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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0112
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3. Die Veränderungen durch die correctio
Mit der Ankunft der Cluniazenser im Jahr 1101 nahm die correctio des Klosters
ihren Lauf. Für die Gemeinschaft hatte dies Veränderungen im rechtlichen Bereich,
in der Spiritualität und Lebensweise sowie in den Besitz- und Herrschaftsstruktu-
ren zur Folge.
3.1. Rechtliche Veränderungen
Die Übertragung Saint-Bertins an Cluny war nicht nur mit einer spirituellen Ori-
entierung an der weithin bekannten Lebensweise des burgundischen Klosters ver-
bunden, sondern auch mit rechtlichen Folgen. Durch die Übertragung an Cluny
wurde nämlich der Status Saint-Bertins als freie Abtei in Frage gestellt, woraus ein
Konflikt erwuchs, der mehrere Jahrzehnte andauerte und letztlich erst 1139 mit dem
Wiedererlangen der Freiheit beigelegt werden konnte. Das zweite und dritte Buch
der Gesta entstanden somit im direkten Eindruck der zurückgewonnenen Freiheit
des Klosters. Es nimmt daher nicht wunder, dass eben dies eines der zentralen The-
men dieses Textes ist.
3.1.1. Die Übertragung Saint-Bertins an Cluny 1099/1100
Der Ausgangspunkt für die correctio Saint-Bertins, aber auch für den späteren Kon-
flikt mit Cluny war die bereits erwähnte Übertragungsurkunde der Gräfin Cle-
mentia. Sie sollte die rechtliche Grundlage für eine correctio Sithius schaffen und
nicht zuletzt dadurch Hugos Vorbehalte gegen dieses Unterfangen aus der Welt
räumen.464 Die Gräfin übertrug daher Saint-Bertin mit allem, was im Innern und
im Äußeren dazugehörte, auf ewig an Hugo und seine Nachfolger.465 Clementia
464 Siehe dazu oben S. 101.
465 A. Bernard, A. Bruel (Hgg.), Recueil des chartes, Bd. 5, S. 837-838: »Ego igitur, Clementia, [...] eadem
potestate ac stabilitate quo dominus meus, dum adhuc in terra sua esset, quecumque juris mei sunt
ordinans, atque disponens, consilio episcoporum meorum, Johannis videlicet Morinensis, et Lamber-
ti, Atrebatensis, simulque instinctu quorumdam principum, quos ad hoc mecum disponendum altiori
quidem consilio convocavi, juxta petitionem ipsius abbatis atque voluntatem celitus michi inspiratam,
monasterium beati Bertini omniaque ad ipsum pertinentia tarn exterius quam interius, quicquid ad nos
ac antecessores nostros ex eodem actenus attinebat Deo et sancto Petro vobis quoque ac successoribus
 
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