1.2 Entstehungskontext des Scutum canonicorum
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1.2 Entstehungskontext des Scutum canonicorum
Die Entstehung des bereits mehrfach erwähnten, ersten selbständigen Werks Arnos,
des Scutum canonicorum, ist um das Jahr 1146/1147 zu datieren. Der lateinische Be-
griffscuturn leitet sich vom griechischen Wort gkdtoq ab, das wörtlich übersetzt „Haut
oder Leder" bedeutete, aber im übertragenen Sinne einen mit Leder überzogenen
Schild bezeichnete, der von den römischen Legionären zur Verteidigung benutzt wur-
de.39 Arno bedient sich beim Titel für seine Verteidigungsschrift der Lebensform der
Regularkanoniker folglich eines Begriffes, der aus der militärischen Sprache stammt
und die defensive Funktion dieser Schrift verdeutlicht. Während der Entstehungszeit
des Scutum wirkte Arno unter seinem Bruder Gerhoch als Dekan in Reichersberg und
war daher für die innere Organisation und Disziplin im Stift zuständig.40 Für diese
Datierung spricht einerseits, dass im Text auf die laufende Amtszeit Papst Eugens III.
(amt. 1145-1154) angespielt wird: „Von solchen ragten die römischen Bischöfe Gre-
gor I. und Gregor VII. als hell strahlende Lichter der Kirche hervor, und jetzt rühmt
sich die Kirche der Heiligkeit ihres römischen Bischofs Eugen."41 Die engere Eingren-
zung der Datierung lässt sich aus einer Passage im Prolog ableiten, die zudem den
Grund für die Abfassung des Scutum nennt: „Das folgende kleine Werk, das ,Schild
der Kanoniker' heißt, habe ich, Bruder Arno, ein unbedeutender Diener des Kanoni-
kerstandes, anlässlich eines gewissen Streitfalls angefertigt, da nämlich gewisse Mön-
che unsere Häuser besetzen und unsere Brüder, die ihr Gelübde abgelegt haben,
gleichsam unter dem Vorwand größerer Frömmigkeit zu sich locken."42
Arno spielt hier sicherlich darauf an, dass Bischof Eberhard von Bamberg (amt.
1146-1172) seine Eigenklöster Aldersbach und Wilhering, die wie auch das Stift Rei-
chersberg in der Diözese von Passau lagen, dem Zisterzienserorden sowie das Chor-
herrenstift Windberg dem Prämonstratenserorden unterstellt hatte.43 Das Stift Al-
dersbach war bereits seit 1123 durch Regularkanoniker besiedelt. Diese mussten
Aldersbach im Jahr 1146 verlassen und suchten in Reichersberg Zuflucht.44 Das gera-
de neu gegründete Kloster Wilhering hingegen sollte eigentlich mit Regularkanoni-
kern aus dem nahe gelegenen Stift St. Florian besiedelt werden, wurde von den Stif-
tern Ulrich und Kolo von Wilhering dann jedoch dem Zisterzienserorden unterstellt
39 Vgl. Gamber, Art. „Scutum", Sp. 1658.
40 Vgl. Annales Reicherspergenses, ed. Wattenbach, MGH SS 17, S. 490.
41 Arno von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. XX. Vgl. Classen, Gerhoch, S. 445 (Opus 1).
42 Subsequeris opusculum, quod scutum canonicorum dicitur, occasione cuiusdam contencionis con-
feci ego frater Arno, canonici ordinis exile mancipium, monachis videlicet quibusdam loca nostra
occupantibus, et fratres nostros professos quasi obtentu maioris religionis sibi allicientibus. Arno
von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. XX. Vgl. Classen, Gerhoch, S. 445-446 (Opus 1).
43 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 123; Bomm, Wesenszüge, S. 46-47.
44 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 123; Backmund, Chorherrenorden, S. 46.
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1.2 Entstehungskontext des Scutum canonicorum
Die Entstehung des bereits mehrfach erwähnten, ersten selbständigen Werks Arnos,
des Scutum canonicorum, ist um das Jahr 1146/1147 zu datieren. Der lateinische Be-
griffscuturn leitet sich vom griechischen Wort gkdtoq ab, das wörtlich übersetzt „Haut
oder Leder" bedeutete, aber im übertragenen Sinne einen mit Leder überzogenen
Schild bezeichnete, der von den römischen Legionären zur Verteidigung benutzt wur-
de.39 Arno bedient sich beim Titel für seine Verteidigungsschrift der Lebensform der
Regularkanoniker folglich eines Begriffes, der aus der militärischen Sprache stammt
und die defensive Funktion dieser Schrift verdeutlicht. Während der Entstehungszeit
des Scutum wirkte Arno unter seinem Bruder Gerhoch als Dekan in Reichersberg und
war daher für die innere Organisation und Disziplin im Stift zuständig.40 Für diese
Datierung spricht einerseits, dass im Text auf die laufende Amtszeit Papst Eugens III.
(amt. 1145-1154) angespielt wird: „Von solchen ragten die römischen Bischöfe Gre-
gor I. und Gregor VII. als hell strahlende Lichter der Kirche hervor, und jetzt rühmt
sich die Kirche der Heiligkeit ihres römischen Bischofs Eugen."41 Die engere Eingren-
zung der Datierung lässt sich aus einer Passage im Prolog ableiten, die zudem den
Grund für die Abfassung des Scutum nennt: „Das folgende kleine Werk, das ,Schild
der Kanoniker' heißt, habe ich, Bruder Arno, ein unbedeutender Diener des Kanoni-
kerstandes, anlässlich eines gewissen Streitfalls angefertigt, da nämlich gewisse Mön-
che unsere Häuser besetzen und unsere Brüder, die ihr Gelübde abgelegt haben,
gleichsam unter dem Vorwand größerer Frömmigkeit zu sich locken."42
Arno spielt hier sicherlich darauf an, dass Bischof Eberhard von Bamberg (amt.
1146-1172) seine Eigenklöster Aldersbach und Wilhering, die wie auch das Stift Rei-
chersberg in der Diözese von Passau lagen, dem Zisterzienserorden sowie das Chor-
herrenstift Windberg dem Prämonstratenserorden unterstellt hatte.43 Das Stift Al-
dersbach war bereits seit 1123 durch Regularkanoniker besiedelt. Diese mussten
Aldersbach im Jahr 1146 verlassen und suchten in Reichersberg Zuflucht.44 Das gera-
de neu gegründete Kloster Wilhering hingegen sollte eigentlich mit Regularkanoni-
kern aus dem nahe gelegenen Stift St. Florian besiedelt werden, wurde von den Stif-
tern Ulrich und Kolo von Wilhering dann jedoch dem Zisterzienserorden unterstellt
39 Vgl. Gamber, Art. „Scutum", Sp. 1658.
40 Vgl. Annales Reicherspergenses, ed. Wattenbach, MGH SS 17, S. 490.
41 Arno von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. XX. Vgl. Classen, Gerhoch, S. 445 (Opus 1).
42 Subsequeris opusculum, quod scutum canonicorum dicitur, occasione cuiusdam contencionis con-
feci ego frater Arno, canonici ordinis exile mancipium, monachis videlicet quibusdam loca nostra
occupantibus, et fratres nostros professos quasi obtentu maioris religionis sibi allicientibus. Arno
von Reichersberg, Scutum canonicorum, S. XX. Vgl. Classen, Gerhoch, S. 445-446 (Opus 1).
43 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 123; Bomm, Wesenszüge, S. 46-47.
44 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 123; Backmund, Chorherrenorden, S. 46.