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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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IV. Veranstaltungen im Jubiläumsjahr
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Wolgast, Eike: Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften - Gründung und Auftrag
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0340
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356 | VERANSTALTUNGEN

Mitgliedschaft wieder aufzunehmen, stellte der Präsident Oehme 1952 dagegen
unumwunden fest, Meyerhofs Tod „brachte uns ... noch und wieder einmal das
ganze schuldhafte Verhängnis der jüngsten deutschen Vergangenheit vor Augen, das
so viel auch an geistiger Verarmung nach sich zog“. Wissenschaftler, die sich im Drit-
ten Reich kompromittiert hatten (etwa der Theologe Karl Georg Kuhn), wurden,
wenn sie unterdessen zu gelehrter Reputation gekommen waren, bei Zuwahlen
durchaus berücksichtigt, allerdings erst in gehörigem Abstand zur Vergangenheit.
Die Zeit des Wiederaufbaus war mühselig. Im Gegensatz zu den anderen, staat-
lich verankerten Akademien blieb Heidelberg lange auf freiwillige Leistungen des
Landes angewiesen. Erst 1966 erhielt die Akademie die Anerkennung als „Körper-
schaft des öffentlichen Rechts“, die die anderen Akademien längst besaßen, und erst
1974 wurde sie in den Landeshaushalt aufgenommen. 1954 musste der Präsident
Herbig bei der Jahresfeier darauf aufmerksam machen, dass die Akademie in der
Gefahr stünde, zu einer lokalen Angelegenheit zu werden, da den auswärtigen Mit-
gliedern weder Reisekosten noch Aufenthaltsspcsen erstattet werden könnten. Die
Klage über die unzulängliche Finanzierung zieht sich durch die Geschäftsberichte
aller Präsidenten in den fünfziger und sechziger Jahren. Immerhin gewährte das Land
1949 80.000 DM als Zuschuss, 1956 100.000 DM — aber eben als freiwillige Lei-
stung, die gelegentlich durchaus auch gekürzt wurde.
Geldgeber waren neben dem Land Stiftungen (vor allem der Stifterverband
für die Deutsche Wissenschaft), die Deutsche Forschungsgemeinschaft und verschie-
dene Bundesministerien. Auf wirklich sicheren Boden gelangte die Akademie erst,
als 1979 das Abkommen zwischen Bund und Ländern zur Finanzierung des Akade-
mienprogramms ratifiziert wurde. In ihm wurde die hälftige Dotierung jedes For-
schungsvorhabens, das von der Konferenz (seit 1990: Union) der (west)deutschen
Akademien gebilligt worden war, durch Bund und Sitzland festgelegt. Seither konn-
ten die bisher stets nur auf kurze Frist bewilligten, aber auf lange Zeitdauer ange-
legten Forschungsvorhaben auf solider Basis betrieben und den Mitarbeitern eine
Anstellung auf Lebenszeit gesichert werden. Mit Stand von 2008 betrieb die Hei-
delberger Akademie als Gesamtvorhaben zwei Projekte: das Goethe-Wörterbuch (in
Zusammenarbeit mit Berlin und Göttingen) sowie „The Role of Culture in
the Early Expansion of Humans“: Die Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse
unterhielt zwei Forschungsvorhaben: „Radiometrische Altersbestimmung von
Wasser und Sedimenten“ sowie „Weltkarte der tektonischen Spannungen“. Der
Empfehlung des Wissenschaftsrats gemäß dürfen seit 2004 keine naturwissenschaftli-
chen Projekte mehr aus dem Akademienprogramm gefördert werden, da der mate-
rielle Aufwand für sie zu groß ist und andere Förderinstrumentarien vorhanden sind;
die noch bestehenden Projekte müssen bis 2012 in andere Trägerschaft überführt
werden. Die Philosophisch-historische Klasse betreute 2008 17 Forschungsvorhaben
mit Schwerpunkten auf wissenschaftlichen Wörterbüchern, Editionen aus der frühen
Neuzeit sowie Projekten aus dem Bereich der alten Geschichte und der Archäolo-
gie. Internationale Ausstrahlungskraft besitzen insbesondere die Vorhaben „Felsbilder
und Inschriften am Karakorum Highway“ und „Buddhistische Steinschriften in
China“.
 
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