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https://doi.org/10.11588/diglit.72133#0020
2. SCUTUM CANONICORUM
2.1 Funktion und Intention
Als Auslöser für die Abfassung des Scutum sind in erster Linie die konkreten Über-
trittsfälle und Manifestationen der vita arctior in der Salzburger Erzdiözese zu se-
hen, allerdings spielten wohl die zunehmenden Diskurse um das Ideal der vita apos-
tolica zwischen Mönchen und Kanonikern eine weitere Rolle.50 Arno versucht mit
dieser defensiven Streitschrift, der er eine zweifache Funktion zuschreibt, den Stand
der Regularkanoniker nach innen und nach außen zu stärken.51 Als Schutz nach in-
nen erfolgt dies, indem Arno an Einigkeit innerhalb „seines Standes" appelliert und
den Kanonikern die Beschreibung ihrer Gewohnheiten an die Hand gibt, die sie dann
gewissermaßen als Werkzeuge zu ihrer Verteidigung nach außen benutzen können.52
Die Beschreibung der Consuetudines der Reichersberger Kanonikergemeinschaft im
ersten Teil des Scutum dient vor allem der Stabilisierung und Konsolidierung der
jungen Gemeinschaft in der Salzburger Reformdiözese im Prozess der Identitätsfin-
dung nach innen: „Es sollen also alle Brüder aus unserem Kanonikerstand, die es
wollen, ohne Unterschied dieses kleine Werk unserer Demut gebrauchen, sei es als
Schild im Kampf, sei es als nötiger Schutz der täglichen Gewohnheiten im Frieden;
in diesem werden sie, wie ich meine, nichts finden, das bei seiner Einhaltung nicht
der Ehre der Ordensregel oder der Unterdrückung der Böswilligen oder sicherlich der
Schaffung und Bewahrung der Liebe dient, damit diejenigen, die die Verschiedenheit
der Gelübde oder Gewohnheiten trennt, gemeinsam die Liebe in Gott und unter Gott
vereint."53 Arno ist sich der Vielfalt der apostolischen Lebensformen und Lebens-
gewohnheiten bewusst, deshalb ruft er dazu auf, sich trotz dieser Unterschiede die
50 Vgl. Fonseca, Monaci e canonici, S. 203-205.
51 Vgl. ebd.
52 Nec vero nomini vel intencioni libelli id preiudicare debet, quod in eodem consuetudinum nostrarum
dietam, que vestes nostre cottidiane et instrumenta, quedam nostre sanctificacionis sunt, breviando
inserui. Siquidem ipsis consuetudinibus quasi vestibus nostris cottidianis et instrumentis nostri ope-
ris pro scuto et armis in defensionem nostri usus sum, sicut in materialibus sepe cogente necessitatis
articulo fieri non ignoramus. Arno von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. 110.
53 Utantur ergo, quique volent, fratres canonici ordinis domestici hoc nostre humilitatis opusculo
indifferenter sive pro scuto in bello sive pro necessario cottidianarum consuetudinum in pace ves-
timento, in quo nichil, ut estimo, reperient, quod non ab formula regularis honestatem vel ad re-
primendam calumpniosorum in probitatem aut certe ad componendam et conservandam caritatem
observatum proficiat, quatenus quos disiungit professionum seu consuetudinum diversitas, una in
Deo et sub Deo iungat caritas. Arno von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. 112.
2.1 Funktion und Intention
Als Auslöser für die Abfassung des Scutum sind in erster Linie die konkreten Über-
trittsfälle und Manifestationen der vita arctior in der Salzburger Erzdiözese zu se-
hen, allerdings spielten wohl die zunehmenden Diskurse um das Ideal der vita apos-
tolica zwischen Mönchen und Kanonikern eine weitere Rolle.50 Arno versucht mit
dieser defensiven Streitschrift, der er eine zweifache Funktion zuschreibt, den Stand
der Regularkanoniker nach innen und nach außen zu stärken.51 Als Schutz nach in-
nen erfolgt dies, indem Arno an Einigkeit innerhalb „seines Standes" appelliert und
den Kanonikern die Beschreibung ihrer Gewohnheiten an die Hand gibt, die sie dann
gewissermaßen als Werkzeuge zu ihrer Verteidigung nach außen benutzen können.52
Die Beschreibung der Consuetudines der Reichersberger Kanonikergemeinschaft im
ersten Teil des Scutum dient vor allem der Stabilisierung und Konsolidierung der
jungen Gemeinschaft in der Salzburger Reformdiözese im Prozess der Identitätsfin-
dung nach innen: „Es sollen also alle Brüder aus unserem Kanonikerstand, die es
wollen, ohne Unterschied dieses kleine Werk unserer Demut gebrauchen, sei es als
Schild im Kampf, sei es als nötiger Schutz der täglichen Gewohnheiten im Frieden;
in diesem werden sie, wie ich meine, nichts finden, das bei seiner Einhaltung nicht
der Ehre der Ordensregel oder der Unterdrückung der Böswilligen oder sicherlich der
Schaffung und Bewahrung der Liebe dient, damit diejenigen, die die Verschiedenheit
der Gelübde oder Gewohnheiten trennt, gemeinsam die Liebe in Gott und unter Gott
vereint."53 Arno ist sich der Vielfalt der apostolischen Lebensformen und Lebens-
gewohnheiten bewusst, deshalb ruft er dazu auf, sich trotz dieser Unterschiede die
50 Vgl. Fonseca, Monaci e canonici, S. 203-205.
51 Vgl. ebd.
52 Nec vero nomini vel intencioni libelli id preiudicare debet, quod in eodem consuetudinum nostrarum
dietam, que vestes nostre cottidiane et instrumenta, quedam nostre sanctificacionis sunt, breviando
inserui. Siquidem ipsis consuetudinibus quasi vestibus nostris cottidianis et instrumentis nostri ope-
ris pro scuto et armis in defensionem nostri usus sum, sicut in materialibus sepe cogente necessitatis
articulo fieri non ignoramus. Arno von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. 110.
53 Utantur ergo, quique volent, fratres canonici ordinis domestici hoc nostre humilitatis opusculo
indifferenter sive pro scuto in bello sive pro necessario cottidianarum consuetudinum in pace ves-
timento, in quo nichil, ut estimo, reperient, quod non ab formula regularis honestatem vel ad re-
primendam calumpniosorum in probitatem aut certe ad componendam et conservandam caritatem
observatum proficiat, quatenus quos disiungit professionum seu consuetudinum diversitas, una in
Deo et sub Deo iungat caritas. Arno von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. 112.