4. Simons Gesta abbatum als Überrest der correctio | 183
Simon macht in diesem Kapitel deutlich, wie schnell das begonnene fromme
Werk zunichte gemacht werden konnte. Neid und Machtgier bewogen einige Mön-
che dazu, ihren Abt zum Rücktritt zu bewegen, was schließlich zu Zwietracht in
der Abtei führte. Die Tatsache, dass die Familie des Hermes sogar vor einem Mord
nicht zurückschreckte, zeigt, dass ihre Interessen durch die Absetzung ihres Ver-
wandten empfindlich gestört wurden. Simon, der beiläufig bemerkt, dass er nicht
wisse, ob dies von Hermes veranlasst worden war, ergreift recht deutlich Position
für diesen. Schuld an der ganzen Situation seien die intriganten Mönche, nicht aber
Hermes, denn ohne ihren »vergifteten Ratschlag« wäre es in der Gemeinschaft nicht
zur Zwietracht gekommen und auch kein Mord begangen worden. Der Brand des
Klosters war schließlich nicht nur sichtbares Zeichen für die Strafe Gottes und Zei-
chen für den Misserfolg der correctio, sondern zugleich Zeichen für die Sühne der
begangenen Untaten, womit letztlich der Weg für eine erneute correctio geebnet
war.796
4.1.3. Saint-Vaast in Arras
Das dritte Beispiel, auf das Simon zu sprechen kommt, ist die correctio der Abtei
von Saint-Vaast in Arras. Dort sei es in der Zeit, als das Bistum Arras seine Eigen-
ständigkeit erhalten hatte, zum Streit zwischen Abt Heinrich und seinen Mönchen
gekommen, was sich negativ auf die Disziplin in der Gemeinschaft auswirkte.797
Heinrich habe daher mit Abt Lambert und Graf Robert Rat gehalten und sich mit
ihnen darüber geeinigt, dass man Mönche aus Sithiu nach Arras schicken solle. Die
dortigen Mönche, so Simon, zitterten und durchstanden tausend Ängste, wo es
nichts zu befürchten gab. An einem festgesetzten Tag kamen sodann der Graf, der
Bischof, Abt Lambert und die Blüte der Mönche von Sithiu nach Saint-Vaast.798
Nachdem sich die Mönche im Kapitel versammelt hatten, begann der Bischof eine
glühende Rede zu halten. Darin spielte er auf den alttestamentarlichen Propheten
consumpsit Dei satis evidenti iudicio, ut cuius monachum tarn subdole tractaverunt, in eius festo Om-
nibus aedificiis privarentur, quae ad usum illorum et commodum idem ipse, tarn iniuste ab eis confusus
decenter et honorifice praeparaverat.«
796 Zur reinigenden Wirkung des Feuers vgl. Simon, Gesta, I, c. 3, S. 637.
797 Simon, Gesta, II, c. 83, S. 651: »[...] sub quo in beati Vedasti aecclesia inter Henricum abbatem, sanctae
simplicitatis virum, suosque monachos efferbuit discordia, quae compescenda fuit disciplinari ferula.«
798 Simon, Gesta, II, c. 84, S. 651: »Consuluit abbas Henricus patrem Lambertum. Ambo comitem Ro-
bertum conveniunt in unum, ut Sithienses mittantur Atrebatum. Ad quorum adventum trepidiant At-
rebatenses finguntque sibi mille timores, ubi non fuit timor, ceduntque venientibus, in brevi ad melius
revocandi. Die itaque inter se constituta assunt in capitulo monarches, presul cum patre Lamberto,
comitante Sithiensium flore electo, silentioque premisso.«
Simon macht in diesem Kapitel deutlich, wie schnell das begonnene fromme
Werk zunichte gemacht werden konnte. Neid und Machtgier bewogen einige Mön-
che dazu, ihren Abt zum Rücktritt zu bewegen, was schließlich zu Zwietracht in
der Abtei führte. Die Tatsache, dass die Familie des Hermes sogar vor einem Mord
nicht zurückschreckte, zeigt, dass ihre Interessen durch die Absetzung ihres Ver-
wandten empfindlich gestört wurden. Simon, der beiläufig bemerkt, dass er nicht
wisse, ob dies von Hermes veranlasst worden war, ergreift recht deutlich Position
für diesen. Schuld an der ganzen Situation seien die intriganten Mönche, nicht aber
Hermes, denn ohne ihren »vergifteten Ratschlag« wäre es in der Gemeinschaft nicht
zur Zwietracht gekommen und auch kein Mord begangen worden. Der Brand des
Klosters war schließlich nicht nur sichtbares Zeichen für die Strafe Gottes und Zei-
chen für den Misserfolg der correctio, sondern zugleich Zeichen für die Sühne der
begangenen Untaten, womit letztlich der Weg für eine erneute correctio geebnet
war.796
4.1.3. Saint-Vaast in Arras
Das dritte Beispiel, auf das Simon zu sprechen kommt, ist die correctio der Abtei
von Saint-Vaast in Arras. Dort sei es in der Zeit, als das Bistum Arras seine Eigen-
ständigkeit erhalten hatte, zum Streit zwischen Abt Heinrich und seinen Mönchen
gekommen, was sich negativ auf die Disziplin in der Gemeinschaft auswirkte.797
Heinrich habe daher mit Abt Lambert und Graf Robert Rat gehalten und sich mit
ihnen darüber geeinigt, dass man Mönche aus Sithiu nach Arras schicken solle. Die
dortigen Mönche, so Simon, zitterten und durchstanden tausend Ängste, wo es
nichts zu befürchten gab. An einem festgesetzten Tag kamen sodann der Graf, der
Bischof, Abt Lambert und die Blüte der Mönche von Sithiu nach Saint-Vaast.798
Nachdem sich die Mönche im Kapitel versammelt hatten, begann der Bischof eine
glühende Rede zu halten. Darin spielte er auf den alttestamentarlichen Propheten
consumpsit Dei satis evidenti iudicio, ut cuius monachum tarn subdole tractaverunt, in eius festo Om-
nibus aedificiis privarentur, quae ad usum illorum et commodum idem ipse, tarn iniuste ab eis confusus
decenter et honorifice praeparaverat.«
796 Zur reinigenden Wirkung des Feuers vgl. Simon, Gesta, I, c. 3, S. 637.
797 Simon, Gesta, II, c. 83, S. 651: »[...] sub quo in beati Vedasti aecclesia inter Henricum abbatem, sanctae
simplicitatis virum, suosque monachos efferbuit discordia, quae compescenda fuit disciplinari ferula.«
798 Simon, Gesta, II, c. 84, S. 651: »Consuluit abbas Henricus patrem Lambertum. Ambo comitem Ro-
bertum conveniunt in unum, ut Sithienses mittantur Atrebatum. Ad quorum adventum trepidiant At-
rebatenses finguntque sibi mille timores, ubi non fuit timor, ceduntque venientibus, in brevi ad melius
revocandi. Die itaque inter se constituta assunt in capitulo monarches, presul cum patre Lamberto,
comitante Sithiensium flore electo, silentioque premisso.«