270 | II. Die Abtei von Marchiennes
ben und, nachdem sie einen Eid abgelegt hatten, die Absolution erhalten.1123 Eine
Urkunde Graf Dietrichs vom 10. August 1135 geht nochmals auf jene Teile des
Zehnts von Reninge ein, die Daniel von Termond von ihm infieodo hielt. Der Graf
und sein Vogt, so erfährt man, hätten sie dem Abt zum Nutzen für die Brüder zu-
rückgegeben. Zudem seien Dietrich die Urkunden seiner Vorgänger Balduin und
Karl gezeigt worden, in denen die Vogteirechte definiert worden waren, und von
ihm letztlich bestätigt worden.1124
Die drei vorgestellten Fälle zeigen exemplarisch, wie Abt Amand seine Restitu-
tionspolitik betrieb. An erster Stelle steht in den meisten Fällen die Exkommuni-
kation der Usurpatoren, die letztlich ihr Ziel selten verfehlte. Die in den Urkunden
dokumentierte gütliche Einigung zwischen den Konfliktparteien besteht aus der
Rückgabe der usurpierten Besitzungen und Rechte, der Lösung von der Exkom-
munikation und nicht selten aus einem Eid und der erneuten Belehnung durch den
Abt. Besonders der Fall Amolrichs ist hierbei von großem Interesse. Wenn es in
der Urkunde heißt, dass er den Besitz nicht mehr als feodum, sondern fortan als
beneficium erhalte, wird doch deutlich, dass die erneute Ausgabe des Besitzes einen
qualitativen Unterschied birgt.1125 Was aber genau den Unterschied zwischen in
feodum und in beneficium tenere ausmacht, lässt sich anhand des Urkundentextes
nicht erschließen.
Eine sowohl bei Galbert als auch bei Andreas von Marchiennes angeführte
Wundergeschichte könnte hierbei allerdings aufschlussreich sein. Es handelt sich
um den Fall des Ingebrand Paganus, dessen Neffe ein Müller des Klosters war. Als
der Abt ihn von diesem Amt entbunden hatte, sei bei ihm und seiner Familie die
Empörung groß gewesen, da sie glaubten, dieses Amt sei erblich. Nach dem Zeugnis
1123 B. Delmaire, L’histoire-polyptyque, D 8, S. 106-107: »[...] Unde tandem Danihel de Tenremunda qui
maxime pr^dictam decimam de comite Flandrens! in beneficio tenebat, excommunicationi cedens, ab
injusta possessione resipuit et in pr^sentia nostra archidiaconorumque nostrorum necnon venerabilium
abbatum ac clercicorum easdem duas partes totius decim§ super feretrum sanct§ Rictrudis cum filio
suo Waltero reddidit et cum eo se nichil ulterius in eis clamaturum, sed ubicumque posset monachos
inde adjuturum super sanctas reliquias jurejurando promisit aliquosque ex hominibus suis idem secum
jurare fecit sicque humi prostratus de preteritis absolutionem recipere meruit.« Daniel von Termonde
und Dietrich von Reninge wurden auf der Synode von Beauvais 1124 exkommuniziert. VgL dazu den
Brief des Legaten Petrus Leonis an Bischof Johannes von Therouanne: J. Ramackers, Papsturkunden
in den Niederlanden, D 16, S. 107-108 und B. Delmaire, L’histoire-polyptyque, S. 17.
1124 Th. de Hemptine, A. Verhulst (Hgg.), De oorkonden, Bd. 1, D 28, S. 57-59: »Postea vero nos et ipse
Danihel in manum abbatis presentis et monachorum eam reddidimus et ad sustentandos fratres Deo
servientes super altare cum ramo et cespite posuimus et ab excommunicatione nos et predecessores
nostros absolvi impetravimus, et de eadem decima Marceniensem ^cclesiam amodo infestaturos excom-
municari monuimus.«
1125 In einer Urkunde von 1087, Miraeus/Foppens, Opera diplomatica, I, D 28, S. 515 heißt es: » [...] be-
neficium quod vulgo dicitur feodum [...].« Die genannte Stelle aus der Urkunde von 1129 macht aber
mehr als deutlich, dass es sich bei feodum und beneficium eben nicht um synonyme Bezeichnungen
handelt, sondern um unterschiedliche Dinge.
ben und, nachdem sie einen Eid abgelegt hatten, die Absolution erhalten.1123 Eine
Urkunde Graf Dietrichs vom 10. August 1135 geht nochmals auf jene Teile des
Zehnts von Reninge ein, die Daniel von Termond von ihm infieodo hielt. Der Graf
und sein Vogt, so erfährt man, hätten sie dem Abt zum Nutzen für die Brüder zu-
rückgegeben. Zudem seien Dietrich die Urkunden seiner Vorgänger Balduin und
Karl gezeigt worden, in denen die Vogteirechte definiert worden waren, und von
ihm letztlich bestätigt worden.1124
Die drei vorgestellten Fälle zeigen exemplarisch, wie Abt Amand seine Restitu-
tionspolitik betrieb. An erster Stelle steht in den meisten Fällen die Exkommuni-
kation der Usurpatoren, die letztlich ihr Ziel selten verfehlte. Die in den Urkunden
dokumentierte gütliche Einigung zwischen den Konfliktparteien besteht aus der
Rückgabe der usurpierten Besitzungen und Rechte, der Lösung von der Exkom-
munikation und nicht selten aus einem Eid und der erneuten Belehnung durch den
Abt. Besonders der Fall Amolrichs ist hierbei von großem Interesse. Wenn es in
der Urkunde heißt, dass er den Besitz nicht mehr als feodum, sondern fortan als
beneficium erhalte, wird doch deutlich, dass die erneute Ausgabe des Besitzes einen
qualitativen Unterschied birgt.1125 Was aber genau den Unterschied zwischen in
feodum und in beneficium tenere ausmacht, lässt sich anhand des Urkundentextes
nicht erschließen.
Eine sowohl bei Galbert als auch bei Andreas von Marchiennes angeführte
Wundergeschichte könnte hierbei allerdings aufschlussreich sein. Es handelt sich
um den Fall des Ingebrand Paganus, dessen Neffe ein Müller des Klosters war. Als
der Abt ihn von diesem Amt entbunden hatte, sei bei ihm und seiner Familie die
Empörung groß gewesen, da sie glaubten, dieses Amt sei erblich. Nach dem Zeugnis
1123 B. Delmaire, L’histoire-polyptyque, D 8, S. 106-107: »[...] Unde tandem Danihel de Tenremunda qui
maxime pr^dictam decimam de comite Flandrens! in beneficio tenebat, excommunicationi cedens, ab
injusta possessione resipuit et in pr^sentia nostra archidiaconorumque nostrorum necnon venerabilium
abbatum ac clercicorum easdem duas partes totius decim§ super feretrum sanct§ Rictrudis cum filio
suo Waltero reddidit et cum eo se nichil ulterius in eis clamaturum, sed ubicumque posset monachos
inde adjuturum super sanctas reliquias jurejurando promisit aliquosque ex hominibus suis idem secum
jurare fecit sicque humi prostratus de preteritis absolutionem recipere meruit.« Daniel von Termonde
und Dietrich von Reninge wurden auf der Synode von Beauvais 1124 exkommuniziert. VgL dazu den
Brief des Legaten Petrus Leonis an Bischof Johannes von Therouanne: J. Ramackers, Papsturkunden
in den Niederlanden, D 16, S. 107-108 und B. Delmaire, L’histoire-polyptyque, S. 17.
1124 Th. de Hemptine, A. Verhulst (Hgg.), De oorkonden, Bd. 1, D 28, S. 57-59: »Postea vero nos et ipse
Danihel in manum abbatis presentis et monachorum eam reddidimus et ad sustentandos fratres Deo
servientes super altare cum ramo et cespite posuimus et ab excommunicatione nos et predecessores
nostros absolvi impetravimus, et de eadem decima Marceniensem ^cclesiam amodo infestaturos excom-
municari monuimus.«
1125 In einer Urkunde von 1087, Miraeus/Foppens, Opera diplomatica, I, D 28, S. 515 heißt es: » [...] be-
neficium quod vulgo dicitur feodum [...].« Die genannte Stelle aus der Urkunde von 1129 macht aber
mehr als deutlich, dass es sich bei feodum und beneficium eben nicht um synonyme Bezeichnungen
handelt, sondern um unterschiedliche Dinge.