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Arno
Scutum canonicorum: Edition, Übersetzung, Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 11: Regensburg: Schnell + Steiner, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.72133#0116
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Schild der Kanoniker - Prooemium

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Gewissen im Herrn sein, da wir ja Glieder jener Königin sind, obgleich wir
zuweilen auch angesichts körperlicher Übungen von diesen, die über Maßen
asketisch sind, gezwungen werden, uns zu rühmen, da wir ganz genau
wissen, wie wenig nützlich die körperliche Übung ist. Die Barmherzigkeit
aber ist zu allen Dingen nütze, da sie nicht nur die Verheißung des jetzigen, 5
sondern auch des zukünftigen Lebens ist. Rühmen auch wir uns also
zuweilen in [deren] Angesicht, nur jedoch solange unser ganzer Ruhm von
innen kommt und im Herrn liegt; und dies selbst, dass wir uns rühmen,
geschehe nicht aufgrund unserer Leichtfertigkeit, sondern aufgrund der
Frechheit der uns Tadelnden. Es endet das Prooemium. 10
Es beginnt das kleine Werk, das „Schild der Kanoniker" genannt wird.
Herren und Brüder des Kanonikerstandes, Väter und Söhne, erbarmt euch,
erbarmt euch eurer und unser, erbarmt wenigstens ihr euch des
Kanonikerstandes, ihr, dessen Freunde! Denn die Hand des Herrn hat diesen 15
berührt, der in den Anfängen der entstehenden Kirche groß war, der unter
allen östlichen Söhnen und Töchtern stark durch den siebenförmigen Geist
und schön durch den Glauben an die Heilige Dreifaltigkeit war, der Schafe
und Rinder, Esel und Kamele in Tausenden aus von Juden und Heiden
Bekehrten hatte und beim Brechen des Brots des Herrn täglich Gastmähler 20
der heiligen Speisung mit Jubel vollzog. Hierauf trachtete Satan nach ihm,
um ihn wie Weizen durchzusieben, beginnend mit der Verfolgung, die unter
Stephan2 geschah. So aber ist auch in unserer Zeit, da die Trägheit gewisser
Lehrer in Erstarrung verharrt und die Treulosigkeit der falschen Brüder
wacht, an Satan vom Herrn Gewalt über diesen übergeben worden, und er 25

2) Act 6,1-8,2. Der hi. Stephan ff um 35 n. Chr.) ist in der Apostelgeschichte als Diakon der
Urgemeinde in Jerusalem belegt und erleidet durch Steinigung den Märtyrertod. Nach seinem
Tod setzt eine erste Christenverfolgung ein. Vgl. KRÜGER, Art. „Stephanus, hl., Erzmärtvrer",
Sp. /27 /28.
 
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