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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0293
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5. Die zeitgenössischen Texte als Überreste der correctio | 289

in Erinnerung gerufen werden sollten: so beispielsweise der absolute Verzicht auf
Besitz, das lange Fasten und die Sorge um die Armen und Pilger.
Am Ende seines ersten Kapitels fasst Galbert noch einmal zusammen, was er
mit seinem Bericht über die Prüfungen Bruder Fulchards bezweckte. So solle man
in allen Werken daran erinnert werden, besser zu leben und dies durch die Stren-
ge der Sitten, das beständige Gebet und das Vermeiden von Völlerei. Das Beispiel
Fulchards zeige, dass sich Gott nicht von jenen ab wendet, die sich ihm ganz hinge-
ben. Er belohnt vielmehr diejenigen, die würdig leben, stellt sie aber zugleich auch
immer wieder auf die Probe und »bürstet ihnen mit der Feile des väterlichen Tadels
den schädlichen Rost ab.«1187
5.1.2. Bruder Fulchard und das Kloster
Nachdem Galbert Fulchards Entwicklung zu einem guten Mönch nachgezeichnet
hat, kommt er im dritten Kapitel seines Patrocinium erneut auf diesen beatus homo
zu sprechen.1188 Zeitlich lassen sich die geschilderten Ereignisse aber vor die Ge-
schichten um Bruder Fulchards Prüfungen datieren. Es bleibe nämlich, so Galbert,
noch zu berichten, wie das darniederliegende Kloster von Marchiennes von Gott
durch die Fürsprache der dortigen Heiligen wieder zur Blüte gelangte.1189
Das Patrocinium liefert im Folgenden immer wieder chronikartige Passagen
über die Ereignisse, die mit dem Niedergang des Klosters verbunden waren. Es
verwundert daher wenig, dass die moderne Historiographie, die sich hauptsäch-
lich mit dieser Krise des Klosters befasst hat, diesen Teilen des Werks besonders
großes Interesse entgegenbrachte.1190 Doch neben dem dokumentarischen Aspekt
1187 Galbert, Patrocinium, c. 2, S. 146B-C: »Quare juxta Salomonis documenta, In omnibus operibus me-
morari debere novissima, novissimae diei magis ac magis suspectus, gravitate morum, continuatione
orationum, in abstinentia arctius gulae indicendo bellum, emendatior vivebat. Qui etiam in agone pii
certaminis desudans contra Leviathan, quoties sinebat incommoditas corporis seu discussio caelestis
malleatoris, caelesti aedificio lapides aptos quando vult & quemadmodum vult attundentis, ad obsequi-
um pauperum, inopum, nec non peregrinorum alacriter recurrebat. Unde liquido potest colligi, quanta
sit clementia Conditoris nostri, qui nec sibi obsequentibus dementer parcit; sed quos videt dignos re-
munerari, ligone saepius ferientis increpationis scindit, limaque paternae correptionis rubiginem eorum
nocivam eradit.«
1188 Galbert, Patrocinium, c. 3, S. 146D: »[...] in mente cujus, Beatus homo, qui semper est pavidus, assidue
versabatur.«
1189 Galbert, Patrocinium, c. 3, S. 146D: »De quo, postquam praemisimus, restat, ut quod distulimus, in-
spiciamus; scilicet quomodo misericors idem Deus & Dominus, res Marceniensium, nimis inclinatas
ad occasum, solis, ut ita dicam, reduxit ad ortum interventione Sanctorum, in eodem loco praesentia
corporali diem Domini expectantium.«
1190 H. Platelle, Crime et chätiment interessiert sich vor allem für die Strafwunder, S. Vanderputten,
Fuchard’s Pigsty für die Ereignisse um die »Reform«.
 
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