344 | III. Die Abtei Saint-Martin in Tournai
reich ereignet hatten, nehmen den Großteil des ersten Buches ein und beruhen zum
Teil wohl auf älteren Aufzeichnungen der Kanoniker von Laon.1379 Im zweiten
Buch berichtet Hermann von den Wundern, die sich bei den Reliquienumfahrten
in Südengland zugetragen hatten, bevor dann im dritten Buch sein besonderes Inte-
resse Bischof Bartholomäus von Jur gilt.1380 Dieses dritte Buch, das einer Lobschrift
auf Bartholomäus gleichkommt, thematisiert in erster Linie, wie der neue Bischof
von Laon sein darniederliegendes Bistum über die Jahre hinweg erfolgreich wieder-
aufgerichtet hatte, und weist über weite Strecken stark legitimatorische Züge auf.1381
Im Vordergrund steht dabei seine Bistumspolitik. Neben dem ausführlichen Bericht
über die Gründung von Premontre hebt Hermann daher die zahlreichen Neugrün-
dungen und correctiones von Klöstern im Bistum Laon hervor.1382
Sancte Mariae, Sp. 537-578; zur Funktion der Wunder in Guiberts Werken vgl. K. Fuchs, Zeichen
und Wunder; über die unterschiedliche Darstellungsweise Guiberts und Hermanns handelt R. Kaiser,
Verbrechen und Strafe in Nordfrankreich, S. 89-110.
1379 Heriman, Les miracles, Lettre, S. 128: »Hec ergo miracula iussu quidem paternitatis vestre composui,
sed ut maioris auctoritatis essent et a nullo propter dictaminis rusticitatem despicerentur, parvitatis mee
nomen illis premitiere nolui, sed sub nomine canonicorum eius ecclesie ea pretitutalvi.«
1380 Zu Bartholomäus von Jur vgl. v. a. Heriman, Les miracles, S. 97-122, der die ältere und zum Teil feh-
lerhafte Darstellung von A. de Florival, Etüde historique ersetzt. Immer noch v. a. wegen den Quellen
wichtig ist J.-M. Canivez, Artikel »Barthelemy de Laon«, Sp. 1008-1010.
1381 Der stark legitimatorische Tenor der Miracula erklärt sich wohl v. a. dadurch, dass Bartholomäus
während seines Pontifikats mit dem Domkapitel von Laon in Konflikt stand (Heriman, Les miracles,
S. 115-118). Saint-Denis (Heriman, Les miracles, S. 75) versteht Hermanns Miracula wohl zu Recht
als eine an die Kanoniker gerichtete Antwort- und Rechtfertigungsschrift. Im direkten Redaktions-
kontext steht zudem die Tatsache, dass Bartholomäus 1142 auf der Synode von Lagny zusammen mit
den Bischöfen von Noyon und Senlis wegen seiner Rolle in der Eheaffaire um Radulf von Vermandois
aus seinem Amt enthoben wurde; vgl. dazu Hermann, Liber, c. 113, S. 181-183 bzw. Historiae Torn-
acenses, IV, c. 5, S. 343; O. Pontal, Les conciles de la France, S. 320; A. Moreau-Neret, Le comte de
Vermandois Raoul IV, S. 82-116; mit der Anerkennung der Ehe Radulfs von Vermandois 1148 wurde
auch Bartholomäus wieder rehabilitiert. Der Bischof von Laon sah sich aber weiteren Anfeindungen
ausgesetzt und dies sogar, nachdem er 1151 von seinem Amt zurückgetreten war und Mönch in der
von ihm gegründeten Zisterzienserabtei Foigny wurde. Walter, der Dekan des Domkapitels und einer
der größten Gegner Bartholomäus’, wurde dessen Nachfolger im Bischofsamt und erhob schwere An-
schuldigungen gegen seinen Vorgänger. Bartholomäus reagierte hierauf 1158 mit einem Brief, in dem
er seine Bistumspolitik rechtfertigt und seine Verdienste aufzeigt. Vgl. dazu Bartholomäus von Laon,
Epistola ad Samsonem archiepiscopum Remensem, Sp. 696-697.
1382 Hermann trifft in seinem Werk jedoch eine Auswahl der Klöster. So ist z.B. weder die Rede von den
1134 in Laon etablierten Templern noch von den Karthäusern von La Thierache (1140), vgl. dazu Heri-
man, Les miracles, S. 110 -111. In den Miracula ist die Rede von den Gründungen von Premontre (ebd.,
III, c. 4, S. 206-211), Saint-Martin in Laon (ebd., III, c. 3, S. 204-206), Foigny (ebd., III, c. 11, S. 228),
Epinois (ebd., III, c. 12, S. 230), Vauclair (ebd., III, c. 13, S. 230), Thenailles (ebd., III, c. 14, S. 230),
Clairfontaine (ebd., III, c. 15, S. 232), Cuissy (ebd., III, c. 16, S. 232), Montreuil (ebd., III, c. 17, S. 234).
Eine correctio wurde eingeführt in Saint-Nicolas-aux-Bois (ebd., III, c. 18, S. 236), Saint-Michel-en-
Thierache (ebd., III, c. 19, S. 238), Saint-Vincent in Laon (ebd., III, c. 20, S. 238-239), Saint-Jean in
Laon (ebd., III, c. 22, S. 242-251).
reich ereignet hatten, nehmen den Großteil des ersten Buches ein und beruhen zum
Teil wohl auf älteren Aufzeichnungen der Kanoniker von Laon.1379 Im zweiten
Buch berichtet Hermann von den Wundern, die sich bei den Reliquienumfahrten
in Südengland zugetragen hatten, bevor dann im dritten Buch sein besonderes Inte-
resse Bischof Bartholomäus von Jur gilt.1380 Dieses dritte Buch, das einer Lobschrift
auf Bartholomäus gleichkommt, thematisiert in erster Linie, wie der neue Bischof
von Laon sein darniederliegendes Bistum über die Jahre hinweg erfolgreich wieder-
aufgerichtet hatte, und weist über weite Strecken stark legitimatorische Züge auf.1381
Im Vordergrund steht dabei seine Bistumspolitik. Neben dem ausführlichen Bericht
über die Gründung von Premontre hebt Hermann daher die zahlreichen Neugrün-
dungen und correctiones von Klöstern im Bistum Laon hervor.1382
Sancte Mariae, Sp. 537-578; zur Funktion der Wunder in Guiberts Werken vgl. K. Fuchs, Zeichen
und Wunder; über die unterschiedliche Darstellungsweise Guiberts und Hermanns handelt R. Kaiser,
Verbrechen und Strafe in Nordfrankreich, S. 89-110.
1379 Heriman, Les miracles, Lettre, S. 128: »Hec ergo miracula iussu quidem paternitatis vestre composui,
sed ut maioris auctoritatis essent et a nullo propter dictaminis rusticitatem despicerentur, parvitatis mee
nomen illis premitiere nolui, sed sub nomine canonicorum eius ecclesie ea pretitutalvi.«
1380 Zu Bartholomäus von Jur vgl. v. a. Heriman, Les miracles, S. 97-122, der die ältere und zum Teil feh-
lerhafte Darstellung von A. de Florival, Etüde historique ersetzt. Immer noch v. a. wegen den Quellen
wichtig ist J.-M. Canivez, Artikel »Barthelemy de Laon«, Sp. 1008-1010.
1381 Der stark legitimatorische Tenor der Miracula erklärt sich wohl v. a. dadurch, dass Bartholomäus
während seines Pontifikats mit dem Domkapitel von Laon in Konflikt stand (Heriman, Les miracles,
S. 115-118). Saint-Denis (Heriman, Les miracles, S. 75) versteht Hermanns Miracula wohl zu Recht
als eine an die Kanoniker gerichtete Antwort- und Rechtfertigungsschrift. Im direkten Redaktions-
kontext steht zudem die Tatsache, dass Bartholomäus 1142 auf der Synode von Lagny zusammen mit
den Bischöfen von Noyon und Senlis wegen seiner Rolle in der Eheaffaire um Radulf von Vermandois
aus seinem Amt enthoben wurde; vgl. dazu Hermann, Liber, c. 113, S. 181-183 bzw. Historiae Torn-
acenses, IV, c. 5, S. 343; O. Pontal, Les conciles de la France, S. 320; A. Moreau-Neret, Le comte de
Vermandois Raoul IV, S. 82-116; mit der Anerkennung der Ehe Radulfs von Vermandois 1148 wurde
auch Bartholomäus wieder rehabilitiert. Der Bischof von Laon sah sich aber weiteren Anfeindungen
ausgesetzt und dies sogar, nachdem er 1151 von seinem Amt zurückgetreten war und Mönch in der
von ihm gegründeten Zisterzienserabtei Foigny wurde. Walter, der Dekan des Domkapitels und einer
der größten Gegner Bartholomäus’, wurde dessen Nachfolger im Bischofsamt und erhob schwere An-
schuldigungen gegen seinen Vorgänger. Bartholomäus reagierte hierauf 1158 mit einem Brief, in dem
er seine Bistumspolitik rechtfertigt und seine Verdienste aufzeigt. Vgl. dazu Bartholomäus von Laon,
Epistola ad Samsonem archiepiscopum Remensem, Sp. 696-697.
1382 Hermann trifft in seinem Werk jedoch eine Auswahl der Klöster. So ist z.B. weder die Rede von den
1134 in Laon etablierten Templern noch von den Karthäusern von La Thierache (1140), vgl. dazu Heri-
man, Les miracles, S. 110 -111. In den Miracula ist die Rede von den Gründungen von Premontre (ebd.,
III, c. 4, S. 206-211), Saint-Martin in Laon (ebd., III, c. 3, S. 204-206), Foigny (ebd., III, c. 11, S. 228),
Epinois (ebd., III, c. 12, S. 230), Vauclair (ebd., III, c. 13, S. 230), Thenailles (ebd., III, c. 14, S. 230),
Clairfontaine (ebd., III, c. 15, S. 232), Cuissy (ebd., III, c. 16, S. 232), Montreuil (ebd., III, c. 17, S. 234).
Eine correctio wurde eingeführt in Saint-Nicolas-aux-Bois (ebd., III, c. 18, S. 236), Saint-Michel-en-
Thierache (ebd., III, c. 19, S. 238), Saint-Vincent in Laon (ebd., III, c. 20, S. 238-239), Saint-Jean in
Laon (ebd., III, c. 22, S. 242-251).