26 | 1. Flandern und die vita religiosa
Der religiöse Aufbruch schlug sich zudem in der »Reform« der bestehenden re-
ligiösen Gemeinschaften deutlich nieder. Meijns hat sich in diesem Zusammenhang
intensiv mit der Kanonikerlandschaft befasst und konnte zeigen, dass in der Zeit
um 1100 nicht nur zahlreiche neue Gemeinschaften im Geist der vita apostolica ent-
standen, sondern auch sehr viele bestehende Stifte einem streng regulierten Leben
zugeführt wurden oder zum Teil in Klöster bzw. Priorate umgewandelt wurden.35
Ein zentrales Motiv der »Reformer« sei dabei die Durchsetzung der libertas eccle-
siae gewesen, die gerade bei Stiften bis dahin selten gegeben war.36 Ab den 1130er
Jahren etablierten sich sodann die ersten Orden in Flandern: Neben Premontre
ist vor allem der Kanonikerorden von Arrouaise zu nennen.37 Mit der Affiliation
des Dünenklosters und der Gründung einiger Klöster wie zum Beispiel Clairma-
rais und Vaucelles ließen sich nicht zuletzt auch die Zisterzienser in der Grafschaft
nieder.38 Nach Milis hing die Verbreitung der Zisterzienser zum einen mit dem
Wirken Bernhards von Clairvaux in dieser Gegend zusammen, zum anderen aber
auch damit, dass die Gründung solcher Gemeinschaften, die ihren Unterhalt selbst
erwirtschafteten, vor allem für weniger begüterte weltliche Herren weit attraktiver
war, als selbige von herkömmlichen benediktinischen Gemeinschaften.39
lertz, Artikel »Tanchelm«; W. M. Grauwen, Enkele notities betreffende Tanchelm; M. Czock, Tanchelm
als Antichrist.
35 Zur bedeutenden Kanonikergemeinschaft von Watten und ihren eremitischen Anfängen vgL B. Meijns,
Tussen doornstruiken en schuilplaatsen van slangen?; zu ihrem Verhältnis zur Kirchenreform Dies., De
pauperes Christi van Watten; Dies., Inaudita novitas canonici ordinis; Dies., Without were Fightings;
Dies., Hirsau dans la plaine cotiere flamande?; zur correctio von Stiften: Dies., Les chanoines reguliere;
Dies., La reorientation du paysage canonial; zur Umwandlung in Klöster vgL Dies., L’ordre canonial,
S. 50-51.
36 B. Meijns, L’orde canonial, S. 52-56.
37 Zu den Prämonstratensern vgL B. Meijns, Aken of Jeruzalm?, Bd. 2, S. 847-877; Dies., De vestiging van
norbertijnenabdijen; Dies., De vestiging van norbertijnenabdijen in het grafschap Vlaanderen in het licht;
zu Arrouaise, Dies., Aken of Jeruzalem?, S. 827-846.
38 B. Meijns, L’ordre canonial, S. 43 zählt um 1150 fünf Zisterzienserabteien, nämlich Longvillers, Koksij-
de, Clairmarais, Cercamp und Loos. Erwähnt sei zudem das bei Brügge gelegene Dünenkloster, das auf
Betreiben seines Abtes Fulco und mit Unterstützung Bernhards von Clairvaux dem Orden von Citeaux
affiliiert wurde. Dazu M. Dubuisson, Vers l’affiliation bernardine; Ders., Une lecture nouvelle des sources
relatives; J. B. Lefevre, Foulques moine de Fontmorigny.
39 L. Milis, The Church in the Low Countries, S. 102-105.
Der religiöse Aufbruch schlug sich zudem in der »Reform« der bestehenden re-
ligiösen Gemeinschaften deutlich nieder. Meijns hat sich in diesem Zusammenhang
intensiv mit der Kanonikerlandschaft befasst und konnte zeigen, dass in der Zeit
um 1100 nicht nur zahlreiche neue Gemeinschaften im Geist der vita apostolica ent-
standen, sondern auch sehr viele bestehende Stifte einem streng regulierten Leben
zugeführt wurden oder zum Teil in Klöster bzw. Priorate umgewandelt wurden.35
Ein zentrales Motiv der »Reformer« sei dabei die Durchsetzung der libertas eccle-
siae gewesen, die gerade bei Stiften bis dahin selten gegeben war.36 Ab den 1130er
Jahren etablierten sich sodann die ersten Orden in Flandern: Neben Premontre
ist vor allem der Kanonikerorden von Arrouaise zu nennen.37 Mit der Affiliation
des Dünenklosters und der Gründung einiger Klöster wie zum Beispiel Clairma-
rais und Vaucelles ließen sich nicht zuletzt auch die Zisterzienser in der Grafschaft
nieder.38 Nach Milis hing die Verbreitung der Zisterzienser zum einen mit dem
Wirken Bernhards von Clairvaux in dieser Gegend zusammen, zum anderen aber
auch damit, dass die Gründung solcher Gemeinschaften, die ihren Unterhalt selbst
erwirtschafteten, vor allem für weniger begüterte weltliche Herren weit attraktiver
war, als selbige von herkömmlichen benediktinischen Gemeinschaften.39
lertz, Artikel »Tanchelm«; W. M. Grauwen, Enkele notities betreffende Tanchelm; M. Czock, Tanchelm
als Antichrist.
35 Zur bedeutenden Kanonikergemeinschaft von Watten und ihren eremitischen Anfängen vgL B. Meijns,
Tussen doornstruiken en schuilplaatsen van slangen?; zu ihrem Verhältnis zur Kirchenreform Dies., De
pauperes Christi van Watten; Dies., Inaudita novitas canonici ordinis; Dies., Without were Fightings;
Dies., Hirsau dans la plaine cotiere flamande?; zur correctio von Stiften: Dies., Les chanoines reguliere;
Dies., La reorientation du paysage canonial; zur Umwandlung in Klöster vgL Dies., L’ordre canonial,
S. 50-51.
36 B. Meijns, L’orde canonial, S. 52-56.
37 Zu den Prämonstratensern vgL B. Meijns, Aken of Jeruzalm?, Bd. 2, S. 847-877; Dies., De vestiging van
norbertijnenabdijen; Dies., De vestiging van norbertijnenabdijen in het grafschap Vlaanderen in het licht;
zu Arrouaise, Dies., Aken of Jeruzalem?, S. 827-846.
38 B. Meijns, L’ordre canonial, S. 43 zählt um 1150 fünf Zisterzienserabteien, nämlich Longvillers, Koksij-
de, Clairmarais, Cercamp und Loos. Erwähnt sei zudem das bei Brügge gelegene Dünenkloster, das auf
Betreiben seines Abtes Fulco und mit Unterstützung Bernhards von Clairvaux dem Orden von Citeaux
affiliiert wurde. Dazu M. Dubuisson, Vers l’affiliation bernardine; Ders., Une lecture nouvelle des sources
relatives; J. B. Lefevre, Foulques moine de Fontmorigny.
39 L. Milis, The Church in the Low Countries, S. 102-105.