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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Editor]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0342
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338 | III. Die Abtei Saint-Martin in Tournai

ner Liebe zum Schreiben und zum Psalmodieren wird im Liber de restauratione
auch seine große Begabung als Prediger hervorgehoben.1346
Als am 30. Januar 1127 der zweite Abt des Klosters, Segard, starb, wählten
die Mitbrüder Hermann zu dessen Nachfolger.1347 Neben der Nennung in eini-
gen Urkunden ist recht wenig über seinen Abbatiat bekannt.1348 Aus seinem Liber
de restauratione erfährt man, dass er im April 1127 zusammen mit dem Abt von
Saint-Amand am Begräbnis des ermordeten Grafen von Flandern, Karls des Guten,
teilgenommen hat.1349 In seine Amtszeit fiel zudem die Weihe der neuen Abteikirche
im Jahr 1132.1350 Hermanns Abbatiat endete schließlich wenige Jahre später 1136, da
er sein Amt niederlegte und es Walter, einem ehemaligen Mönch aus Saint-Amand,
überließ.1351 Die Gründe für diesen Entschluss liegen im Dunkeln. Der Fortset-
zer der Klosterchronik von Saint-Martin erklärt diese Entscheidung damit, dass
Hermann aus gesundheitlichen Gründen sein Amt freiwillig niederlegte.1352 In der
Vita Abt Hugos von Marchiennes, eines ehemaligen Mönchs aus Saint-Martin, wird
berichtet, dass es in der Gemeinschaft zu einer Krise gekommen sei und Hermann
wegen seiner Unfähigkeit den Abtsstab niederlegen musste.1353
schien und offenbarte, dass er ein besseres monastisches Leben hätte führen können, wenn er das Amt
des Priors nicht ausgeübt hätte; Hermann, Liber, c. 103, S. 171-172.
1346 Diese Passage könnte, wie Huygens bemerkt, später hinzugefügt worden sein. Hermann, Liber, c. 103,
S. 172: »[...] postque more suo libris scribendis et ecclesiastice psalmodie insistere cepit, [...]. Pro
talibus studiis multum a domno Segardo abbate domnoque Gerberto priore diligebatur, ita ut etiam
ei coram se iniungerent dominicis et festis diebus sermones in capitulo fratribus proferre, [...].« ebd.,
c. 107, S. 175 heißt es: »divini verbi claruit predicator maximus.«
1347 Hermann, Liber, c. 107, S. 175; zu Segards Tod vgl. U. Berliere, Le necrologe, S. 149; die Vita Hugonis,
c. 11, S. 332 weiß allerdings zu berichten, dass Hermann noch zu Lebzeiten Abt Segards zum Abt
gewählt worden war.
1348 Vgl. zu den Urkunden im Einzelnen U. Berliere, Saint-Martin, Monasticon beige, S. 276-277.
1349 Hermann, Liber, c. 35, S. 69-72; eine genaue Analyse dieses Berichtes bietet N. N. Huyghebaert, Abt
Giselbrecht van Eename, S. 225-231.
1350 Hermann, Liber, c. 107, S. 175; vgl. auch N. N. Huyghebaert, Dedicationes Tornacenses, S. 9-27.
1351 Zu Abt Walter vgl. U. Berliere, Saint-Martin, Monasticon beige, S. 277-278.
1352 Hermann, Liber, c. 107, S. 175 -176: »In administratione autem monasterii decem annis nondum exple-
tis, gravem que >paralisis< vocatur incurrit egritudinem. Qui mansuetudine nimia et humilitate cordis
pollens, iuxta exemplum summi Magistri, qui ait discite a me quia mitissum et humilis corde, nemine
prorsus cogente sed propria voluntate et humilitate curam sibi commissam basculumque suscepti regi-
minis in manus reddidit nobili honorificoque Symoni dei gratia Tornacensium pontifici.«
1353 Vita Hugonis Marchianensis, S. 301-384 ersetzt den unzulänglichen Quellendruck von Martene und
Durand, in: Thesaurus novus anecdotorum, Bd. 3, Sp. 1709-1736; vgl. zudem H. Platelle, La vie
d’Hugues de Marchiennes, S. 73 -97; in der Forschung wurde der Begründung in der Vita Hugonis viel
Aufmerksamkeit geschenkt. So schreibt U. Berliere, Saint-Martin, Monasticon beige S. 276: »L’auteur
de la vie du B. Hugues de Marchiennes (Martene, Thes., III, 1719) est severe pour Herman, dont il
reconnait cependant la Science. En tenant compte de l’exageration du recit, il y aurait peut-etre lieu de
croire qu’Herman etait mieux doue pour l’etude que pour le gouvernement, et que s’il savait negocier
une affaire, il n’etait pas fait pour porter le poids de l’administration d’une maison. « Weit weniger
moderat ist das Urteil von Ch. Dereine, Odon de Tournai, S. 139: »Nous serions tentes d’accorder ä
ce temoignage plus de valeur que ne le fait Berliere, car Heriman apparait comme le type de ces fils de
riches convertis qui considerent la fondation comme une affaire de famille et entendent y jouer un röle
 
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