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Arno
Scutum canonicorum: Edition, Übersetzung, Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 11: Regensburg: Schnell + Steiner, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.72133#0023
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2. Scutum canonicorum

Salzburger Raum verbreiteten Augustinusregeln. Die doppelte Funktion des Scutum
als Verteidigungsinstrument der Regularkanoniker im Salzburger Reformverband
zeigt sich deutlich auch in den beiden inhaltlichen Teilen: zunächst erfolgt die Identi-
fizierung und Verschriftlichung der Leitlinien regularkanonikalen Lebens in Rei-
chersberg und dann darauf aufbauend im zweiten Teil die Interpretation des Selbst-
verständnisses der „eigenen" Lebensweise gegenüber ebenfalls die vita apostolica
für sich einfordernder, konkurrierender ordines.
2.2 Quellen und Regeltexte
Eine kurze Diskussion und Einordnung der von Arno herangezogenen Quellen lässt
nicht nur Rückschlüsse auf die Gedankenwelt Arnos zu, sondern gibt des Weiteren
Informationen über regionale Beziehungen innerhalb der Salzburger Reformland-
schaft. Im Einklang mit Gerhoch betont auch Arno die Bedeutung des Ideals der ur-
christlichen vita apostolica für die regularkanonikale Lebensweise. Daher zitiert er
wiederholt die zentrale Stelle aus der Apostelgeschichte, in der beschrieben wird, wie
alle einmütig gemeinsam leben und allen Besitz gemeinsam haben.67 In Anlehnung
an das urchristliche Vorbild der Apostelgeschichte hebt Arno die Einrichtung des
ordo canonicus (direkt) durch Gott hervor: „Dieser (= der Kanonikerstand) blühte im
Priestertum Aarons und im Dienst der Leviten als Präfiguration, in Christus, seinen
Aposteln und Jüngern und den Ersten der Gläubigen selbst, die ein Herz und eine
Seele waren in Gott und brachte die Frucht der Süße und des Heils hervor."68Aus der
Imitation des apostolischen Vorbilds ergibt sich für Arno (und hier folgt er der Argu-
mentation Gerhochs) die Konsequenz der persönlichen Armut, damit die vita com-
munis an den Regularkanonikerstiften gelingen kann.69
Arno inseriert außerdem einen zwischen 1138 und 1143 datierten Brief von Papst
Innozenz II. (amt. 1130-1143) über die Würde und Vortrefflichkeit der vita canonico-
rum an Erzbischof Konrad von Salzburg ff 1147).7° Darin bekräftigt Innozenz II. in
Anlehnung an Papst Urban I. und Papst Urban II., dass die Lebensweise der Kanoni-
ker die Lebensweise der Apostel sei: „Über die Würde und die Vortrefflichkeit der

67 Act 4, 32. Siehe Bibelstellenverzeichnis, Anhang, 2.

68 Qui in sacerdocio Aaron ac levitico ministerio in tipo floruit, in Christo et apostolis eius ac discipu-
lis, inque ipsis primiciis credentium quibus cor unum et anima una erat in Deo, fructum suavitatis
et salutis protulit. Arno von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. 116.

69 Sectatores Christians paupertatis sunt, et ego; emulatores apostolicf perfectionis sunt, et ego; pro-
fessores et observatores communis ac cenobitalis vite sunt, et ego. Arno von Reichersberg, Scutum
canonicorum, S. 122.

70 Innocentius episcopus, servus servorum Dei, venerabili fratri Conrado Salzburgensi archiepis-
copo, salutem et apostoHcam benedictionem. Arno von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. 196;
JL 8274.
 
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