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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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IV. Veranstaltungen im Jubiläumsjahr
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Häfner, Heinz: Interdisziplinäres Symposium an der Universität Stuttgart "Alter(n) gestalten - Medizin, Technik, Umwelt"
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0392
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408 | VERANSTALTUNGEN

Generationenproblems. Die aufgeworfenen Fragen und Lösungsvorschläge wurden
von einem aufmerksamen Publikum nachdenklich aufgenommen.
Die musikalische Umrahmung des Symposiums wurde gestaltet vom Akade-
mischen Orchester der Universität Stuttgart und gefordert vom Verein der Freunde
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Am Tag des Symposiums eröffnete Prof. Schlicht die Reihe der Vorträge. Er
verdeutlichte dem Auditorium den signifikanten Beitrag körperlicher Aktivität für
ein gelingendes Altern. Er verwies auf epidemiologische Studien und Meta-Analy-
sen experimenteller Arbeiten, die zeigen, dass bereits eine moderate Steigerung der
Alltagsaktivität das Erkrankungsrisiko im Alter senkt und Funktionsdefizite älterer
Menschen kompensiert. Mit der Steigerung der „Fitness“ wird auch das Wohlbefin-
den erhöht.
Als Beitrag zur Biologie des Alterns gab Frau Prof. Monyer (Mitgl. HAW)
einen weit gespannten Überblick von Forschungsergebnissen zu Altersveränderun-
gen an Chromosomen, zu molekularen und zellulären Mechanismen und zur repa-
rativen Plastizität des menschlichen Gehirns. Sie konnte belegen, dass das Gehirn
selbst im Alter noch zur Bildung neuer Nervenzellen imstande ist, die auch in funk-
tional wichtige Abschnitte des Großhirns einwandern können.
Dr. Kolassa (Konstanz) und Dr. Diener (Mannheim) — Kollegialen des WIN
(wissenschaftlicher Nachwuchs)-Programms der Akademie — stellten die morpholo-
gischen und molekularen Grundlagen der Gedächtnisleistungen im Gehirn dar. Sie
vermittelten Altersveränderungen und reparative Plastizität des Gehirns auf der
Grundlage eigener Ergebnisse ihres Akademieprojekts.
Alle Vorträge zu Neurobiologie und Gesundheitswissenschaften machten deut-
lich, dass das Ausmaß der Plastizität und das Gelingen des Alterns von der aktiven
Betätigung von Körper und Gehirn beeinflusst werden.
Als medizinische Reparaturmöglichkeiten mit der Chance der Erhaltung
und Wiederherstellung von Autonomie, Lebensqualität und Schmerzfreiheit auch
noch im vierten Lebensalter wurden die derzeitigen Möglichkeiten und Grenzen
der Stammzelltherapie (Prof. Ho, Heidelberg, Mitgl. HAW), die elektronischen
Verstärkungs- und Ersatzsysteme für verminderte Hörleistung (Prof. Plinkert,
Heidelberg) und der Ersatz funktionsunfähiger Gelenke durch Endoprothetik,
vor allem des Hüft-, Knie- und Sprunggelenks (Prof. Weise,Tübingen) dargestellt.
Die derzeit hohe Zahl der operativ eingesetzten Gelenkprothesen in Deutschland,
mit inzwischen langen „Standzeiten“ bis zu zwanzig Jahren, leisten einen auch
qualitativ beachtlichen Beitrag zur Verlängerung der autonomen Lebensphase im
Alter.
In weitgreifender Analyse stellte der Lehrstuhlinhaber für Soziologische Medi-
zin an der Universität Düsseldorf (Prof. Siegrist, Mitgl. HAW) die sozialen und auf
die Arbeitswelt bezogenen Risikofaktoren für Herz- und Gefäßleiden und für vor-
zeitigen Tod dar. Er zeigte, dass weniger die rohen sozioökonomischen Variablen der
Schichtzugehörigkeit (Bildung, Status, Einkommen) als vielmehr die gesellschaftli-
chen und betrieblichen Hierarchien und Rangordnungen, und mit ihnen die Mög-
lichkeiten autonomer Arbeitsgestaltung, Risiko- oder Schutzfaktoren für die
 
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