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Arno
Scutum canonicorum: Edition, Übersetzung, Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 11: Regensburg: Schnell + Steiner, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.72133#0114
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Schild der Kanoniker - Prooemium

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jenen zu leben und im großen Haus des himmlischen Vaters einträchtige
Gemeinschaften zu haben, nicht aber gegeneinander aufgeblasen zu sein
oder uns maßlos zu rühmen. Durch diese Notlage veranlasst habe ich auch
Visionen und Offenbarungen des Herrn, die in unserer Zeit einigen Brüdern
zuteilwurden, nicht ohne apostolisches Vorbild eingefügt: Da ja der Apostel 5
Paulus dies durch dieselbe Notlage veranlasst als erster tat. Auch Petrus hat,
gezwungen durch die Frechheit der Juden, die ihm zuteilgewordene
Offenbarung über das Tuch aus Leinen dargelegt, so dass niemand uns mit
Recht tadeln dürfte, wenn wir die unseren Bekannten und Mitbewohnern
zuteilgewordenen Visionen zu unserer Verteidigung gebrauchen. 10
Es sollen also alle Brüder aus unserem Kanonikerstand, die es wollen, ohne
Unterschied dieses kleine Werk unserer Demut gebrauchen, sei es als Schild
im Kampf, sei es als nötiger Schutz der täglichen Gewohnheiten im Frieden;
in diesem werden sie, wie ich meine, nichts finden, das bei seiner 15
Einhaltung nicht der Ehre der Ordensregel oder der Unterdrückung der
Böswilligen oder sicherlich der Schaffung und Bewahrung der Liebe dient,
damit diejenigen, die die Verschiedenheit der Gelübde oder Gewohnheiten
trennt, gemeinsam die Liebe in Gott und unter Gott vereint. Und obwohl
man sich nämlich nach einer Vielfalt verschiedener Wege, Gewohnheiten 20
oder Gelübde richtet, soll man dennoch nicht zu Verschiedenem, sondern zu
dem Einen streben und in dem Einen und unter dem Einen wirken; nichts
wird fürwahr dem Heil oder der Ehre entzogen, sondern es wird Sorge
getragen für die Unterschiedlichkeit der Neigungen; es wird viel mehr auch
der Schmuck jener Königin vollendet, über die geschrieben steht: Die 25
Königin stand zu Deiner Rechten gewandet in vielfältige, vergoldete
Kleidung. Es soll also in allen und in den einzelnen Orden und Personen das
Streben nach Barmherzigkeit und Frömmigkeit erglühen, es soll in jedem
Gelübde das Gold der Liebe zu Gott und den Brüdern erstrahlen, und so soll
in den verschiedenen Gewohnheiten der verschiedenen Orden der Schmuck 30
der schon erwähnten Königin vollendet werden, deren ganzer Ruhm jedoch
von innen kommt, obwohl sie ruhmvoll mit dieser Vielfalt, über die wir
sprechen, gekleidet ist. Innen also und unser muss der Ruhm über das reine
 
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