3. Veränderungen im Innern | 241
religio der Brüder und kümmerte sich zudem um die Kranken.1009 Für seine Besuche
in Marchiennes scheint Siger mit einer besonderen Autorität ausgestattet gewesen
zu sein, denn ihm war es erlaubt vor dem Kapitel der Mönche zu sprechen und sie
zu ermahnen.1010
Das gemeinschaftliche Leben in Marchiennes war somit zu einem Gutteil durch
die Präsenz einiger Mönche aus Anchin geprägt, die zum Teil nur vorübergehend
in die Nachbarabtei berufen wurden und zum Teil auch dauerhaft dort blieben. Es
steht damit außer Frage, dass vor allem die Abtei von Anchin großen Einfluss auf
die Gemeinschaft von Marchiennes ausübte und insbesondere die dortige Lebens-
weise maßgeblich prägte.
3.2. Veränderungen in der Lebensweise
3.2.1. Der Einfluss von Anchin
In der Forschung besteht kein Zweifel darüber, dass die Abtei von Marchiennes
auch spirituell sehr stark vom benachbarten Anchin beeinflusst wurde und letztlich
von dort den ordo cluniacensis übernommen habe.1011
Dass die Lebensweise von Marchiennes in der Tat sehr eng mit jener von Anchin
verbunden war, zeigt das Beispiel Galberts selbst. Dieser weiß nämlich zu berichten,
dass er nach seiner langen Abwesenheit von Marchiennes von Abt Amand nach
Anchin geschickt worden war, um dort das monastische Leben wieder zu erlernen.
Galbert habe sich daher vor allem den frommen Gebeten der Brüder gewidmet.1012
Diese Passage macht zweierlei deutlich: Zum einen zeigt sie, dass in Marchiennes
selbst noch nicht die notwendigen Bedingungen geschaffen worden waren, um
Mönche im klösterlichen Leben zu unterweisen. Das docere verbo et exemplo fand
1009 Galbert, Patrocinium, c. 2, S. 143D: »Domnus Sigerus, qui interfuerat Ordini Marceniensi, de Aqui-
cincto monachus, vir bonus valde & religiosus, visitandum herum duxit Marceniensem locum; nec
non religionem Fratrum, quos concordes in religiosa dilectione ac diligenda dimiserat religione, herum
pia solicitudine de utroque admonere procuravit. Qui inter cetera, quae ibi habuit spiritualia negotia,
oblata salute sibi & reddita ceteris, infirmos Fratres [...] benigna ac secreta consolation relevandos ac
refovendos appetiit.«
1010 Galbert, Patrocinium, c. 2, S. 144B-C: »Domnus Sigerus anhelo passu collocutionem Fratrum appe-
tens, sine mora Domini nuntiavit magnalia, iteransque de Fratre quid & qualiter gestum esset, exhor-
tabatur Fratres degere in omni sanctitate & religione & justitia, quos herum Dominus visitaverat, tarn
aperta praebens miracula.«
1011 J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 187-190, S. Vanderputten, Fulcard’s Pigsty, S. 107-108.
1012 Galbert, Miracula, I, c. 4, S. 131C: »Casu accidente, cum Patre mei monasterii, Aquicinctianorum pro-
xima consinia Fratrum expetii, expetendo, spiritualem catervam in proximo positam devote salutavi;
devotius salutando, devotissimis eorum orationibus me commisi.«
religio der Brüder und kümmerte sich zudem um die Kranken.1009 Für seine Besuche
in Marchiennes scheint Siger mit einer besonderen Autorität ausgestattet gewesen
zu sein, denn ihm war es erlaubt vor dem Kapitel der Mönche zu sprechen und sie
zu ermahnen.1010
Das gemeinschaftliche Leben in Marchiennes war somit zu einem Gutteil durch
die Präsenz einiger Mönche aus Anchin geprägt, die zum Teil nur vorübergehend
in die Nachbarabtei berufen wurden und zum Teil auch dauerhaft dort blieben. Es
steht damit außer Frage, dass vor allem die Abtei von Anchin großen Einfluss auf
die Gemeinschaft von Marchiennes ausübte und insbesondere die dortige Lebens-
weise maßgeblich prägte.
3.2. Veränderungen in der Lebensweise
3.2.1. Der Einfluss von Anchin
In der Forschung besteht kein Zweifel darüber, dass die Abtei von Marchiennes
auch spirituell sehr stark vom benachbarten Anchin beeinflusst wurde und letztlich
von dort den ordo cluniacensis übernommen habe.1011
Dass die Lebensweise von Marchiennes in der Tat sehr eng mit jener von Anchin
verbunden war, zeigt das Beispiel Galberts selbst. Dieser weiß nämlich zu berichten,
dass er nach seiner langen Abwesenheit von Marchiennes von Abt Amand nach
Anchin geschickt worden war, um dort das monastische Leben wieder zu erlernen.
Galbert habe sich daher vor allem den frommen Gebeten der Brüder gewidmet.1012
Diese Passage macht zweierlei deutlich: Zum einen zeigt sie, dass in Marchiennes
selbst noch nicht die notwendigen Bedingungen geschaffen worden waren, um
Mönche im klösterlichen Leben zu unterweisen. Das docere verbo et exemplo fand
1009 Galbert, Patrocinium, c. 2, S. 143D: »Domnus Sigerus, qui interfuerat Ordini Marceniensi, de Aqui-
cincto monachus, vir bonus valde & religiosus, visitandum herum duxit Marceniensem locum; nec
non religionem Fratrum, quos concordes in religiosa dilectione ac diligenda dimiserat religione, herum
pia solicitudine de utroque admonere procuravit. Qui inter cetera, quae ibi habuit spiritualia negotia,
oblata salute sibi & reddita ceteris, infirmos Fratres [...] benigna ac secreta consolation relevandos ac
refovendos appetiit.«
1010 Galbert, Patrocinium, c. 2, S. 144B-C: »Domnus Sigerus anhelo passu collocutionem Fratrum appe-
tens, sine mora Domini nuntiavit magnalia, iteransque de Fratre quid & qualiter gestum esset, exhor-
tabatur Fratres degere in omni sanctitate & religione & justitia, quos herum Dominus visitaverat, tarn
aperta praebens miracula.«
1011 J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 187-190, S. Vanderputten, Fulcard’s Pigsty, S. 107-108.
1012 Galbert, Miracula, I, c. 4, S. 131C: »Casu accidente, cum Patre mei monasterii, Aquicinctianorum pro-
xima consinia Fratrum expetii, expetendo, spiritualem catervam in proximo positam devote salutavi;
devotius salutando, devotissimis eorum orationibus me commisi.«