierte 1939 bei Hellmut Stamm an der Universität
Halle. Es folgten die Habilitation im Jahr 1944 an der gleichen Universität und eine
Anstellung als Privatdozentin für Chemie in dem vom späteren Nobelpreisträger
Karl Ziegler geleiteten Institut. Die Zeit dort war nur kurz bemessen; denn mit dem
Abzug der Amerikaner aus Halle nach Ende des Krieges wurden — mit kurzfristiger
Ankündigung und halb freiwillig — viele Wissenschaftler in die US-Besatzungszone
evakuiert. Der Transport endete für Margot Goehring im Juni 1945 an der Berg-
strasse nahe Darmstadt. Von dort holte sie ein halbes Jahr später Karl Freudenberg,
Dekan der wiedereröffneten naturwissenschaftlichen Fakultät, nach Heidelberg.
Dies ist der Moment, um in der Aufzählung der Geschehnisse innezuhalten
und nach der Prägung zu suchen, die Margot Goehring in dieser frühen Phase ihrer
wissenschaftlichen Entwicklung erfahren hat, und wie sie selbst ihr Fach mitgeprägt
hat. Dankbar erwähnte sie die brillanten Vorlesungen von Scholder, Stamm und
Ziegler, die ihr das Tor zur Wissenschaft aufgeschlossen haben, und denen sie in der
Klarheit und Lebendigkeit ihrer eigenen Vorlesungen gefolgt ist. In Ihrer Forschung
vollzog sie einen Wechsel von zunächst chemisch-maßanalytischen Fragestellungen,
dann physikalisch-chemischen Untersuchungen über Kinetik und Mechanismus