50 | 2. Analyse des Forschungsstands
wurden so zu Differenzmarkern und waren, wie die Studie Jörg Sonntags veran-
schaulicht, von hohem Symbolwert.172
2.4. Das Kloster und sein soziales Umfeld
Auch wenn monastische Diskurse immer wieder hervorheben, dass der Mönch
tot für die Welt sei und das Kloster als Ebenbild des Paradieses über alles Irdi-
sche erhaben zu sein habe, waren religiöse Gemeinschaften schon immer integraler
Bestandteil der mittelalterlichen Gesellschaft und pflegten intensive Kontakte mit
ihrer Umwelt. »Eine Verwebung [...] in die jeweiligen historischen Strukturen des
gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und mentalen Umfelds ergab sich
zwangsläufi g.«173
In der Forschung hat man sich daher intensiv mit den direkt oder indirekt fass-
baren Beziehungen zwischen den Mönchen und den Großen jenseits der Kloster-
mauern beschäftigt, aber auch mit den Klöstern und ihrer Wirtschaft. All diese Be-
reiche sind ebenfalls von größter Bedeutung, befasst man sich mit der »Reform«
von Klöstern.
Das Verhältnis zwischen Kloster und den Großen
Das Verhältnis der Klöster zu ihrem adligen Umfeld kann zunächst auf einer rein
personellen Ebene gesehen werden. Prosopographische Studien haben versucht,
Einblicke in die Rekrutierungspraktiken und soziale Zusammensetzung der Klös-
ter zu liefern. Wollasch sah das Verhältnis der Gemeinschaft zu ihrer Außenwelt
vor allem durch die adlige Herkunft vieler Mönche und Äbte und den Fortbestand
der familiären Bande über die Klostermauern hinweg stark geprägt.174 Franz-Josef
Felten wies inzwischen aber darauf hin, dass die in der Forschung weit verbreitete
Vorstellung, klösterliche Gemeinschaften rekrutierten ihren Nachwuchs vornehm-
lich aus dem Adel, nur bedingt tragbar sei: Zum einen bieten prosopographische
172 J. Sonntag, Klosterleben im Spiegel; Ders., Das Kloster als symbolische Ordnung; Ders., Die Sams-
tagsfußwaschung; Ders., On the Way to Heaven. Zu den Markern unterschiedlicher monastischer Le-
bensweisen vgl. zusammenfassend I. Rose, Les moines et leur vie, S. 38-39; zum Habit als Zeichen der
klösterlichen Identität vgl. K. Schreiner, Das Ordenskleid; P. Engelbrecht, Grundlinien einer Geschichte.
173 G. Melville, Artikel »Religiosentum - Klöster und Orden«, S. 100.
174 J. Wollasch, Mönchtum des Mittelalters; Ders., Neue Methoden; Ders., Reform und Adel in Burgund.
wurden so zu Differenzmarkern und waren, wie die Studie Jörg Sonntags veran-
schaulicht, von hohem Symbolwert.172
2.4. Das Kloster und sein soziales Umfeld
Auch wenn monastische Diskurse immer wieder hervorheben, dass der Mönch
tot für die Welt sei und das Kloster als Ebenbild des Paradieses über alles Irdi-
sche erhaben zu sein habe, waren religiöse Gemeinschaften schon immer integraler
Bestandteil der mittelalterlichen Gesellschaft und pflegten intensive Kontakte mit
ihrer Umwelt. »Eine Verwebung [...] in die jeweiligen historischen Strukturen des
gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und mentalen Umfelds ergab sich
zwangsläufi g.«173
In der Forschung hat man sich daher intensiv mit den direkt oder indirekt fass-
baren Beziehungen zwischen den Mönchen und den Großen jenseits der Kloster-
mauern beschäftigt, aber auch mit den Klöstern und ihrer Wirtschaft. All diese Be-
reiche sind ebenfalls von größter Bedeutung, befasst man sich mit der »Reform«
von Klöstern.
Das Verhältnis zwischen Kloster und den Großen
Das Verhältnis der Klöster zu ihrem adligen Umfeld kann zunächst auf einer rein
personellen Ebene gesehen werden. Prosopographische Studien haben versucht,
Einblicke in die Rekrutierungspraktiken und soziale Zusammensetzung der Klös-
ter zu liefern. Wollasch sah das Verhältnis der Gemeinschaft zu ihrer Außenwelt
vor allem durch die adlige Herkunft vieler Mönche und Äbte und den Fortbestand
der familiären Bande über die Klostermauern hinweg stark geprägt.174 Franz-Josef
Felten wies inzwischen aber darauf hin, dass die in der Forschung weit verbreitete
Vorstellung, klösterliche Gemeinschaften rekrutierten ihren Nachwuchs vornehm-
lich aus dem Adel, nur bedingt tragbar sei: Zum einen bieten prosopographische
172 J. Sonntag, Klosterleben im Spiegel; Ders., Das Kloster als symbolische Ordnung; Ders., Die Sams-
tagsfußwaschung; Ders., On the Way to Heaven. Zu den Markern unterschiedlicher monastischer Le-
bensweisen vgl. zusammenfassend I. Rose, Les moines et leur vie, S. 38-39; zum Habit als Zeichen der
klösterlichen Identität vgl. K. Schreiner, Das Ordenskleid; P. Engelbrecht, Grundlinien einer Geschichte.
173 G. Melville, Artikel »Religiosentum - Klöster und Orden«, S. 100.
174 J. Wollasch, Mönchtum des Mittelalters; Ders., Neue Methoden; Ders., Reform und Adel in Burgund.