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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Editor]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0035
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1. Flandern und die vita religiosa | 31

von Coucerf und vor allem für Wilhelm von Saint-Thierry.63 Nachdem vor allem
seit der Studie Stanislas Ceglars Klarheit über die Datierung der Generalkapitel
herrscht, steht nun fest, dass die Äbte bereits vor 1131 gemeinsam agierten, wenn-
gleich das erste Generalkapitel erst in diesem Jahr zu fassen ist.64 Eine zweite Ver-
sammlung tagte 1132 in Soissons.65

Die Namen von zwei Äbten wurden in dieser Handschrift, wie S. Ceglar, Guillaume de Saint-Thierry,
S. 316 zeigt, durch Rasur entfernt. Insgesamt müssen es ursprünglich 21 Äbte gewesen sein, ebd.: »Sunt
isti omnes numero XXL« Die Teilnahme des Leonius von Lobbes nimmt U. Berliere, Documents inedits,
S. 91 an und beruft sich dabei auf eine Passage der Gesta abbatum Lobbiensium, c. 22, S. 324, die aber
lediglich dessen Bestrebungen für die correctio von Lobbes belegt: »In initio igitur prelationis suae abbas
Leonius, ut prediximus, omne intentionis suae Studium ad informationem et reformationem ordinis pro
quo maxime aliunde expetitus erat, iugiter impendit, gratum se pariter et gravem, quod apud multos raru
habetur, omnibus exibens, quippe difficiles aditus impetus omnis habet.« Darin ist aber lediglich die
Rede davon, dass Leonius kurz vor dem ersten Zusammentreffen der Äbte zum Abt von Lobbes gewählt
wurde. Von einer direkten Teilnahme ist nicht die Rede. Die Teilnahme des Abtes von Anchin, Gossuin,
der 1131 Alvisus im Amt nachfolgte, wird angenommen, da der Letztgenannte, wie die Gesta abbatum
Lobbiensium, c. 20, S. 323 berichten, eine aktive Rolle unter den Äbten spielte. Odo von Saint-Medard
war der Abt, der das Generalkapitel im folgenden Jahr in Soissons ausrichten sollte, und müsse daher
(S. Ceglar, Guillaume de Saint-Thierry, S. 316) an der ersten Versammlung teilgenommen haben. Nicht
zur Kirchenprovinz Reims gehörten die Äbte von Lagny-sur-Marne und Rebais (ebd.). Die Grafschaft
Flandern wäre direkt nur durch Anchin und Saint-Amand vertreten; Hasnon gehörte zum Hennegau;
Saint-Sepulchre und Hautmont zum Cambresis. E. R. Eider, Guillaume de Saint-Thierry befasst sich
näher mit den am Generalkapitel teilnehmenden Äbten und stellt sich unter anderem die Frage, weshalb
sich gerade die 22 genannten Äbte versammelten und weshalb zwölf Äbte fehlten. Eider versucht, die
Äbte zu kategorisieren und ihren Reformwillen zu erklären; zur Rolle von Anchin vgl. H. Sproemberg,
Alvisus, S. 123; S. Vanderputten, A Time of Great Confusion, S. 56.
63 Abbe Delanchy, Etudes historiques, S. 151: »11 est probable que Geoffroi s’effor^ait d’organiser, sous
l’inspiration de saint Bernard et ä l’image des cisterciens, un chapitre regional pour les abbayes benedic-
tines reformes de la province de Reims [...].« Delanchys Vermutung bleibt eine solche, da sie der Belege
entbehrt. Sie beruht aber, wie S. Ceglar, Guillaume de Saint-Thierry, S. 300, Anm. 9 zeigt, auf einer
älteren Forschungsmeinung, vertreten von L. d’Achery, Specilegium; S. Ceglar, Wiliam of Saint-Thierry,
S. 131-133. Bereits J. M. Dechanet, Guillaume de Saint-Thierry, S. 143 bemerkt deutliche Parallelen zwi-
schen dem Brief der Äbte an Matthäus von Albano und Wilhelms »Goldenen Brief« an die Kartäuser des
Mont-Dieu, was ihn schlussfolgern ließ, dass Wilhelm eine federführende Rolle auf dem Generalkapi-
tel zugekommen war. S. Ceglar, William of Saint-Thierry, S. 400-407; Ders., William of Saint-Thierry
and His Leading Role at the First Chapters konnte diese Vermutung durch stilistische und sprachliche
Untersuchungen bekräftigen. Ebenfalls mit Wilhelms Rolle auf dem Generalkapitel befasst sich E. R.
Eider, Guillaume de Saint-Thierry. Zu Wilhelms besonderer Spiritualität vgl. P. Verdeyen, Guillaume de
Saint-Thierry, der sich besonders mit dessen Mystik befasst; A. H. Bredero, Guillaume de Saint-Thierry
au carrefour untersucht Wilhelms Position in der Zeit des monastischen Aufbruchs. U. Berliere, Les cha-
pitres generaux, S.257; Ders., Documents inedits, S. 91; H. Sproemberg, Alvisus, S. 136 und A. Schmidt,
Zusätze als Problem, S. 97 sprechen dem neuen Abt von Lobbes, Leonius, eine entscheidende Rolle zu
und beziehen sich dabei auf: Gesta abbatum Lobbiensium, c. 22, S. 324. Der Begriff ordo bezieht sich
hier zwar zunächst auf die Lebensweise von Lobbes, aber, wie der nachfolgende Satz zeigt eben auch auf
andere Klöster.
64 Ein Schreiben von Papst Innozenz II. vom 17. November 1135/36, das auf das Generalkapitel eingeht,
(J. P. Gerzaguet, Les chartes de l’abbaye d’Anchin, D 61, S. 157) hat in der älteren Forschung für Verwir-
rung bei der Datierung dieser Versammlungen gesorgt. U. Berliere, Les chapitres generaux, S. 257-258.
Zur Datierung S. Ceglar, Guillaume de Saint-Thierry.
65 Vgl. dazu S. Ceglar, Guillaume de Saint-Thierry.
 
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