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Arno
Scutum canonicorum: Edition, Übersetzung, Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 11: Regensburg: Schnell + Steiner, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.72133#0112
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Schild der Kanoniker - Prooemium

111

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25

Es beginnt das Prooemium des folgenden Werkes, das „Schild der
Kanoniker" heißt.
Das folgende kleine Werk, das „Schild der Kanoniker" heißt, habe ich,
Bruder Arno1, ein unbedeutender Diener des Kanonikerstandes, anlässlich 5
eines gewissen Streitfalls angefertigt, da nämlich gewisse Mönche unsere
Häuser besetzen und unsere Brüder, die ihr Gelübde abgelegt haben,
gleichsam unter dem Vorwand größerer Frömmigkeit zu sich locken. Und es
soll aber dem Namen und der Zielsetzung des Büchleins keinen Abbruch
tun, dass ich in demselben die Lebensführung unserer Gewohnheiten, die 10
gewissermaßen unsere alltäglichen Kleider und die Werkzeuge unserer
Heiligung sind, zusammenfassend eingefügt habe. Denn ich habe ja die
Gewohnheiten selbst, gleichsam unsere alltäglichen Gewänder und die
Werkzeuge unserer Arbeit als Schild und Waffen zu unserer Verteidigung
gebraucht, so wie es, wie wir wissen, oft in weltlichen Belangen geschieht, 15
wenn eine Notlage es erzwingt. Und wenn nämlich Räuber über Reisende
oder mit irgendeiner Arbeit Beschäftigte plötzlich herfallen oder wenn
unvermutet ein Kampf unter Genossen entsteht, werden Gewänder als
Schild, Arbeitswerkzeuge als Waffen ergriffen, mit denen zuweilen auch
bewaffnete Feinde, wenn die Gerechtigkeit gewogen ist, mannhaft 20
zurückgeschlagen werden und nachdem diese in die Flucht geschlagen
worden sind, werden die Gewänder und Werkzeuge wieder für ihren alten
Gebrauch verwendet und nicht weniger werden sie später der Ehre und dem
Nutzen dienen, weil sie für andere Zwecke gebraucht wurden. So lesen wir,
dass die Söhne Israels manchmal mit Jäthacken, mit Hacken und Gabeln 25
kämpften, auch, dass einer von den Richtern namens Schamgar 600 Männer
mit einem Ochsenziemer tötete. Wir aber trachten hier nicht danach, die
Widersacher zu töten, sondern nur die Geschosse der Verleumder
abzuwehren, damit es uns nach deren Befriedung erlaubt ist, zusammen mit

P Arno von Reichersberg (* um 1100; ( 30. Januar 1175), Regularkanoniker, Propst von
Reichersberg (amt. 1169-11 75). Arno legte zunächst im Stift Rottenbuch Profess ab und folgte
seinem Bruder Gerhoch dann 1132 nach Reichersberg. Nach dessen Tod im Jahr 1169
übernahm er als Propst die Leitung des Stifts, dem er zunächst als Dekan vorgestanden hatte.
Vgl. Annales Reicherspergenses, ed. WATTENBACH, MGH SS 17, S. 490. Zur Person und Werk
vgl. CLASSEN, Gerhoch, S. 309-310, S. 445-447 (Opus 1-4); Ehlen, Arno 2, S. 459-460.
 
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