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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Editor]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0155
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3. Die Veränderungen durch die correctio | 151

Bischof Lambert von Arras und der Prior von Anchin Abt Lambert darum gebeten
hatten, Alvisus von seiner in Saint-Bertin abgelegten Profess zu entbinden.658
Auch das Beispiel Simons selbst zeigt, dass die Herkunft aus Saint-Bertin und
der Auftrag, an einer correctio mitzuwirken keine zwangsläufigen Indikatoren da-
für sein müssen, dass die entsprechende Person die Profess in Cluny abgelegt hatte.
Auch wenn Simon selbst zwischenzeitlich als Abt von Auchy-les-Moines wirkte
und an zahlreichen correctiones beteiligt war, macht seine betont anti-cluniazensi-
sche Haltung eine mögliche Profess in Cluny eher unwahrscheinlich.659
Insbesondere die Umstände seiner Wahl zum Vicarius deuten darauf hin, dass er
nicht zu den cluniazensischen Professmönchen zählte. Andernfalls ist es schwer zu
erklären, wieso er gleich zweimal auf Betreiben der Cluniazenser abgesetzt wurde.
Sein Einsatz in Auchy-les-Moines und weiteren Klöstern lag somit nicht in seiner
Zugehörigkeit zu Cluny begründet, sondern in seiner besonderen Eignung für die-
ses Amt.660
Simons Schilderungen der correctiones von Saint-Vaast in Arras 1109, Sint-Pie-
ters und Sint-Baafs in Gent 1117, aber auch jener von Saint-Remi in Reims 1118
legen zwar nahe, dass an diesen Missionen cluniazensische Professmönche beteiligt
waren, zeigen aber zugleich, dass auch andere Kriterien bei der Auswahl der Mön-
che eine Rolle gespielt haben dürften.661 Im Falle von Saint-Vaast und Saint-Remi
heißt es, dass Lambert mit einigen auserwählten Mönchen, der »Blüte Sithius«,
dorthin gekommen sei; im Falle von Sint-Pieters erfährt man, dass Simon selbst
zu den ausgesandten Mönchen zählte.662 Die Formulierungen legen nahe, dass sich
diese Brüder durch besondere Begabungen und Fähigkeiten oder durch ihre Erfah-
rung hervorgetan hatten und deshalb für die Aufgabe ausgewählt worden waren.

658 C. Giordanengo (Hg.), Le registre de Lambert, E 112, S. 482: »[...] quia monachus sui caenobii est
professus [...].« ebd., E 114, S. 484.
659 Simon, Gesta, II, c. 133, S. 661: »Qui dum tempore Lamberti abbatis, iussu eiusdem patris per nonnulla
coenobia Flandriae ordinem correxisset [...].«
660 Simon, Gesta, II, c. 133, S. 661: »Quam aecclesiam cum per 4 fere annos strenue gubernasset, post
recessum predicti lohannis electione communi huius loci monachorum, per Milonem episcopum huc
adductus est [anno 1131] et in sede principali abbatis sollemniter collocatus.«
661 Im Falle von Saint-Vaast ist die Beteiligung von mindestens zwei flandrisch-cluniazensischen Profess-
mönchen nachgewiesen, vgl. Simon, Gesta, II, c. 95, S. 654.
662 Simon, Gesta, II, c. 103, S. 656: »[...] pater Lambertus cum caeteris et cum electis Sithiensium fratribus
intererat [...].« ebd., II, c. 84, S. 651: »[...] comitante Sithiensium flore electo [...].« ebd., II, c. 101,
S. 655: »[...] pater Lambertus cum 12 suis fratribus Gandavum conveniunt [...]. [...] illis more folio-
rum frustra trementibus et adventui nostro cedentibus.« Aus adventui nostro schloss O. Holder-Egger
(Simon, Gesta, II, S. 655, Anm. 3), dass auch Simon zu den zwölf Mönchen gehörte. Angesichts seiner
wahrscheinlichen Herkunft aus Gent und seinem späteren Exil, ist diese Folgerung plausibel, auch wenn
hinter jenem nostro nicht unbedingt seine Person stehen muss. Darin könnte auch lediglich die gemein-
schaftliche Identität zum Ausdruck kommen.
 
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