340 | III. Die Abtei Saint-Martin in Tournai
Tournai die Forderungen nach einem eigenständigen Bistum immer lauter wurden,
und zielen darauf ab, das Alter und die Ehrwürdigkeit der Stadt Tournai hervor-
zuheben. Da Hermann sich in den 1140er Jahren besonders für die Wiedererrich-
tung des Bistums von Tournai eingesetzt hatte, wollte die ältere Forschung ihn
als Autor dieser Werke sehen. Inzwischen wurde seine Autorschaft allerdings bei
einigen Werken angezweifelt. Unsicher ist man sich vor allem bei den Historiae
Tornacenses^^Mem Liber de antiquitate urbis Tornacensis,der Vita secunda
Sancti Eleutherii^2 und dem Status imperii iudaiciMb2> Wirklich gesichert ist sei-
ne Autorschaft dagegen für den Liber de restauratione und die Miracula Sancte
Mariae Laudunensis. Im Folgenden soll daher kurz auf die beiden letztgenannten
Werke eingegangen werden.
Das sicherlich bedeutendste Werk Hermanns von Tournai war sein Liber de
restauratione ecclesie Sancti Martini Tornacensis. Wie bereits erwähnt, erfährt man
aus dem Prolog, dass Hermann mit der Abfassung dieses Werks in Rom begonnen
hatte, wo er zwischen Ostern und Pfingsten 1143 auf die Entscheidung des Papstes
seine Ergänzungen nennt er das Werk Cur Deus homo Anselms von Canterbury, das bereits Eingang
in die Bibliothek des Martinsklosters gefunden hatte. Der Traktat selbst folgt im Wesentlichen den
Gedankengängen, die in den Werken Odos und Anselms zu finden sind. Ein wesentlicher Unterschied
zwischen Hermann und seinem Lehrer besteht allerdings in der Methode. Während letzterer seine
Argumentation weitgehend auf die Autorität der Vernunft stützt, schlug sein Schüler einen weitaus
traditionelleren Weg ein, indem er die Autorität der Heiligen Schrift und der Kirchenväter klar in den
Vordergrund rückte. I. M. Resnick, Anselm’s »school«, S. 428.
1360 In der Forschung unterscheidet man zwischen zwei Texttraditionen dieses Werkes. Zum einen eine
Version, die dem Umfeld der Kanoniker nahe stand: Chronica Tornacensis, S. 479-563. Zum anderen
eine Version, die auf eine Handschrift aus Saint-Martin in Tournai zurückgeht: Historiae Tornacen-
ses, S. 327-352; die Historiae Tornacenses sind eine Kompilation, die aus Teilen eines angeblich von
Hermann verfassten Rundbriefes, aus Teilen des Liber de restauratione und Teilen des Liber de anti-
quitate besteht. Während A. d’Haenens, Tournai vers 1095, S. 87 Hermann die Autorschaft zuspricht,
sehen P. Rolland, Les Monumenta, S. 275; Ders., Les origines legendaires de Tournai, S. 555-581;
M. A. Arnould, La bataille de Sabis, S. 67-68; J. Pycke, Heriman de Tournai, Sp. 1457 im Autor der
Historiae lediglich einen anonymen Mönch aus Saint-Martin, der wohl nach 1160 während des Abba-
tiats Yvos (1160-84) schrieb.
1361 Der Liber de antiquitate urbis Tornacensis, S. 352-357 wurde von P. Rolland, Les »Monumen-
ta«, S. 307-308 und A. d’Haenens, Heriman de Tournai, S. 168 Hermann zugeordnet, während
A. d’Herbomez, Les origines, S. 53 dieses Werk der Autorschaft eines Kanonikers, eventuell des De-
kans des Kapitels, Wilhelm, zuschreibt.
1362 Vita secunda Eleutherii, S. 189-196; P. Rolland, Les »Monumenta«, S. 276-307 spricht dieses Werk,
genauso wie J. Pycke, Heriman de Tournai, S. 168 Hermann zu. Zum Werk vgl. J. Warichez, Les origi-
nes, S. 10-16; L. Van Essen, Etüde critique, S. 394-397.
1363 Status imperii iudaici wurde von A. Boutemy, Note sur l’origine, S. 66-69 Hermann zugeschrieben.
A. d’Haenens, Heriman de Tournai, S. 169-170 hält dies für wahrscheinlich, weist jedoch daraufhin,
dass es noch keine sprachliche und stilistische Untersuchung dieses Werkes gegeben hat. Das Werk ist
unediert und findet sich in folgenden Handschriften: Brüssel, BR, ms. II 1020, fol. 33v-89v (13. Jh.),
Brüssel, BR, ms. II 1066, fol. lv-70r (13. Jh.), Boulogne-sur-Mer, BM, ms. 139 (13. Jh.), Arras, BM,
ms. 583 (871), fol. 39v-75v (Ende 13. Jh.), Paris, BnF, ms. lat. 5069, fol. lr-44r (14. Jh.).
Tournai die Forderungen nach einem eigenständigen Bistum immer lauter wurden,
und zielen darauf ab, das Alter und die Ehrwürdigkeit der Stadt Tournai hervor-
zuheben. Da Hermann sich in den 1140er Jahren besonders für die Wiedererrich-
tung des Bistums von Tournai eingesetzt hatte, wollte die ältere Forschung ihn
als Autor dieser Werke sehen. Inzwischen wurde seine Autorschaft allerdings bei
einigen Werken angezweifelt. Unsicher ist man sich vor allem bei den Historiae
Tornacenses^^Mem Liber de antiquitate urbis Tornacensis,der Vita secunda
Sancti Eleutherii^2 und dem Status imperii iudaiciMb2> Wirklich gesichert ist sei-
ne Autorschaft dagegen für den Liber de restauratione und die Miracula Sancte
Mariae Laudunensis. Im Folgenden soll daher kurz auf die beiden letztgenannten
Werke eingegangen werden.
Das sicherlich bedeutendste Werk Hermanns von Tournai war sein Liber de
restauratione ecclesie Sancti Martini Tornacensis. Wie bereits erwähnt, erfährt man
aus dem Prolog, dass Hermann mit der Abfassung dieses Werks in Rom begonnen
hatte, wo er zwischen Ostern und Pfingsten 1143 auf die Entscheidung des Papstes
seine Ergänzungen nennt er das Werk Cur Deus homo Anselms von Canterbury, das bereits Eingang
in die Bibliothek des Martinsklosters gefunden hatte. Der Traktat selbst folgt im Wesentlichen den
Gedankengängen, die in den Werken Odos und Anselms zu finden sind. Ein wesentlicher Unterschied
zwischen Hermann und seinem Lehrer besteht allerdings in der Methode. Während letzterer seine
Argumentation weitgehend auf die Autorität der Vernunft stützt, schlug sein Schüler einen weitaus
traditionelleren Weg ein, indem er die Autorität der Heiligen Schrift und der Kirchenväter klar in den
Vordergrund rückte. I. M. Resnick, Anselm’s »school«, S. 428.
1360 In der Forschung unterscheidet man zwischen zwei Texttraditionen dieses Werkes. Zum einen eine
Version, die dem Umfeld der Kanoniker nahe stand: Chronica Tornacensis, S. 479-563. Zum anderen
eine Version, die auf eine Handschrift aus Saint-Martin in Tournai zurückgeht: Historiae Tornacen-
ses, S. 327-352; die Historiae Tornacenses sind eine Kompilation, die aus Teilen eines angeblich von
Hermann verfassten Rundbriefes, aus Teilen des Liber de restauratione und Teilen des Liber de anti-
quitate besteht. Während A. d’Haenens, Tournai vers 1095, S. 87 Hermann die Autorschaft zuspricht,
sehen P. Rolland, Les Monumenta, S. 275; Ders., Les origines legendaires de Tournai, S. 555-581;
M. A. Arnould, La bataille de Sabis, S. 67-68; J. Pycke, Heriman de Tournai, Sp. 1457 im Autor der
Historiae lediglich einen anonymen Mönch aus Saint-Martin, der wohl nach 1160 während des Abba-
tiats Yvos (1160-84) schrieb.
1361 Der Liber de antiquitate urbis Tornacensis, S. 352-357 wurde von P. Rolland, Les »Monumen-
ta«, S. 307-308 und A. d’Haenens, Heriman de Tournai, S. 168 Hermann zugeordnet, während
A. d’Herbomez, Les origines, S. 53 dieses Werk der Autorschaft eines Kanonikers, eventuell des De-
kans des Kapitels, Wilhelm, zuschreibt.
1362 Vita secunda Eleutherii, S. 189-196; P. Rolland, Les »Monumenta«, S. 276-307 spricht dieses Werk,
genauso wie J. Pycke, Heriman de Tournai, S. 168 Hermann zu. Zum Werk vgl. J. Warichez, Les origi-
nes, S. 10-16; L. Van Essen, Etüde critique, S. 394-397.
1363 Status imperii iudaici wurde von A. Boutemy, Note sur l’origine, S. 66-69 Hermann zugeschrieben.
A. d’Haenens, Heriman de Tournai, S. 169-170 hält dies für wahrscheinlich, weist jedoch daraufhin,
dass es noch keine sprachliche und stilistische Untersuchung dieses Werkes gegeben hat. Das Werk ist
unediert und findet sich in folgenden Handschriften: Brüssel, BR, ms. II 1020, fol. 33v-89v (13. Jh.),
Brüssel, BR, ms. II 1066, fol. lv-70r (13. Jh.), Boulogne-sur-Mer, BM, ms. 139 (13. Jh.), Arras, BM,
ms. 583 (871), fol. 39v-75v (Ende 13. Jh.), Paris, BnF, ms. lat. 5069, fol. lr-44r (14. Jh.).