6. Der Liber de restauratione und die correctio von 1136 | 381
In der Zwischenzeit, so weiß Hermann weiter zu berichten, habe sich Odo be-
kehrt und in Saint-Martin niedergelassen. Als sich aber die Nachricht vom Weggang
der Mönche verbreitete, habe sich Rudolf unmittelbar zur Kathedrale begeben, die
Kanoniker zusammengerufen und ihnen den Domschatz zurückgegeben, den er
ihnen gewaltsam weggenommen und vorenthalten hatte. Nachdem er sie um Ver-
gebung gebeten hatte, teilte er ihnen mit, dass er der Welt entsagen und den Mön-
chen von Saint-Martin nachfolgen wolle. Begleitet von den Kanonikern und vielen
Menschen sei er zu seinem Haus gegangen, wo er nochmals öffentlich verkündete,
dass er zusammen mit seiner Familie der Welt entsage. Hermann kommentiert dies
folgendermaßen: »Wie großartig und schön war dieser Morgen, als alle sahen, wie
Rudolfs viertes Kind, noch ein Säugling, von seinem Vater hochgehoben und Gott
geweiht wurde.«1538 Rudolf habe sich dann zusammen mit einem armen Kleriker
namens Rainer auf den Weg gemacht. Als sie Odo und seine Mönche eingeholt
hatten, habe er sich vor dem Abt zu Boden geworfen und ihn darum gebeten, in
seine Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Nicht nur Odo, sondern auch Bi-
schof Radbod von Noyon war darüber sehr erstaunt. Odos Entschluss stand aber
endgültig erst fest, nachdem er Rudolf auf die Probe gestellt hatte, was dieser gehor-
sam und ohne Scham auf sich nahm.1539 Mainsendis habe unterdessen ihre Kinder,
die zwar Gott versprochen waren, aber noch zu klein für das Leben im Kloster
waren, an ihren Schwager, Dietrich den Münzer, gegeben. Dann habe sie ihre und
die Stiftung ihres Mannes getätigt, bevor sie sich ebenfalls der von Odo gestellten
Probe unterzog.1540
Die Konversion Rudolfs verläuft nach Hermanns Darstellung auf ideale Wei-
se: Nach der Versöhnung mit den Kathedralkanonikern wird der Entschluss mit
größtmöglicher Wirkung publik gemacht. Den Eintritt ins Kloster besiegelt zudem
eine reiche Schenkung an die Gemeinschaft, die Hermann im Anschluss an diesen
Bericht fein säuberlich dokumentiert.1541 Ingesamt bewertet Hermann die Konver-
sion seiner Eltern als sehr gelungen, wenn er abschließend bemerkt: »Dies waren
S. 711-751; H. E. J. Cowdrey, Count Simon, S. 253-266; außerdem P. Rouillard, Artikel »Simone di
Crepy«, Sp. 1179-1180.
1538 Hermann, Liber, c. 62, S. 111: »Quantus ibi omnium luctus pre dulcedine fuit, cum vidissent quartum
filium Radulfum adhuc lactentem cum cunabulo allatum et de cunis a patre extractum, sursum levatum
deoque commendatum!«
1539 Siehe dazu unten S. 401-403.
1540 Hermann, Liber, c. 62, S. 112.
1541 Hermann, Liber, c. 62, S. 113: »Hec sunt vero que ecclesia nostre contulit: quatuor molendina super
Ries, que Scaldo sunt propinquiora, [...] duo etiam molendina super Costenten nobis dedit cum adia-
centi terra, que de paterno iure ei provenerat, super quam unam curtem fecit construi, que usque in
hodiernum diem permanet. Gregem etiam equarum nobis dedit, cuius proles usque in hodiernum diem
in pascuis nostris servatur, de quibus et quadrigas ad excolendam terram nostram frequenter sumpsi-
mus et equos magni precii nutrivimus et vendidimus [...].«
In der Zwischenzeit, so weiß Hermann weiter zu berichten, habe sich Odo be-
kehrt und in Saint-Martin niedergelassen. Als sich aber die Nachricht vom Weggang
der Mönche verbreitete, habe sich Rudolf unmittelbar zur Kathedrale begeben, die
Kanoniker zusammengerufen und ihnen den Domschatz zurückgegeben, den er
ihnen gewaltsam weggenommen und vorenthalten hatte. Nachdem er sie um Ver-
gebung gebeten hatte, teilte er ihnen mit, dass er der Welt entsagen und den Mön-
chen von Saint-Martin nachfolgen wolle. Begleitet von den Kanonikern und vielen
Menschen sei er zu seinem Haus gegangen, wo er nochmals öffentlich verkündete,
dass er zusammen mit seiner Familie der Welt entsage. Hermann kommentiert dies
folgendermaßen: »Wie großartig und schön war dieser Morgen, als alle sahen, wie
Rudolfs viertes Kind, noch ein Säugling, von seinem Vater hochgehoben und Gott
geweiht wurde.«1538 Rudolf habe sich dann zusammen mit einem armen Kleriker
namens Rainer auf den Weg gemacht. Als sie Odo und seine Mönche eingeholt
hatten, habe er sich vor dem Abt zu Boden geworfen und ihn darum gebeten, in
seine Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Nicht nur Odo, sondern auch Bi-
schof Radbod von Noyon war darüber sehr erstaunt. Odos Entschluss stand aber
endgültig erst fest, nachdem er Rudolf auf die Probe gestellt hatte, was dieser gehor-
sam und ohne Scham auf sich nahm.1539 Mainsendis habe unterdessen ihre Kinder,
die zwar Gott versprochen waren, aber noch zu klein für das Leben im Kloster
waren, an ihren Schwager, Dietrich den Münzer, gegeben. Dann habe sie ihre und
die Stiftung ihres Mannes getätigt, bevor sie sich ebenfalls der von Odo gestellten
Probe unterzog.1540
Die Konversion Rudolfs verläuft nach Hermanns Darstellung auf ideale Wei-
se: Nach der Versöhnung mit den Kathedralkanonikern wird der Entschluss mit
größtmöglicher Wirkung publik gemacht. Den Eintritt ins Kloster besiegelt zudem
eine reiche Schenkung an die Gemeinschaft, die Hermann im Anschluss an diesen
Bericht fein säuberlich dokumentiert.1541 Ingesamt bewertet Hermann die Konver-
sion seiner Eltern als sehr gelungen, wenn er abschließend bemerkt: »Dies waren
S. 711-751; H. E. J. Cowdrey, Count Simon, S. 253-266; außerdem P. Rouillard, Artikel »Simone di
Crepy«, Sp. 1179-1180.
1538 Hermann, Liber, c. 62, S. 111: »Quantus ibi omnium luctus pre dulcedine fuit, cum vidissent quartum
filium Radulfum adhuc lactentem cum cunabulo allatum et de cunis a patre extractum, sursum levatum
deoque commendatum!«
1539 Siehe dazu unten S. 401-403.
1540 Hermann, Liber, c. 62, S. 112.
1541 Hermann, Liber, c. 62, S. 113: »Hec sunt vero que ecclesia nostre contulit: quatuor molendina super
Ries, que Scaldo sunt propinquiora, [...] duo etiam molendina super Costenten nobis dedit cum adia-
centi terra, que de paterno iure ei provenerat, super quam unam curtem fecit construi, que usque in
hodiernum diem permanet. Gregem etiam equarum nobis dedit, cuius proles usque in hodiernum diem
in pascuis nostris servatur, de quibus et quadrigas ad excolendam terram nostram frequenter sumpsi-
mus et equos magni precii nutrivimus et vendidimus [...].«